7100661-1995_10_13.jpg
Digital In Arbeit

Eine Absage an Haider

Werbung
Werbung
Werbung

Am vergangenen Sonntag haben sich in Niederösterreich, dem größten Agrarland Österreichs, 92 Prozent der Bauern für die Beibehaltung der Pflichtmitgliedschaft bei ihrer Standesvertretung ausgesprochen; unverändert 87 Prozent der Wähler haben dem ÖVP-Bauern-bund ihr Vertrauen gegeben. Jene Fraktion, der ÖVP-Bauernbund, die sich für die Beibehaltung der Pflichtmitgliedschaft ausgesprochen hat, ist klarer Wahlsieger. Jene Fraktion, die F-Bauern, die sich gegen die „Zwangsbeglückung” ausgesprochen hat, konnte zwar ihren Stimmenanteil verdoppeln und die SP-Bauern überholen, ist aber mit nunmehr acht Prozent Stimmenanteil gegenüber dem Bauernbund nach wie vor politisch bedeutungslos.

Nun wird man zwar diese Ergebnisse nicht so ohne weiteres auf andere Bundesländer, und schon gar nicht auf andere Kammern übertragen dürfen. Mut machen müßten die Ergebnisse aber zumindest dem ÖVP-Wirtschafts-bund für die kommenden Wirtschaftskammerwahlen, vor allem aber für die unausweichliche Urabstimmung über die Pflichtmitgliedschaft in etwa zwei Jahren. Und Mut machen müßten die Ergebnisse schließlich auch der Volkspartei als Ganzes, widerlegen sie doch das Lamento, daß gegen den Populismus Jörg Haiders leider kein Kraut gewachsen sei.

Wo, wenn nicht bei diesem Wahlgang, hätte sich herausstellen müssen, daß gegen die Bauernfängerei des Bärentalers wirklich kein Kraut gewachsen ist? Schien doch die Entwicklung auf dem Agrarsektor nach dem Beitritt zur Europäischen Union (Streit um versprochene Förderungen) der Polemik Haiders gegen den EU-Beitritt wie kaum sonstwo recht zu geben.

Was hat die Bauernkammer, was andere Kammern nicht haben? Bauernkammerpräsident Budolf Schwarzböck hat seinen - zumindest den zur Schau getragenen -Optimismus nie aufgegeben. An seiner und seiner Mitarbeiter Kompetenz und Glaubwürdigkeit sind alle Attacken und Diffamierungen abgeprallt. Der Stimmengewinn der Freiheitlichen Bauern rekrutiert sich zum Großteil aus den Verlusten der SPÖ-Bauem.

Bei aller Reformnotwendigkeit: die Wirtschaftskammern sind weit besser als ihr Buf. So ist es beispielsweise für jeden, der die Verhältnisse wirklich kennt, unbestreitbar, daß die Wiener Wirtschaftskammer (die ich am besten kenne) unter den Präsidenten Dittrich und Nettig gewaltige Fortschritte in Bichtung moderner Serviceorganisation gemacht hat.

Das Image-Problem der Wirtschaftskammern liegt zu einem großen Teil darin, daß viele Mitglieder, aus alten Vorurteilen heraus, die Dienste ihrer Kammerorganisation schon seit Jahren nicht in Anspruch genommen haben und ihre Kammer so sehen, wie sie vor Jahren wirklich einmal war.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung