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Die Chance nützen!

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Was ist von Politikerworten zu halten? Der Kanzler, der jüngst noch jedes Gerücht von Amtsmüdigkeit entschieden zurückgewiesen hat, geht. Viktor Klima, dessen Lebensplanung nicht die Kanzlerschaft vorsah, kommt nun aus „Staatsräson“ in dieses Amt. Sicher, jeder kann klüger werden, aber könnten unsere Politiker nicht schon so klug sein, solche Festlegungen zu vermeiden, um nachher nicht als unglaubwürdig dazustehen?

Auch wenn Franz Vranitzky wirklich nicht Bundespräsident oder EU-Kommissionspräsident werden will - würde er sich nicht vielleicht doch dazu drängen lassen? Und bleibt die beschworene Abgrenzung der SPO gegenüber Jörg Haider auch unter Klima unter allen Umständen aufrecht?

Ein Mann wie Norbert Leser hält eine Achse Klima-Haider für eine realistische Alternative zur jetzigen Koalition. Sie wäre mittelfristig auch die größte Chance für die anderen Parteien, stärker zu werden. Grüne und Liberale würden vom linken SPO-Flügel gewinnen. Der ÖVP müßte klar sein: Eine Partei, die im Parlament Erster werden will, schafft das in der Regel nie aus der Rolle des Juniorpartners einer Koalition, sondern nur aus der Opposition.

Als Folge der nächsten Wahl oder einer völligen Zerrüttung zwischen SPÖ und ÖVP ist eine rot-blaue Koalition denkbar geworden. Natürlich ist, auch aus „Staatsräson“, ein Erwachen der jetzigen Koalition diesem Experiment vorzuziehen. Darum sollte Viktor Klima die Chance, mit ei nem weitgehend neuen Team in sinnvoller verteilten Ressorts anzutreten, nützen. Wenn die ÖVP ihn dabei unnötig behindert, so kann sie damit jetzt nichts gewinnen, sondern nur verlieren. Auch möge sich ihr Drang, in solchen Umbruchzeiten wilde Personaldebatten in den eigenen Reihen zu führen, zumindest diesmal in engen Grenzen halten.

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