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Ein Zapp-Bericht

Von einem "Krimi" war allenthalben die Rede: Der letzte Wahl-Sonntag in Deutschland hatte es tatsächlich in sich. Erst nach drei Uhr früh gab es das Endergebnis, das einen langsamen, aber unaufhörlichen Trend besiegelte: Die anfänglich siegesgewisse CDU/ CSU verlor ihren Vorsprung sukzessive, sodass am Ende nicht nur Rot-Grün im Bundestag, sondern sogar die SPD selbst unter den Parteien die Nase kaum, aber doch vorn hatte.

Zappen zwischen den Kanälen war an diesem Abend jedenfalls angesagt. ARD und ZDF präsentierten ihre je eigene Hochrechnung und auch RTL hatte im Verein mit dem privaten Nachrichtenkanal ntv ein Prognose-Institut engagiert. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender marschierten gar lang im Gleichschritt: CDU/ CSU vorne, SPD liegt zurück - lautete die Devise stundenlang. Um 20 Uhr 15 waren in der Berliner Runde ARD und ZDF sogar zusammengespannt: Die Parteichefs der sechs Bundestagsparteien, darunter also auch Edmund Stoiber und Gerhard Schröder, versuchten tapfer, das noch gar nicht bekannte Wahlergebnis zu kommentieren (Gott sein Dank, dass wenigstens die Grünen jubeln, sowie FDP und PDS ihre Wunden lecken konnten).

Als bei ARD und ZDF noch alle von einem CDU/CSU Vorsprung und einer Zitterpartie um die "Kanzlermehrheit" ausgingen (auch die ORF-Wahlsendungen hängten sich an diese Prognosen an), war auf RTL bzw. ntv aber schon längst (jedenfalls ab 21 Uhr) vom Gleichstand zwischen SPD und CDU/CSU die Rede. Dass die Hochrechnung des Instituts Forsa somit an diesem Abend den Vogel abschießen sollte, wurde von der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz erst allmählich registriert.

Es war schon nach Mitternacht: In den tagesthemen erklärte Jörg Schönenborn, "Wahlleiter" im ARD-Studio, dass eine rotgrüne Mandatsmehrheit nun wohl gesichert sei. Aber erst auf mehrfache, väterlich-geduldige Fragen von Moderator Ulrich Wickert dämmerte es Schönenborn, dass die SPD zur CDU/CSU aufgeschlossen haben könnte ...

Und so ging es gegen ein Uhr, als auch der ARD klar wurde, wie sehr die Karte Schröder/Fischer noch einmal gestochen hatte. ofri

autor@furche.at

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