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Österreich im Vordergrund

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GESCHICHTE UNSERER ZEIT. Die letzten 100 Jahre. Von Emil Frankel. Adam-KrarU Verlag, Augsburg, 1963. 566 Seiten. Preis 24.80 DM.

Der so überaus ereignisreichen jüngsten Vergangenheit ist es zuzuschreiben, daß zusammenfassende Bearbeitungen der neuesten Geschichte immer häufiger erscheinen, sei es A. J. Görlichs „Weltgeschichte“, H. L. Mikoletzkys „österreichische Zeitgeschichte“ oder H. Seton-Watsons „Weltgeschehen seit Hiroshima“. Emil Franzel legt seine „Geschichte unserer Zeit“ in Neuauflage vor; wir kennen seine volkstümliche „Sudetendeutsche Geschichte“, auch seine unter „Carl von Boeheim“ erschienenen historischen Romane. „Die letzten 100 Jahre“ sind bis 1918 schon richtige Geschichte, das folgende Halbjahrhundert natürlich erst eine kommentierte Chronik als Niederschlag von Literatur und Presse, die bis zum Rücktritt Macmillans reicht.

Der Autor erblickt im Jahre 1917 die entscheidende Zäsur zwischen der europäischen Vorherrschaft in der Welt jmd „dem globalen.. ZeüV. alter, in welchem die USA und die UdSSR das Schicksal des Erdballes bestimmen. Ein erfreulicher Vorzug der Darstellung besteht in der erweiterten Berücksichtigung der Kulturgeschichte und des Anteils Österreich-Ungarns bis 1918 und Österreichs seit diesem Jahr. Vielleicht sind die kulturgeschichtlichen Kapitel, was Personennennung betrifft, gegenüber der politischen Ge-

schichte ein wenig zu umfangreich und detailliert, jedenfalls sind sie aber wertvoll durch Charakterisierung statt bloßer Aufzählung. Eins Zeittafel 1848—1963 und ein Register mit rund 1600 Namen erleichtern die Benutzung des äußerst flüssig geschriebenen Werkes, das mit dem Ausblick schließt, es möge die Geschichte in das Irrationale führen und die Grenzen menschlicher Macht und Berechnung erkennen lassen.

Die Schwierigkeit, große oder gar Weltgeschichte zu schreiben, liegt wohl darin, die dominierenden Zusammenhänge bloßzulegen und das Werden der Ereignisse durch Untermauerung mit den geistigen Strömungen der Zeit begreiflich zu machen. Da dies Franzel bestens gelungen ist, wird sein Buch weite Verbreitung finden, denn auch umstrittene Fragen werden klar und mutig beantwortet.

merkt, daß zum Beispiel die „Volksabstimmungen“ in Österreich 1920 parteiprivate waren, daß Conrads Wertung (Seite 221) noch auf älterer Literatur fußt und daß die „Blitzkriege“ von 1939 bis 1941 nur durchführbar waren, weil eine sehr geschickte Außenpolitik es gestattete, rüstungsmäßig unterlegene Gegner zu isolieren und erst so anzugreifen.

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