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Wahl-Slogans

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Während meines Urlaubs hat es Tage gegeben, an denen keine richtigen Zeitungen ankamen und man auch um österreichische Massenblätt- chen froh war.

Auf diese Weise habe ich zum Beispiel auch die heldenhafte Waldheim-Anbiederungsak- tion im Irak miterlebt: den Jubel über diesen österreichi- schen Weg zur internationalen Solidarität, die unerklärliche Verständnislosigkeit des „Auslands" und die österrei- chische Empörung über den ausbleibenden Beifall. So wur- de mir wieder einmal richtig bewußt, daß Kleinformat nicht nur ein Maß für Zeitungen, sondern auch für Politik ist.

Aber ganz nebenbei ist mir auch aufgefallen, daß der Wahlkampf in Österreich noch nicht die volle Dynamik er- reicht hat. Insbesondere die etwas dünne Kampagne „ Vra- nitzky gegen den Rest der Welt" erinnert ein wenig an den letz- ten Wahlkampf von Helmut Schmidt.

Im Jahre 1980 war das Pul- ver der deutschen Sozialdemo- kraten nach elf Jahren linksli- beraler Koalition weitgehend verschossen, die SPD inner- lich zerrissen zwischen reak- tionären Gewerkschaften und rotgrünen Illusionisten.

Vielleicht würde es bei den österreichischen Sozialisten noch etwas helfen, wenn sie einfach ihre Skandale offensiv verkaufen - mit stark positi- ven Slogans. Die Deutsche Bundesbahn ist auch ein gi- gantisches Verlust-Unterneh- men, aber sie hat Spitzen-Slo- gans wie: „Alle reden vom Wetter - wir nicht." Da könnte man viel daraus machen - auch in Österreich. Bei Euch haben doch immer die Rechten im Lande die eigene Rüstungsin- dustrie und deren Waffenex- porte für dringend notwendig gehalten. Und die Linken ha- ben empört dagegen protestiert - rein friedenspolitisch.

Da würde sich doch jetzt der Slogan anbieten: „Alle Rech- ten reden vom Waffenexport - wir Linken machen ihn!" Wobei man natürlich hinzufü- gen muß, natürlich nur für friedliche Zwecke!

Kanonen wurden beispiels- weise nur geliefert, damit in einem Land mit Vogelplage damit auf Spatzen geschossen werden kann. Wenn freilich Leute wie Saddam Hussein solches Vertrauen so schnöde mißbrauchen, ja dann...

Auch die sozialistischen Mehrzweck-Präsidenten der Arbeiterkammern ließen sich mit Mut und Verzweiflung in eine Vorwärtsstrategie ein- bauen. Man könnte doch zum Beispiel angesichts der furcht- baren Nackenschläge, die welt- weit auf die Sozialisten her- niederprasseln, im österreichi- schen Wahlkampf ein Grup- penfoto der AK-Präsidenten plakatieren - mit dem Slogan: „Alle sagen, daß Sozialismus arm macht - wir nicht!"

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