Unheimliche Verstärker
Elemente des Glücksspiels tauchen heute zunehmend in digitalen Spielen auf. Doch diese schleichende Entwicklung ist bedenklich. Eine Einordnung.
Elemente des Glücksspiels tauchen heute zunehmend in digitalen Spielen auf. Doch diese schleichende Entwicklung ist bedenklich. Eine Einordnung.
Die digitale Revolution macht es möglich: Spielerische Elemente haben heute Einzug gehalten in Bereiche, wo man sie früher nie vermutet hätte: in Büros und Universitäten, in Lern-Apps oder in Programmen zur Kundenbindung. „Gamification“ heißt diese Dynamik, und sie trifft heute mit einer weiteren Entwicklung zusammen, die in den letzten Jahren eher schleichend und oft unbemerkt stattgefunden hat: die Ausbreitung von Glücksspielelementen in digitalen Spielen – also Spielen, die via PCs, Spielkonsolen oder Smartphones gespielt werden. An der Schnittstelle von „Gaming“ und „Gambling“ ist eine neue Spielzone entstanden, die kritisch zu sehen ist.
Dabei sind die Glücksspielelemente in den digitalen Spielen unterschiedlich stark ausgeprägt und werden auf den ersten Blick mitunter gar nicht als solche wahrgenommen. Besonders augenscheinlich ist das Glücksspielelement bei „Social Casino Games“. Solche „simulierten Glücksspiele“ ahmen etwa Poker, Roulette oder Automatenglücksspiel nach, wobei aber nicht um Geld, sondern nur um Punkte bzw. spiel-eigene Währung gespielt wird. Die rechtlichen Kriterien eines Glücksspiels sind somit nicht erfüllt.
„Social Casino“ und Rennsimulation
Man könnte einwenden, dass diese Angebote doch nur ein weiteres Genre digitaler Spiele darstellen würden, die es ohne unmittelbares finanzielles Risiko erlauben, dem Glücksspiel nachzugehen. Warum also sind „Social Casino Games“ trotzdem der Kritik ausgesetzt? Weil befürchtet wird, dass Kinder und Jugendliche so mit den Grundprinzipien des kostenpflichtigen Glücksspiels vertraut gemacht würden und dass diese Angebote den Einstieg begünstigen könnten. Außerdem trägt der Ablauf dieser Spiele oft dazu bei, falsche Erwartungen zu entwickeln. Digitale Spiele zielen nämlich darauf ab, das Spielvergnügen zu sichern. Dafür sorgen häufigere Gewinne, als dies beim echten Glücksspiel der Fall ist – was bei Spielenden falsche Gewinnerwartungen bezüglich des echten Glücksspiels erzeugt.
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