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Krisenvorsorge ein Fremdwort?

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Wirtschaftskrisen können tödlich sein. Heute kämpfen in Österreich viele Unternehmen ums Uberleben. Die hohen Insolvenzzahlen beweisen, daß Wunder nach wie vor recht selten sind. Durch unser Land aber geistert noch zusätzlich der boshafte Ausspruch: „Viele Unternehmungen sind schon pleite, sie wissen es nur noch nicht.“

Die Wirtschaftswunderzeiten sind zweifellos vorbei. Mehr denn je kommt es heute darauf an, daß die IU Realitäten aufmerksam studiert werden. Zwar kündigen, sich die Krisen jg in dejjtege^ frühzeitig an, aber dennoch werden diese Schwierigkeiten von allzu vielen Unternehmungen noch immer nicht rechtzeitig erkannt. Erklärungen, die man dann allerorten hören kann, daß die Krise sicherlich nur vorübergehend sei, sind fast immer sehr gefährliche Selbsttäuschungen.

Mehr Ehrlichkeit wäre hier angebracht, denn nur mit einer großen Portion Wahrheit überhaupt läßt sich eine Krise vielleicht noch bewältigen und abwehren.

Österreichs Wirtschaft ist in erster Linie klein- und mittelständisch strukturiert. Auch aus diesem Grunde sind viele kleine Unternehmer heute kaum selbst in der Lage, die Schwächen ihres Unternehmens zu erkennen. Erst wenn die Geschäftsbank sich weigert, weitere Gelder zu kreditieren, werden diese Unternehmer stutzig. Da haben sie jahrelang hart gearbeitet und nun scheint alles verloren. Gibt es überhaupt eine Hilfe?

Nun, es gibt viele Möglichkeiten der Krisenbewältigung. Die beste und wohl auch richtigste ist jedoch / die Krisenvorsorge. Dabei kommt es in erster Linie darauf an, daß zuerst einmal der Ist-Zustand ständig überwacht und analysiert wird. Innere und äußere Schwierigkeiten sollten dabei ehrlich beurteüt werden, wobei jede Schönfärberei grundsätzlich auf die Verbotsliste gehört. Krisenbewältigung verlangt ständige Denk- und Planungsarbeit.

Die Ursachen, die meistens zu einer Krise führen, sind vielfach und vielgestaltig. Krisen haben interne wie externe Ursachen. Fehlende und lückenhafte Marktübersichten können ebenso schuld sein wie beispielsweise zu große staatliche Belastungen, eine fehlende oder falsche Organisation, zu wenig Eigenkapital, eine zu geringe interne Kontrolle, die Produktion nicht mehr gefragter Produkte, ein fehlender Versicherungsschutz, Rohstoffverknappung, Preisverfall, Währungsverluste oder der Wegfall von Subventionen.

Aber auch eine falsche Personalführung, zu starke Konkurrenz aus dem Ausland und ein ungenügendes

Rechnungswesen können eine Krise sehr schnell und gefährlich beschleunigen. Was also ist zu tun?

Im Vordergrund steht die Krisenvorsorge. Das Rechnungswesen muß aussagefähig gestaltet sein. Vergleichbare Kennziffern sollten ständig über die Kosten und Erlöse Auskunft geben. Negative Entwicklungen müssen sofort analysiert werden. • Es kommt sicherlich aber ebenso darauf an, daß Arbeitsabläufe im Unternehmen, Aufgaben und Kompetenzabgrenzungen sauber festgelegt sind. Nach Möglichkeit schriftlich! Alle Mitarbeiter sollten vor allen Dingen die angestrebtetf'Zleler'des Unternehmens kennen.

Gerade hier hegt besonders in Österreich noch sehr viel im argen. Selbst Firmeninhaber sind sich über die Konzeption ihres Unternehmens oft nicht im klaren. Weder die Ziele, die man erreichen möchte, noch die Wege, die dazu eingeschlagen werden sollten, sind bekannt. So kennen auch die Mitarbeiter nicht die Voraussetzungen, die letztlich zum Erfolg führen. Besonders schmerzlich aber ist, daß sich die Mitarbeiter so auch nicht mit dem Unternehmen identifizieren können.

Krisen lassen sich mit informierten und engagierten, kreativen und verantwortungsbewußten Mitarbeitern wesentlich leichter bewältigen. Eine ehrliche Atmosphäre im Betrieb, geprägt durch einen kooperativen Führungsstil, dazu eine klar gegliederte Organisation sind fast immer eine gesunde Ausgangsbasis zur Krisenbewältigung.

Sehr oft können natürlich auch Spezialisten helfen. Leider aber nehmen heute noch viel zu wenige Firmen in Österreich die Leistungen der Kammern und Fachverbände in Anspruch. Sie zahlen zwar ihre Beiträge, doch sie profitieren von den dort erstellten Marktübersichten, Statistiken, Betriebsvergleichen, Kosten- und Produktberatungen sowie kooperativen Werbeunterstützungen kaum.

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