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Das Geheimnis der Sterne

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Jedermann weiß, daß die Naturwissenschaften, besonders die Physik und Astronomie, heute in rascher Entwicklung sind. Bücher wie das vorliegende sind deshalb eine 6achlidie Notwendigkeit, um so einem weiten Leserkreise einen neuzeitlichen Überblick über ein großes Forschungsgebiet zu geben. Da6 Buch von Dozent Ferrari sollte in ereter Linie in den Händen der Lehrer an den Mittelechulen und den vielartigen Volkebildungs- 6tätten, aber auch aller Naturwissenschafter, Philosophen und Theologen sich befinden. Sind diese Berufsschichten doch stark der Gefahr ausgesetzt, in ihrem Unterricht noch Ansichten zu bringen, die die eigentliche Forschung längst aufgegeben hat. Die Astronomie von 1950 sieht anders aus al6 die von 1930. Aber auch jeder sonet an der Sternenwelt Interessierte wird die6e „Kunde vom Weltall’ mit Gewinn und Genuß lesen. Der Fachmann aber 6pürt, daß der Verfasser in seiner abwägenden kritischen Haltung nicht nur ein erfolgreicher Hochschullehrer ist, sondern selbst in der Front der Forschung steht — im Gegensatz zu anderen Autoren populärer Astronomien, die oft ihr Wi66en erst au6 zweiter Hand nehmen oder die Probleme zu sehr vereinfachen und zuweilen nicht selbst erfahren haben, wie schwer e6 ist, auch nur ein Steinchen dem Mosaik einer Wissenschaft z’i- zufügen.

Ferraris Buch gibt eine Gesamtschau der Astronomie, mit dem Anblick des gestirnten Himmel beginnend und den heutigen Hypothesen vom Weltganzen und von der Weltentstehung endend. Ein besonders interessanter Abschnitt des Buches behandelt die Matthäus-Perikope vom „Stern der Weisen“. Die auf Kepler zurückgehende Interpretation, es handle sich um eine besonders seltene Planetenkonstellation aus dem Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung, wird heute wohl von allen Astronomen, auch den Jesuiten der Specola Vaticana, geteilt. Ein anderes Kapitel, die Doppelsterne, behandelt ein Gebiet, in dem der Verfasser eigene Forschungsarbeiten aufiweisen kann. Diese überaus häufigen Systeme sind für unser Wissen um die Zu6tandgrößen der Sterne von besonderer Wichtigkeit. Mit Interesse lieet man, welche Argumente heute die Forschung für die Annahme eines endlichen Beginnes alles phy6i- kali6dien Geschehen naeh Raum, Zeit und Materie erarbeitet hat, und auch die Ausführungen Ferrari6 darüber, wie gering die Wahrscheinlichkeit iet, daß es noch an „zahllosen“ Stellen des Universums zu einer Entwicklung höchster, organisch-geistiger Wesen wie de6 Menschen gekommen sein mag.

Zwei Anhänge beschließen das Buch. Der erete ist eine mathematisch-physikalische Widerlegung der Hohlwelttheorie. Nach Ansicht des Verfassers scheint diese Phantastik noch in Österreich umzugehen, während sie in Deutschland seit dem Ende des Hitler- reiches mit Recht vergessen ist. Wichtiger ist der zweite Anhang, in welchem in ruhiger, aber klarer Darlegung der Aberglaube der Astrologie gekennzeichnet ist.

Zusammenfassend: Das vom Verlag mit zahlreichen Photographien gut ausgestattete Buch des Dozenten Dr. Ferrari kann in jeder Richtung nur wärmstens empfohlen werden.

ISO Jahre Theater an der Wien. Von Anton Bauer, Amalthea-Veriag, Wien. 515 Seiten.

Der bekannte Wiener Theaterhietoriker Dr. Anton Bauer hat in jahrelanger, feinsinnig erfaßter Arbeit da6 Werden dieser hietorischen Theaterstätte fe6tgehalten, und sein in prächtiger Ausstattung vorliegendes Werk repräsentiert 60 schlechthin eine Zeitspanne internationalen künstlerischen Schaffens, das untrennbar mit dem Begriff „Theater an der Wien“ verbunden erscheint.

Der Vorhang hebt sich, und vorüber rauschen die Bilder des Geschehen , wecheelreich, wie sie kaum einem zweiten Theater im deutschen Sprachraum beschieden waren. Von dem ersten Direktor dieser Bühne, Emanuel Schikaneder, der bei den Uraufführungen von Mozarts „Zauberflöte“ und Beethovens „Fidelio Pate etand, spannt sich in weiter Bogen schöpferischer Gestaltungskraft, die die Geschichte des Theater an der Wien seit einhundertfünfzig Jahren au6füllt. Große Namen gaben diesem Theater ihr Gepräge. Nestroy, Raimund, Grillparzer, Anzengruber, die Krones, die Gallmayer, die Gei- etinger und viele, viele andere wirkten hier jahrelang. Richard Wagner und Hector Berlioz standen am Dirigentenpult in der Wienzeile, und die klingenden Schätze eine Johann Strauß, Suppe, Millöcker, Offenbach, Ziehrer, um nur einige zu nennen, wurden von hier aus in die ganze Welt des frohsinnigen Muei- zierens gestreut. Nach wechselvollem Bühnengeschick zog dann um die Jahrhundertwende Karczag als direktorialer Herr in das Theater an der Wien ein, und mit seiner Tätigkeit, der sich alsbald der Name Hubert Marischka — für uns alle ein einmaliger Begriff — als leuchtender Stern auf dem Wiener Theater- himmel zugesellte, begann eine neue erfolgreiche Epoche dieser Kun6tstätte. Alexander Girardi feierte hier Triumphe, und der neue Stil der Wiener Operette, bald die ganze Welt umspannend, erhielt hier festlichen Glanz. Franz Lehar, Leo Fall, Oskar Strau6, Emmerich Kalman, Edmund Eysler erlebten hier beispiellose Premierenerfolge, und ihre Partituren eroberten von hier au6 die Welt.

Nach dem Krieg bedeutete der Einzug der Wiener Staatsoper in das Theater an der Wien, der dank der vorbildlichen Zielsetzung des Leiters der Bundestheaterverwaltung, Sektionschef Dr. Hilbert, ermöglicht wurde.

So ist das vorliegende, mit vielen interessanten Bildern ausgestattete Werk wahrlich ein fesselndes Spiegelbild des reichen, ja unerschöpflichen Theaterlebens unserer Stadt geworden, eindrucksvoll mahnend, die Kulturgüter unseres Seins aus der schöpferischen Verganger.enheit in die bewahrende und doch vorwärtsblickende künstlerische Gegenwart zu bergen.

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