Es ist eine Variante von Andy Warhols "15 Minuten Ruhm“: Wer hätte je von der (politischen) Existenz der Damen und Herren Robert Lugar, Erich Tadler, Christoph Hagen, Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, Stefan Markowitz und Gerhard Köfer erfahren, wären sie nicht zum "Team Stronach“ gewechselt? Und hielte nicht die Frage, ob dieses Team nun auch einen eigenen Parlamentsklub bilden darf, die Republik in Atem?
Nun sind sie also aus der absoluten Bedeutungslosigkeit heraus- und in die sehr relative Relevanz des heimischen innenpolitischen Geschehens eingetreten. Ein kleiner Schritt für Österreich, gewiss - aber vielleicht ein großer Sprung für die Betroffenen zur Absicherung ihres Nationalratsmandats über 2013 hinaus. Wobei hier natürlich eine Eigendynamik in Gang gesetzt ist: Mit jedem Abgeordneten, der vom BZÖ zu Stronach wechselt, steht das BZÖ schlechter da und sinken demnach seine Chancen auf einen Wiedereinzug in den Nationalrat. Man muss schon Josef Bucher sein, um in dieser Negativspirale ein "reinigendes Gewitter“ erkennen zu können. Sicher - sauber ist es auch, wenn nichts mehr übrig ist …
Neues Bildungsbürgertum
Das alles ist eigentlich gar nicht so lustig, denn es stellt sich zunehmend die Frage nach seriösen politischen Angeboten. "Benenne die Politik, die nicht scheitern wird“, hat Peter Sloterdijk einmal als "Denkaufgabe“ postuliert. Gibt es dazu Ansätze? "Die Grünen sind - nicht nur in Stuttgart - eine Aufsteigerpartei des neuen Bildungsbürgertums“, schreibt die FAZ mit Blick auf den Wahlerfolg der Grünen in Baden-Württembergs Hauptstadt (siehe nebenstehende Rubrik "Presse international“). Ob das für Deutschland stimmt, sei dahingestellt - für Österreich sieht es jedenfalls im Moment nicht danach aus.
Anders gewendet: Wer vertritt jene, die den Grünen zwar demokratiepolitische Hygiene zubilligen ("Wir sind nicht part of the game“ plakatieren sie zurzeit, durchaus mit einigem Recht), ihnen aber in gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Fragen nicht folgen wollen? Jetzt zeigt natürlich Michael Spindelegger auf und sagt "Hallo“. Und womit ist die ÖVP eben wieder in den Schlagzeilen gewesen? Streit an der Parteispitze, Spindelegger contra Fekter et cetera. Wahrscheinlich auch nur ein "reinigendes Gewitter“ - inzwischen ist angeblich alles wieder gut.
Team Spindelegger
Begreift die ÖVP nicht, dass sie - wenn überhaupt - nur eine Chance hat, wenn sie geschlossen auftritt? Wenn der Obmann gemeinsam mit seinen stärksten Pferden, nicht in Konkurrenz zu ihnen, auftritt? Dazu zählt in puncto Klarheit und Kantigkeit (ungeachtet ihres Sympathiefaktors) jedenfalls Maria Fekter, dazu zählt zweifellos Karlheinz Töchterle (für die bürgerliche Intelligenz und die Wertkonservativen), und dazu zählt Sebastian Kurz (für Junge und, wie es so schön heißt, "Urbane“).
Das "Team Stronach“ nimmt sich indes wie eine Karikatur des Desiderats der österreichischen Politik aus: Das, was es sein will, wäre tatsächlich dringend gefragt - und es ist eine zusätzliche Pikanterie, dass die meisten Teammitglieder von einer Partei kommen, deren Name jenes Desiderat exakt benennt: "Bündnis Zukunft Österreich“. Ein solches Bündnis für Österreichs Zukunft hätte locker Platz in unserer Parteienlandschaft - es müsste nur wenigstens ansatzweise halten, was der Name verspricht …
Derweil holt Heinz-Christian Strache sein Rezept vom Wiener Wahlkampf wieder aus der Schublade und inszeniert einen Showdown zwischen FPÖ und SPÖ. Da mussten seine Leute praktischerweise nur das Häupl- durch das Faymann-Foto ersetzen. Die Boulevardmedien werden mitspielen - und so werden viele Leute glauben, bei diesem "High Noon“ gehe es tatsächlich um die Zukunft Österreichs. Wer wollte es ihnen verdenken …
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