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Der Abt fahHp P einen Mercedes
dieFurche: Wie verbinden Sie Ihr politisches Engagement und Ihre soziologischen Analysen mit Ihrer buddhistischen Praxis?
Sulak Sivaraksa: Im Westen neigen die meisten Menschen dazu, zu meinen, daß Buddhismus nichts mit Politik zu tun hat. Aber wenn man eine Gesellschaft mit Problemen konfrontiert, dann muß das politisch sein. Aber als ein praktizierender Buddhist sollte man nicht in die Parteipolitik verwickelt sein: Ich möchte weder ein Abgeordneter im Parlament werden, noch Minister oder Premierminister. Sonst würde ich denselben Fehler wiederholen, den zum Beispiel die Christdemokraten machten. Man wird mehr zum Politiker, statt seine Beligion zu praktizieren.
dieFurche: Und wie sieht politisches Engagement dann aus?
Sivaraksa: Man kann sie auf verschiedene Weise herausfordern -ohne Gewalt. Gleichzeitig muß man nach Alternativen zum gegenwärtigen Modus der politischen Szene Ausschau halten. Für mich sind die meisten politischen Systeme zu altmodisch, sie funktionieren nicht mehr. In Amerika zum Beispiel gaben früher 90 Prozent der Wähler ihre Stimme bei Präsidentenwahlen ab. Jetzt sind es nur noch 50 Prozent.
dieFurche: Slam ist ein „Schwellen-land". Das westliche System mit seiner Konsumorientierung beginnt sich gerade durchzusetzen Können Sie dieser Entwicklung Widerstand entgegensetzen?
Sivaraksa: In den letzten 50 Jahren hat man die Menschen am Land stark verunsichert, weil man ihnen sagte, sie seien nicht gut genug, - nur wenn sie Geld haben, seien sie jemand, und sie müßten dreimal irn Jahr ernten. Der Slogan: Arbeite für Geld, und das Geld wird dich glücklich machen. Das ist völlig gegen die Lehre des Buddhismus.
In den letzten 30 Jahren haben sie an diesen Slogan geglaubt, und daher sind sie verschuldet, viele haben ihre Töchter als Prostituierte verkauft, und viele haben ihre Wurzeln abge schnitten, um in Deutschland, Amerika oder in Saudi-Arabien zu arbeiten. Aber glücklicherweise realisieren die Mensehen seit den letzten zehn Jahren mehr und mehr, daß das ein Problem ist. So ist der Buddhismus für sie wieder bedeutend geworden.
Erst wenn man wieder zu sich selbst findet, dann weiß man, was man tun muß, damit es wieder ein gutes Miteinander gibt. Wir führen also wieder die traditionelle Medizin ein, traditionellen Ackerbau ohne dieses chemisches Zeug. Der Büffel bekommt wieder Bedeutung. Jetzt entstehen Kooperativen in einer sehr buddhistischen Tradition, in der Tradition des Sanghia.
dieFurche: In Thailand ist der Buddhismus Staatsi-eligion Beteiligt sieh der Sangha, der buddhistische Mönchsorden, an der Modernisierung des Landes?
Sivaraksa: In der buddhistischen Mönchsgemeinschaft sind alle gleich. Aber - weil wir Menschen sind, lieben wir es, wenn uns geschmeichelt wird, und wir lieben Hierarchien. Dieses Land ist in den letzten 30 Jahren modernisiert worden. Die Bei-chen und Mächtigen arbeiteten mit den Klöstern zusammen, sie gaben ihnen Geld. Eigentlich sollten die Mönche kein Geld haben, aber natürlich gibt es immer Wege, das zu umgehen. Und jetzt haben sie Autos, die zwar theoretisch dem Tempel, aber faktisch dem Abt gehören. Und wenn der Abt A einen Volvo hat, dann muß der Abt R einen Mercedes haben, leider. Das wird in unserem Land allerdings nicht öffentlich diskutiert. Aber - ich bin da natürlich wieder der böse Bube, und sage, darüber muß man reden. Und so sind viele in der Hierarchie böse auf mich.
dieFurche: Die Zerstörung der Umwelt, zugunsten der modernen Wirtschaft und zugunsten einer hemmungslosen Konsumorientierung ist heute ein internationales Problem. Sehen Sie da einen Ausweg?
Sivaraksa: Wenn wir weniger gewalttätig werden und bescheidener, dann werden die Menschen mehr miteinander und mit der Natur kommunizieren. Jetzt sind die Menschen voneinander und von sich selbst entfremdet.
In vielen Familien gibt es einen Fernseher pro Person, und dann gibt es natürlich Computer. Man redet nicht mehr mit dem Ehemann oder der Ehefrau oder den Kindern. Das Fernsehen gibt uns die ganzen falschen Werte - es macht uns gewalttätig. Und dann die Werbung: wir werden konditioniert darauf, Geld zu verdienen und auszugeben. Aber wenn man diesen Einflüssen widersteht, dann hat man Zufriedenheit. Man wünscht sich, mehr zu geben als zu nehmen, und man glaubt nicht mehr an die Lügen der Werbung und der öffentlichen Propaganda.
Das Gespräch führte
Ursula Baatz
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