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Aus dem Sdhäffen Rene Groussets

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Das Heldenlied der Kreuzzüge. Von Rene

Gfousset. G.-Kilper-Verlag, Stuttgart. 373 Seiten, 9 Tafeln, 1 Karte.

Neben bedeutenden Darstellungen der orientalischen Geschichte und Philosophie hat der Verfasser 1934 bis 1936 eine dreibändige Geschichte der Kreuzzüge publiziert, die bis heute das Standardwerk über dieses Thema geblieben ist. Niemand, der die vorliegende kürzere Fassung in der — übrigens recht gut gelungenen — deutschen Ubersetzung liest, wird etwas von der Fülle der Vorstudien bemerken, die Grousset hinter einer stets klaren und interessanten, niemals schulmeisterlichen Art des Erzählens verbirgt. Die Darstellung ist sachlich und sauber, ihr fehlen auch nicht jene dunklen FaTben, die romantische Begeisterung am Mitelalter früher so gerne wegließ. Nur schade, daß diese Schilderung der politischen Ereignisse keinen Raum für ein Eingehen auf Dinge bot, ohne die doch die Kreuzzugsbewegung kaum verstanden werden kann: die Idee und ihre Vorgeschichte, das „christliche Rittertum', die wirtschaftlichen Vorbedingungen und Ergebnisse und manches andere, das, In Groussets meisterhafter Art gebracht, sicher auf das Interesse des Lesepublikums rechnen könnte Univ.-Prof. Dr. Heinrich Fichtenau

Schicksalsstunden der Geschichte. Von Rens Grousset. Ullstein-Verlag, Wien. 362 Seiten mit 15 Bildtafeln.

Wenn auch der Titel dieser Sammlung von sieben brillant geschriebenen Essays an die bekannten „Sternstunden der Menschheit“ Stefan Zweigs erinnert, so ist doch das Anliegen des bedeutenden Historikers und Mitgliedes der „Academie fran9aise“ In Wesentlichem ein anderes. Er entfaltet vor dem Leser schicksalhafte Menschheitsepochen mit allen ihren geschichtlichen Voraussetzungen und Zusammenhängen und aus dieser weitreichenden Schau heraus das Bild jener Persönlichkeit, die für sie symbolisch ist, — ihre Entfaltung, ihr Wirken und nicht zuletzt ihr Versagen. Denn diese „Heroen“ haben alle nicht das erreicht, was als ihre geschichtliche Aufgabe zu bezeichnen war, wie groß immer ihr Einfluß auf die weitere Entwicklung gewesen sein mag: P er i kl es, gebannt durch athenische Sonderinteressen, verabsäumt die Einigung Griechenlands, Alexander der Große gewann nicht den Orient dem Hellenentum, sondern öffnete ersterem den Weg nach Griechenland, — Karl V. konnte sich von der Faszination der burgundischen Erbschaft zum Unheil für seine weltumfassenden Möglichkeiten nicht befreien, Ludwig XIV. vergab auf den Schlachtfeldern von Flandern und der Lombardei, um begrenzter Gebietsgewinne willen, die Anwartschaft auf ein überseeisches, zweites Frankreich. Und Bismarck, der sonst planvolle Rechner, schuf durch die Angliederung Elsaß-Lothringens jene latente und unheilvolle Spannung, die Frankreich zur englischrussischen Allianz führte. D;e „Deutschlands historische Stunde“ übersdiriebene Studie ist sicher eine der bestgelungenen dieser geistvollen und wissensmäßig reich fundierten Aufsatzreihe. Man wird nicht allen Urteilen Groussets beipflichten können, auch Akzente abschwächen oder verstärken müssen. Von der „Wiedereinverleibung“ Straß burgs durch Ludwig XIV. (S. 243) läßt sich zum mindesten aus der Schau des späten 17. Jahrhunderts nicht sprechen. Karl V., sagi Grousset, habe, „wie sein Großvater Maximilian“, „Hirngespinsten“ nachgejagt (S. 210) und: seine „Insolvenzerklärung, die das Hinabsteigen in die Gruft von S. Just ausdrückt“, sei „in jeder Beziehung gerechtfertigt“. (S. 203.) So unbezweifelbar der Wille des Autors zu voller geschichtlicher Objektivität ist: der große Historiker ist unzweifelhaft auch ein großer Patriot.

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