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„Die Industrie“
Eigentlich besteht sie schon 75 Jahre, aber das Jubiläumsheft gedenkt bewußt nur des Erscheinens während sieben Jahrzehnten: Denn die Zeitschrift „Die Industrie“, seit der Errichtung der Vereinigung österreichischer Industrieller nach dem zweiten Weltkrieg deren offizielles Organ, war während der Zeit der deutschen Besetzung eingestellt.
Organe von Verbänden werden gewöhnlich mit Mißtrauen betrachtet, vertreten sie doch die in der heutigen Zeit so oft kritisierten „Interessen“. „Die Industrie“ macht kein Hehl daraus, daß sie ein Verbandsorgan ist, ebensowenig wie daraus, daß sie die Interessen der Mitglieder der Industriellenvereinigung zu vertreten hat. Aber es ist seit jeher das Ziel der redaktionellen Arbeit, diese Gruppeninteressen soweit wie möglich in Kongruenz mit dem Gesamtinteresse zu bringen. In diesem Sinn betrachtet es das Blatt als eine seiner wichtigsten Aufgaben, für den Gedanken einer aufrichtigen, wenngleich nicht spannungsfreien Zusammenarbeit zwischen den Sozial- und Wirt- schaftspartnem einzutreten. In ihren Grußadressen haben das unter anderen der Bundespräsident und die Präsidenten der Bundeswirtschaftskammer und des österreichischen Gewerkschaftsbundes bekräftigt. Der letztere schreibt ausdrücklich, daß „Die Industrie“ entscheidend zur geistigen Wandlung innerhalb der
Industriellenkreise in der Zweiten Republik beigetragen habe.
Es ist dem Blatt anzumerken, daß es in den letzten Jahren bewußt außerwirtschaftliche Probleme in den Blickpunkt des industriellen Leserkreises rückt. Wirtschaftsphilosophische, gesellschaftspolitische und kulturkritische Themen nehmen einen immer breiteren Raum ein. Es darf in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, daß die erste umfassende Betrachtung der Enzyklika „Mater et Magistrą“ von ökonomischer Warte im deutschen Sprachraum in diesem Blatt erfolgte. Papst Johannes XXIII. ließ ausdrücklich dafür danken. (Die Serie ist später unter dem Titel „Mehr als Soll und Haben“ in Buchform erschienen.)
Im Jubiläumsheft der von Kommerzialrat Julius Müller begründeten und später von seinen Söhnen verlegerisch betreuten Zeitschrift wird insbesondere hervorgehoben, daß sich das Blatt als österreichische Publikation empfinde: ohne Kirchturmperspektive und falsch verstandenen Nationalismus, einfach im Geist der österreichischen, welt- offenen Tradition. Dem saloppen Stil einer sich modern gebärdenden Journalistik will „Die Industrie“ bei aller Zeitnähe und Zukunftsorientierung Gediegenheit und publizistische Anständigkeit entgegensetzen.
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