Erinnerung an den Freund der FURCHE

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Selbst wenn es sich um Zufälle gehandelt hat - auch diese können zeichenhaft sein: Das letzte Interview, das Kardinal König vor seinem Tod gegeben hat, war ein Gespräch mit der FURCHE. Ein FURCHE-Dossier zum 20. Todestag und 100. Geburtstag von Karl Rahner Ende Februar 2004 war der Anlass: Wie der geistig wache Kardinal auch damals über "seinen" Konzilstheologen Rahner erzählt hat, ist dem Redakteur in bleibender Erinnerung, zumal es in diesem Gespräch auch um Königs wichtigste Lebensfragen ging - Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens?"-, die König in diesem letzten Mediengespräch seines Lebens auch in Erinnerung an Rahner ausbreitet.

In seinen letzten Lebensjahren hatte sich zwischen dem Kardinal und der FURCHE-Redaktion so etwas wie eine großväterliche Freundschaft entwickelt. Immer wieder rief König in der Redaktion an, um über einen FURCHE-Artikel zu reden oder den Redakteur auf etwas seiner Meinung nach Interessantes hinzuweisen.

Anrufe in der FURCHE

Manchmal bot er auch etwas aus seiner Feder an - zuletzt zu Jahresende 2003, als er den seiner Meinung von Rom zu Unrecht gemaßregelten Religionstheologen Jacques Dupuis würdigen wollte.

Kardinal Königs Lieblingsblatt war zweifelsohne die englische katholische Wochenschrift The Tablet, die er in den 30er Jahren kennengelernt hatte. Der anglophile Kardinal - er fand, er könne sich auf Englisch viel präziser und klarer ausdrücken - publizierte auch im Tablet bis an sein Lebensende, nicht zuletzt seine Sorgen über den seiner Meinung nach überbordenden Zentralismus der Römer. Darauf angesprochen, dass seine Überlegungen auch im deutschen Sprachraum bekannt sein sollten, publizierte König sie dann auch in der FURCHE.

"Freundschaft" - wenn dieses Wort dafür passend ist - gab es zwischen König und der FURCHE seit frühen Jahren. Der Theologiedozent und Religionswissenschafter schrieb schon 1946 über die Bedeutung des Alten Testaments für Christen - ein wegweisender Beitrag, hatten doch die Nationalsozialisten diesen Teil der Bibel als "jüdisches Buch" verunglimpft.

Als eben geweihter Bischof-Koadjutor von St. Pölten schrieb er 1952 einen FURCHE-Artikel zum ersten Nachkriegskatholikentag, und natürlich stammen einige wesentliche Beiträge aus seiner Feder rund um das 2. Vatikanische Konzil. Das Konzil werde, so schrieb König schon 1965, "sehr wesentlich mitentschieden werden in der Zeit nach dem Konzil". Wie vieles andere liest sich auch dieses König-Wort wie eine Zukunftsweisung.

Um den Grund der Existenz

In den Jahren nach 1985, seiner Emeritierung als Erzbischof von Wien, kreisten auch in der FURCHE die Beiträge Kardinal Königs und Gespräche mit ihm zunehmend um Fragen nach der Existenz und deren Grund. 2001 etwa, als die FURCHE mit ihm über die notwendige "Europäisierung Europas" und die Fragen rund um die EU-Verfassung sprach, brachte er auch sein Leib-Thema aufs Tapet: "Religion gehört ja zum Wesen des Menschen" - ein Vermächtnis, das nicht oft genug wiederholt werden kann.

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