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Immer zur Verhandlung bereit

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Die arabischen Staaten verstehen,' daß Israel mit Hilfe dieses Projekts nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch gestärkt wird. Und um dies zu verhindern, wurden die letzten Versuche unternommen, die Verwirklichung dieses Planes mit Hilfe der Vereinten Nationen zu unterminieren. In bezug auf die Wichtigkeit dieses Planes erklärte bereits Israels Außenminister, Frau Golda Meir, daß Israel zu jeder Stunde bereit sei, sich mit den arabischen Staaten an einen Verhandlungstisch zu setzen, um eine friedliche Lösung der Wasserprobleme Israels und der arabischen Staaten zu finden. Die arabischen Staaten ander-

seits erklärten, daß sie zu solchen Verhandlungen erst bereit seien, wenn Israel sich bereit erklärt, die arabischen Flüchtlinge, welche sich nach Aussagen der arabischen Staaten auf eine Million belaufen, zurückzunehmen. Außerdem verlangen die arabischen Staaten israelische Gebietsabtretungen, was sich für Israel als unannehmbar erwiesen hat.

Drei Pläne und keine Lösung

Bereits im Jahre 1953 wurde ernsthaft das Jordanbewässerungsprojekt erwähnt. Die arabischen Flüchtlinge, deren Lage damals besonders schlecht war und die von der UNRRA ernährt

wurden, waren der Hauptfaktor zur Erörterung dieses Problems. Die USA trugen damals sogar 70 Prozent zur Ernährung der arabischen Flüchtlinge bei und waren daher gerade aus diesem Grunde besonders interessiert, eine positive Lösung zu finden. Amerika erhoffte, mit Hilfe eines passenden Bewässerungsplanes diese Flüchtlinge produktiv anzusiedeln und auf diese Weise das arabische Flüchtlingsproblem, das das Pulverfaß des Nahen Ostens immer von neuem nährt, zu lösen.

Mr. Eric Johnston wurde von dem damaligen Präsidenten Eisenhower zu seinem Sonderbeauftragten in Bewässerungsfragen des Nahen Ostens ernannt. Nach dreijähriger Tätigkeit mußte Johnston zugeben, daß seine Pläne scheiterten.

Der erste Plan, welcher von amerikanischen Wasseringenieuren ausgear-

beitet wurde, basierte auf den Wässern des Jordans und des Jarmukflusses. Die beiden Flüsse haben ein Potential von zirka 1550 Millionen Kubikmeter pro Jahr, wovon zirka 250 Millionen Kubikmeter abgehen, um das jetzige Niveau des Tiberiassees und des Huleh-sees zu erhalten, so daß weitere 1300 Millionen Kubikmeter zur Verteilung an Israel, Jordanien und Syrien zur Verfügung stehen. Johnston schlug vor, daß Jordanien 825 MiUionen-Israel 425 Millionen und Syrien dagegen nur 55 Millionen Kubikmeter Wasser erhalten soll. Die Bedingung Johnstons war, daß die Gewässer nur zur Bewässerung des Jordantales ausgenutzt werden sollen, womit sich Israel natürlich nicht abfinden konnte.

Israel schlug einen Alternativplan vor, welcher auch den libanesischen Litanifluß mitinbegriff. Der Litanifluß hat ein Potential von 8 50 Millionen Kubikmetern. Libanon braucht davon nur ein Viertel, so daß zirka 680 Millionen Kubikmeter nach den israelischen Plänen dem großen Jordanprojekt zugeleitet werden sollten. Auf diese Weise wäre das Potential des Bewässerungsprojekts auf 2000 Millionen Kubikmeter pro Jahr gestiegen, wovon Israel zirka 1200 Millionen Kubikmeter für sich beanspruchte und die restlichen 800 Millionen Kubikmeter nach Syrien und Jordanien leiten wollte. Johnston sowie die arabischen Staaten lehnten diesen Plan ab.

Im Jahre 1954 bereiteten die arabischen Staaten mit Hilfe amerikanischer Ingenieure einen anderen Bewässerungsplan vor, der „Das große Jarmukprojekt“ genannt wurde. Dieses Projekt wollte die Quellen des Jordans über Syrien in den Jarmukfluß leiten und auf diese Weise Israel davon abhalten, diese Wässer für sich auszunutzen. Der Plan basierte auf einer engen syrisch-jordanischen Zusammenarbeit. Doch als damals Syrien in

Ägypten einverleibt wurde und sich die syrischen Beziehungen zu Jordanien verschlechterten, wurde dieser Plan nicht ausgeführt, und Jordanien beschloß, nur die Phase des Planes auszuführen, welche lediglich die Wässer Jordaniens ausnutzt. Das „Kleine Jarmukprojekt“

Im Jahre 1958 begann Jordanien das „Kleine Jarmukprojekt“ in Bau zu nehmen. Mit Hilfe dieses Projekts sollten 120 Quadratkilometer bewässert werden, was zur Zeit mit Hilfe •italienischer Ingenieure ausgeführt wird. Der Vorzug dieses Projekts ist, daß es unter anderem einen zirka 67 Kilometer langen Bewässerungskanal enthält, der bis Ende 1963 fertiggestellt werden soll.

Israel setzte keinen Widerstand gegen dieses Projekt ein, obzwar dadurch das israelische Wasserpotential verkleinert wird, weil es immer noch hofft, zu einer friedlichen Lösung des akuten Wasserproblems mit den Nachbarstaaten zu kommen. Die israelischen Behörden hoffen, bis Ende 1963 die erste Phase des Jordanprojekts zu beenden. In der Zwischenzeit wurden große landwirtschaftliche Projekte im Süden des Landes (Aradgebiet) vertagt, um sie erst nach Fertigstellung der ersten Phase des Jordanprojekts zu verwirklichen.

Die Wasserairmut Israels und der große Bevölkerungszuwachs brachten es mit sich, daß viele landwirtschaftliche Projekte, die schon in Augenschein genommen wurden, wieder fallengelassen wurden und an deren Stelle der Schwerpunkt der Entwicklung des Landes auf die Industrialisierung gelegt wurde.

Die Verwirklichung der Bewässerungspläne des Nahen Ostens liegt auch hier in den Händen der Großmächte, und eines der größten Fragezeichen bleibt die Haltung der Sowjetunion in dieser Frage.

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