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Kinokostbarkeiten

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Das Programm der „Internationalen Festwoche des heiteren Films“ konnte trotz Aufwand und Ambitionen nicht halten, was es versprach, da sich der gleiche Umstand ergab, der im letzten Jahr die Veranstaltung der religiösen Filmfestwoche verhinderte: der fühlbare Mangel an geeigneten Filmen, die einer Festwoche würdig wären. Die Heiterkeit des Ostens war nicht immer sehr heiter, und lediglich der letzte Film der Veranstaltung, Israels originelle Köstlichkeit „Sallah“ begeisterte das Publikum, denn Ephraim Kishons treffende Satire wies jenen prächtigen und urmenschlichen Humor auf, der, je echter er auf nationale Eigenheiten konzentriert ist, um so allgemeingültiger und allgemein verständlicher ist, jenseits jeder politischen Einfärbung und tendenziöser Verbrämung. Diese Geschichte von dem orientalischen Einwanderer Sallah, der in Israel mit viel morgenländischer List gegen die Tücken der Bürokratie und Staatsgewalt kämpft, persifliert auf liebenswürdige Weise die menschlichen Schwächen, ohne in destruktive Bitterkeit zu verfallen. Es war ein bezauberndes Vergnügen, das nunmehr auch einem breiteren Publikum im normalen Programm bereitet werden soll.

Zu einem vollen Erfolg gelangte die Retrospektive im mittleren Saal der Urania, in der das Gesamtwerk der Marx-Brothers gezeigt wurde. Die einmalige Komik dieser drei großen amerikanischen Künstler riß das Publikum zu Lachstürmen hin, deren man sich wahrhaftig nicht zu schämen brauchte. Ihr einzigartiger Stil, aus jeder Situation alle Komik bis auf den Grund auszuschöpfen, zeigte ihre unerreichte Meisterschaft, und auch der letzte noch lebende der Marx-Brothers, Grou- cho, der als Ehrengast der „Viennale“ nach Wien gereist kam, erwies sich bei seinen Auftritten in der Öffentlichkeit als heiter-bissiger Komödiant, der sich keine Chance entgehen läßt, die ihm eine Frage oder Situation bietet.

Der Kinoalltag dafür war trüber, denn der amerikanische Farbgroß- fllm „Judith“ erreichte trotz alttestamentarischen Schauplatzes und einer hervorragenden literarischen Vorlage von Lawrence Durell nur das Niveau eines unglaubwürdigen Kolportagefilms, auch trotz der Mitwirkung von Sophia Loren oder vielleicht auch durch sie, da sie sich dieser Rolle nicht gewachsen zeigte und zuviel Loren und zuwenig Judith war.

Auch der italienisch-französische Farbfilm „Der Zug zur Hölle“ ist trotz Jean Marais nur einer der derzeit gängigen Agentenfilme mit verworrener Handlung, die auch die Spannung nicht durchzuhalten versteht. Die Wiederbegegnung mit der Tragödie eines Stummfilmstars in „Sunset Boulevard“ ist von gleicht Erschütterung wie vor fünfzehn Jahren, als dieser Billy-Wilder-Film bei uns erschien. Wenngleich auch jene bittere Demaskierung von Hollywoods wahrem Gesicht nicht ohne extreme Effekte ist, der Zusammenbruch eines alternden Stars, der noch einmal von einem großen Comeback träumt und schließlich in den Abgrund geistiger Umnachtung versinkt, ist von echter, tiefmenschlicher Tragik. Schade, daß heute Billy Wilder völlig auf die kommerzielle Sex-Seichtigkeit eingeschwenkt ist und sich nicht mehr zu solchen Meisterwerken aus einem Guß aufraffen kann.

• Die bisher größte Ausstellung des österreichischen Bauzentrums in Wien ist dem Kirchenbau gewidmet. Sie wurde von der Arbeitsgruppe 4 (den Architekten Kurrent und Spalt) zusammengestellt und ist wie die Ausstellungen „Architektur in Wien um 1900“ und „Das Werk Michael Thonets“ als Wanderausstellung eingerichtet. „Die Furche“ wird mit ihrer nächsten Architekturseite auf das Thema dieser Ausstellung zurückkommen.

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