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Mittelbetriebe als Motoren der Wirtschaft

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Daß Mittelbetriebe äußerst effizient produzieren, zeigt ein Vergleich der österreichischen Unternehmen, über den die FURCHE in Nummer 48 berichtet hat. Der vorliegende Beitrag weist auf die zentrale Funktion der mittelständischen Unternehmen für das Funktionieren und den A ujbau der Wirtschaft - auch in der Dritten Welt - hin.

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Daß Mittelbetriebe äußerst effizient produzieren, zeigt ein Vergleich der österreichischen Unternehmen, über den die FURCHE in Nummer 48 berichtet hat. Der vorliegende Beitrag weist auf die zentrale Funktion der mittelständischen Unternehmen für das Funktionieren und den A ujbau der Wirtschaft - auch in der Dritten Welt - hin.

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Das 7. Internationale Symposium der Small Business Organisation vom 17. bis 20. November 1980 in Melbourne hat .interessante Ergebnisse gebracht: Vor allem die Einsicht, daß kleinere und mittlere Unternehmungen in den dynamischen Volkswirtschaften aller Kontinente von maßgebender Bedeutung nicht nur für das Wirtschaftswachstum, sondern auch für die Sicherung der Vollbeschäftigung und den sozialen Ausgleich sind.

Vor allem aber kann das mittelständische Unternehmertum in seiner Funktion, einen entsprechenden Lebensstandard sicherzustellen, durch keine andere Organisationsform ersetzt werden. Dies gilt insbesondere für die zahlreichen Dienstleistungsgewerbe einschließlich der Reparatur- und Serviceleistungen, vor allem aber auch für die Qualitätsproduktion des Handwerks. Nicht zuletzt hängt aber der soziale Standard eines Landes auch von der Organisationsform des Einzel- und Großhandels entscheidend ab.

Die Zentralverwaltungswirtschaften ■ der Oststaaten mit ihren vielfältigen Versorgungsschwierigkeiten zeigen ebenso wie eine Reihe von Entwicklungsländern, in denen die Gruppe der Klein- und Mittelbetriebe nur schwach repräsentiert ist, daß in diesen Staaten eine wirtschaftliche und soziale Konsolidierung ebenso wenig erreicht werden kann wie die Sicherung eines erträglichen Lebensstandards.

In Asien etwa zeigt sich, daß die stärksten wirtschaftlichen Impulse in jenen Ländern zu verzeichnen sind, die den Klein- und Mittelbetrieben auch Entwicklungschancen geben: Neben Japan, das eine gezielte Mittelstandspolitik betreibt, sind dies vor allem Singapur, Hongkong, Taiwan und Südkorea.

Es mag kein Zufall sein, daß es sich dabei um Volkswirtschaften mit einem mehr marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystem handelt. Vertreter dieser Länder wiesen darauf hin, daß die

Klein- und Mittelbetriebe geradezu der entscheidende Faktor in der Wachstumsdynamik seien: Ihre Vitalität trage maßgebend dazu bei, daß die Märkte immer neue Impulse erhalten und jene Flexibilität bewahren, die etwa in manchen europäischen Ländern durch staatliche Eingriffe gefährdet sei.

In diesem Sinn wurde bei der Small-Business-Tagung auch deutlich, daß Mittelstandspolitik nicht die Aufgabe des Abschirmens durch Erhaltungsinterventionen haben, sondern gerade die gegenteilige Funktion, nämlich die Unternehmer zu ermutigen und ihre Anstrengungen zu unterstützen.

Dies gilt auch für Finanzierungshilfen: Der enorme technische Fortschritt, so insbesondere im Bereich der Miniund Mikrocomputer, bringe die Notwendigkeit bedeutender Investitionen für weite. Bereiche der Klein- und Mittelbetriebe in den nächsten Jahren mit sich.

Hier konnte von einer Reihe von Staaten über neue Experimente und neue Methoden in der Förderungspolitik berichtet werden. Auch hier ergeben sich gewisse marktwirtschaftliche Komponenten: Weithin werden Förderungsaktionen, die in den Bankensektor integriert sind, gegenüber Hilfsaktionen der staatlichen Administration bevorzugt.

Wichtig ist, den Zugang zum Unternehmerberuf möglichst flexibel zu halten. Die Erfahrungen gerade der kleineren Volkswirtschaften mit der stärksten wirtschaftlichen Dynamik zeigen immer wieder, daß es nicht nur darum geht, den Erstzugang zum Unternehmerberuf nicht zu erschweren, sondern auch den Wechsel von einer Branche zu einer anderen möglichst zu erleichtern.

Die hohe Anpassungsfähigkeit in diesen Volkswirtschaften wird durch einen leichten Ubergang von einem Wirtschaftszweig zu einem anderen sehr wesentlich mitbestimmt; Erfahrungen in Australien haben auch gezeigt, daß hier die Steuergesetzgebung einen solchen Wechsel erleichtern und nicht wie in manchen europäischen Staaten erschweren soll.

Breiten Raum haben die Managementprobleme eingenommen. Auch für den mittelbetrieblichen Sektor gewinnen die Fragen der Managementausbildung und -Weiterbildung in vielen Staaten immer größere Bedeutung. Dabei geht es aber nicht nur darum, den Unternehmern betriebswirtschaftliche und andere betriebsbezogene Kenntnisse zu vermitteln, sondern sie auch zu einem stärkeren gesellschaftspolitiscn Engagement zu veranlassen.

Ein stärkeres Mitwirken der Unternehmer im politischen System, nicht nur in den eigenen Unternehmerorganisationen, sondern auch in gemeinsamen Organen mit den Gewerkschaften, wurde als eine entscheidende Voraussetzung für eine stärkere Position auch der Klein- und Mittelbetriebe in den zukünftigen Wirtschaftsgesellschaften angesehen. '

Im übrigen hat sich wohl deutlich gezeigt, daß das österreichische Modell der Sozialpartnerschaft als eines der modernsten Kooperations- und Konfliktausgleichssysteme der Welt angesehen werden kann. Das Streikproblem spielt weltweit gesehen in den meisten Staaten der freien Welt eine wesentlich größere Rolle. In der Sicherung des so-zalen Friedens als wichtige Voraussetzung des wirtschaftlichen Wachstums und der sozialen Konsolidierung wurde eines der Hauptanliegen einer zukunftsweisenden Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik gesehen.

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