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Die „österreichische Musikzeitschrift”, im Branchenjargon ÖMZ genannt und seit ihrem Bestehen mit abgewandelten Grüntönen sich von kleinformatigen Publikationen ähnlicher Art unterscheidend, ist über 30 Jahre lang Österreichs wichtigstes Organ in Sachen Musik. Daß schon bei der Gründung durch Peter Lafite im Sommer 1945 dieses Ziel einer integrativen Zeitschrift für musikalische Sachfragen angestrebt wurde und der Anspruch bis heute aufrechterhalten werden konnte, ist den umsichtigen Herausgeberqualitäten Peter Lafites und, nach seinem Tod 1951, seiner Frau, Elisabeth Lafite, zu verdanken. Integrativ bedeutet dabei Verbindung von Theorie und Praxis, von hochwissenschaftlichem Aufsatz und feuilletonistischer Kritik, von Buchbesprechung und Plattenrezensionen, von Nachrichten aller Art, aber auch eine Autorenreihe, die nahezu jeder Fachrichtung innerhalb der großen Szene Musikologie ermöglicht, ihre Meinung darzustellen. Man mag das Blatt als das mehr oder weniger offizielle Organ der österreichischen Musikwissenschaft ebenso betrachten, wie als offiziöses Organ der Musikhochschulen und darüber hinaus jener Gruppe von nichtinstitutionalisierten Musikologen, die für Österreichs Forschung, für die Präsentation des musikalischen Österreich nach außen hin soviel getan haben.

Das Redaktionsteam, heute aus Schriftleiter Rudolf Klein, Walter Szmolyan und Erik Werba zusammengesetzt, garantiert schon qua ‘ Persönlichkeit und Position innerhalb der österreichischen Musikszene die Einhaltung des Auftrags, dem sich die österreichische Musikzeitschrift von Anfang an verpflichtet fühlte: einerseits nämlich institutionsunabhängig, frei und keiner der vielen Splittergruppierungen verpflichtet zu wirken, anderseits über die Grenzen hinaus ein Abbild der Musikgeschehnisse des österreichischen Raumes zu vermitteln, aber auch die musik- theoretischen Erkenntnisse, die innerhalb der Landesgrenzen geleistet werden, mit Berichten, die ausländische Wissenschafter zu österreichischen Fragen verfaßt haben, zu konfrontieren. Eine Autorenliste der letzten 30 Jahre weist aus, daß nahezu alle Persönlichkeiten, die hierzulande die musikalische Wirklichkeit darstellen, zu Wort kamen, daß die repräsentativsten Musikologen außerösterreichischer Provenienz ihre Stellungnahmen ab- gaben.

Jedes Heft ist einer Thematik unterstellt und versucht, nicht nur dem konservativen Sachkatalog entsprechend, sondern interdisziplinär und aktualitätsbezogen zu arbeiten. Gewiß mag manchmal Detailfachspezifisches die Oberhand gewonnen haben, sicherlich ist in der Berichterstattung nicht immer die modemst ansprechende Form gefunden worden, gelegentlich mag es auch Gefälligkeiten geben, Befriedungen, die wichtigere Konflikte zudecken; gewiß wird es Meinungsverschiedenheiten geben über die Qualität mancher Autoren oder die Berechtigung ihrer Forschungszweige, über Effizienz der Arbeit und Schwergewichtung nach außen. Hiefür ist jedoch nicht die österreichische Musikzeitschrift verantwortlich zu machen, weil sie für den, der die Realität kennt, ein Spiegelbild der Verhältnisse dieses Landes vermittelt.

Auch deswegen, und weil sie die einzige ernsthafte Plattform für eine fachspezifische Diskussion darstellt, ist die österreichische Musikzeitschrift nicht mehr aus dem publizistischen Bereich wegzudenken; wie ausländische Wissenschaftler oft versichern, auch nicht vom internationalen Zeitschriftenmarkt.

Sie ist damit, dank Österreichs Stellung als Musikland, eine der wenigen international ernstgenommenen Fachzeitschriften aus Österreich, einem Land, das es zu einer international bedeutenden Tageszeitung seit 1945 nicht mehr gebracht hat.

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