Von München nach Bonn

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Das Wahljahr in Deutschland treibt seinem Höhepunkt zu - in knapp zwei Wochen entscheidet sich, ob die Ära Kohl an ihr definitives Ende gekommen ist. Mit 1. März dieses Jahres hat die Reihe der Probeläufe für den entscheidenden Urnengang am 27. September begonnen. In den drei so unterschiedlichen Bundesländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern wurden die Landtage neu gewählt, zeitgleich mit der Bundestagswahl wird zudem noch über die Zusammensetzung des Landesparlaments von Mecklenburg-Vorpommern abgestimmt.

Der vielbeschworene Schröder-Effekt hat sich - außer in Niedersachsen, der Heimat des gleichnamigen Kohl-Herausforderers - noch nicht so recht einstellen wollen, vermerkt die "Frankfurter Allgemeine" nicht ohne Häme. Aber immerhin, wenigstens in Hannover hat es geklappt: Der Triumph im Norden wurde demnach für die SPD ebenso zum bundespolitischen Signal, wie die Unionsparteien nun nach dem Wahlsonntag in Bayern Aufwind zu spüren vermeinen.

Hatte sich die SPD-Spitze in Bayern voll ins Wahlkampfzeug gelegt, so ist für Schröder der vergangene Sonntag nach ausgebliebenem Erfolg schon wieder "ein Stück Geschichte", eine Fußnote, sagen wir, auf seinem gloriosen Weg zur Macht. Selbstverständlich ist man umgekehrt in der CDU voll des Lobes für die Schwesterpartei in München. Die notorischen Differenzen zwischen der bayrischen Staatskanzlei und dem Bonner Kanzleramt scheinen wie weggeblasen, erst recht jene zwischen der Münchner und der Bonner CSU-Fraktion.

Man kann es drehen und wenden wie man will: gegen die CSU und Stoiber sind alle Herausforderer - zum Glück auch die von rechts - machtlos. Stoiber kann vorweisen, was Wähler gerne hören: gut wirtschaftliche Daten, niedrige Kriminalität, dazu vermittelt er eine wohldosierte Mischung aus Tradition und Aufbruchsstimmung.

Helmut Kohls Verdienste sind historisch betrachtet ungleich größer. Aber sie sind vermutlich nicht (mehr) sonderlich wählerwirksam. Was dem Kanzler bleibt, ist die Sehnsucht nach Stabilität.

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