6656950-1959_34_12.jpg
Digital In Arbeit

Naturwissenschaft und Glaube

Werbung
Werbung
Werbung

Die vergangenen hundert Jahre werden sicher einmal als das Zeitalter der großen naturwissenschaftlichen Entdeckungen in die Geschichte eingehen. Bedeutende Erfindungen auf biologisch-technischem Gebiet haben aber dem Menschen das Leben nicht nur erleichtert und verlängert. Sein Wissen und die Beherrschung der Naturkräfte haben es ihm zugleich auch unheimlicher gemacht. Wie viele Menschen zittern nicht davor, daß unsere Erde eines schönen Tages durch eine Atombombe in eine tote Mondlandschaft verwandelt werden könnte? Ob der Möglichkeit des Mißbrauches lehnen sie die Nutzung der Atomenergie überhaupt ab.

Was vermag der Mensch in diesem Zeitalter der modernen Naturwissenschaft und Technik noch zu sein? Hat es nicht nur eine Umwertung, sondern zugleich auch eine Entwertung alter, geheiligter Werte mit sich gebracht? Hat nicht insbesondere die Religion durch die erweiterte Kenntnis des Weltalls ihre zentrale Bedeutung für die Menschheit verloren, ist sie nicht ein überwundener Standpunkt?

Harrison — ein bekannter Physiker von Weltgeltung, der ob seiner großen Verdienste für seine Heimat mit den höchsten amerikanischen zivilen Verdienstorden ausgezeichnet wurde — versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Er ist der Ueberzeugung, daß die moderne Lebensangst auf eine bestürzende Unkenntnis oder doch ein bedauerliches Halbwissen über die moderne Entwicklung in der Kernphysik, in der Biologie und Psychologie zurückzuführen ist. In seinem Buch will er dem Menschen von heute den Schlüssel zu den neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auf all jenen Gebieten in die Hand geben, die unser Leben unmittelbar berühren. Von einem gesunden, frischen Optimismus erfüllt, zeigt er die für den Menschen glückhafte Seite der Wissenschaft. Besonders bedeutungsvoll will uns die durchaus positive, aufgeschlossene Stellung zur Religion erscheinen. Der Autor, der wohl nicht Katholik ist, sucht allen Religionen gerecht zu werden und das ihnen Gemeinsame zu erfassen. „Der Unsterblichkeitsglaube steht zu keiner Lehre der Wissenschaft in Widerspruch; denn die Wissenschaft besitzt in dieser Hinsicht keine Beweise. Hier handelt es sich um eine Angelegenheit der individuellen Ueberzeugung und der Anerkennung der Autorität — das heißt also des Glaubens.”

Wir begrüßen diesen Beitrag zu einer Versöhnung von „Wissenschaft — will sagen: Naturwissenschaft — und Glaube und können nur hoffen, daß die alteingesessenen Vorurteile sich immer mehr verflüchtigen. Dieser Beitrag macht wohl die große Bedeutung dieses Buches aus.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung