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Jenseits der Ringparabel: Lessing und Kant über Aufklärung und Religion

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Rudolf Langthaler beleuchtet in der Monografie „Kant – ein Kritiker Lessings?“ das Zu- und Gegeneinander von Aufklärung und Religion. Am Beispiel Kants und Lessings lässt sich zeigen, dass die Meinung, die Aufklärung sei grundsätzlich religionsfeindlich gewesen, ein Vorurteil ist.

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Rudolf Langthaler beleuchtet in der Monografie „Kant – ein Kritiker Lessings?“ das Zu- und Gegeneinander von Aufklärung und Religion. Am Beispiel Kants und Lessings lässt sich zeigen, dass die Meinung, die Aufklärung sei grundsätzlich religionsfeindlich gewesen, ein Vorurteil ist.

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Zu den zahlreichen Klischees über die europäische Aufklärung gehört die Behauptung, dass diese religionsfeindlich, sogar atheis­tisch eingestellt gewesen sei. Grundlegend für diese Einschätzung ist oft ein Vorurteil, das einem binären Schema folgt: Wer aufgeklärt ist, kann nicht religiös sein – und umgekehrt.

Die neuere Forschung über die europäische Aufklärung fällt in den letzten Jahren erfreulicher Weise ein differenzierteres Urteil. Die überwiegende Mehrheit der Aufklärer stand Religion insgesamt wohlwollend bis positiv gegenüber, auch wenn Kritik an religiösem Fanatismus, an Aberglauben oder an religiöser Intoleranz zum „Standardrepertoire“ aufklärerischer Schriften gehört.

Verhältnis zwischen Moral und Religion

Rudolf Langthaler, Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, hat sich in den letzten Jahren mit mehreren ausgezeichneten Publikationen zu Richard Dawkins und zu Kants Metaphysik und Religionsphilosophie hervorgetan. In der hier besprochenen Arbeit über die Religionsphilosophien von Lessing und Kant arbeitet Langthaler zunächst die Gemeinsamkeiten heraus. Beide stimmen weitgehend in den Konzeptionen einer natürlichen Religion und eines moralischen Glaubens überein. Weiters bestimmen sie auf ähnliche Weise das Verhältnis zwischen Moral und Religion.

Langthaler interessiert sich aber vor allem für die Unterschiede, und diese sind in der Tat beträchtlich. Eine der wesentlichen Differenzen besteht in der Einschätzung des Christentums. Lessing behauptet die Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Religionen als „Geschichtsglauben“. Kant argumentiert für die Überlegenheit des Christentums, das als natürliche und moralische Religion auch nicht durch Lessings Vision einer pantheistischen Religiosität überholt werden könne. So heißt es explizit in der „Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ (1793), dass die „moralische Religion […] unter allen öffentlichen, die es je gegeben hat, allein [sic] die christliche ist“.

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