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Der Kampf um den Frieden

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Es war der letzte Kampftag in Israels längster Woche. Israelische Einheiten erstürmten Stellungen, deren Position fast uneinnehmbar schien. In einem verlustreichen Nahkampf, in dem sich die Syrer bis zum letzten Mann verteidigten, konnte man diese Stellungen erobern.

Ich befand mich mit Arbeitsminister Jigael Alon in der ersten Linie nach der Erstürmung der Stellungen. Der Weg war offen, und es wurden strategische Positionen genommen, die das ganze syrische Hochplateau beherrschen, über zwanzig Kilometer tief in syrischem Territorium liegen und ein Beschießen der israelischen Kibbuzim im Hulleh-Tal unmöglich machen. Wir tranken aus dem Quellwasser des Banias, der dort entspringt und dessen Wasser eine der Hauptquellen des Jordanflusses ist. Jigael Alon sagte: „Was wir wollen, ist Frieden. Entweder wird es nun endlich nach neunzehn Jahren hier zum Frieden kommen oder aber werden wir dieses Gebiet behalten, um uns eine Verteidigung auch auf topographischer Grundlage zu ermöglichen.“

Schon am nächsten Tag brach die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen mit Israel ab. Es folgten zögernd die Satellitenstaaten.

Für Israel kam dieser schwerwiegende Schritt nicht überraschend. Es war dies die einzige reale Hilfe, die die Sowjetunion den arabischen Staaten angedeihen ließ, während der Kampftage, in denen die Armeen von Ägypten, Jordanien und Syrien zerschlagen wurden. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen erweckte trotzdem viel Besorgnis in israelischen Kreisen, da man nicht nur die Konsequenzen für die russische Judenheit im Auge hat, sondern ungewollt dadurch zu einem amerikanischen Mitläufer gestempelt wird. Andererseits hingegen muß man nun nicht mehr dauernd darauf Rücksicht nehmen, wie die Sowjetunion auf diesen oder einen anderen Schritt reagieren wird. Es ist kein Geheimnis, daß Israel nur aus Rücksichtnahme auf die Sowjetunion bis dahin nicht entscheidend gegen Syrien vorging. Das jetzige Baath-Regime in Syrien ist Rußlands treu-ester Partner im Mittleren Osten. Die Sowjetunion ignorierte ständig die syrischen Aggressionen und nahm immer Stellung für die syrische Position. In der einen Woche der Kampfhandlungen kamen zu Israel zirka 1,2 Millionen neue arabische Einwohner, die sich in den vom israelischen Militär besetzten Gebieten befinden. Die Fläche des neuen israelischen „Imperiums“ wurde mehr als verdreifacht. Im Südwesten bildet der Suezkanal die Grenze, im Süden das Rote Meer und die Tiran-Meerenge, im Osten der Jordan und im Norden Kuneitra, die syrische Militärbasis, und der Banias-See, der sich auf dem syrischen Hochplateau befindet.

Niemand gibt sich den Illusionen hin, daß Israel solch ein Imperium halten will. Doch mit den militärischen Blitzkriegen und -siegen, bei denen Israel viele seiner besten Söhne verlor, kam auch eine neue politische Konzeption auf, und zwar Rückgabe der besetzten Gebiete für einen Friedensvertrag. Israel will versuchen, die neunzehn Jahre alten Waffenstillstandsverträge in Dauerfriedensverträge umzuwandeln. Denn in den neunzehn Jahren des Waffenstillstandes kam es Jahr für Jahr zu kleineren und größeren Grenzzwischenfällen und oft auch zu ernsten Kampfhandlungen und Vergeltungsmaßnahmen.

Die Hauptforderung Israels ist, außer Friedensverträgen, freie Schiffahrt durch den Suezkanal und die Meerenge von Tiran.

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