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Spiegelbild der Wirtschaft

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Mit der wiedererlangten staatlichen Souveränität begann für Oesterreich ein neuer Abschnitt nicht nur in seinem politischen, sondern auch in seinem wirtschaftlichen Leben. Es ist daher an der Zeit, daß auch das Burgenland seine Aufbauarbeiten besonders seit Kriegsende mit einer Ausstellung einer größeren Oeffent- lichkeit vor Augen führt. Nicht ohne Absicht heißt daher der Uebertitel der in Eisenstadt in der Zeit vom 12. bis 20. Oktober 1957 vor sich gehenden Landesausstellung: „Ein Grenzland baut auf.” Grenzland ist jedes der österreichischen Bundesländer, keines aber in so besonderem Sinne des Wortes wie das Burgenland.

In elf Zelthallen zu je 1000 Quadratmeter, die in eindrucksvoller und neuartiger Weise terrassenförmig angeordnet sind, und auf einem großen Freigelände ist eine repräsentative Leistungsschau im Entstehen, die zum erstenmal wieder seit der Jubiläumsausstellung 1931 — wenn man von der Landesausstellung 1926 absieht — ein umfassendes Bild vom wirtschaftlichen Leistungsvermögen der Land- und Forstwirtschaft, von Handel, Gewerbe und Industrie im Burgenland sowie seiner Geschichte und Kultur bieten wird.

Schön jetzt kann mit einer Beteiligung von mehr als 200 Ausstellern gerechnet werden, obwohl der Nennungstermin noch nicht abgelaufen ist.

Die Ausstellungsleitung, in der das Land, die Kammern, die Freistadt Eisenstadt,! der Ge- yerksęhąftjbund , maßgebende bewährten Messe- und Außenhandels A G., der die technische Durchführung obliegt, trotz der Kürze der Vorbereitungszeit anerkennenswerte Arbeit geleistet.

Anerkennenswert, wird sicherlich auch das Urteil der Besucher dieser Landesausstellung lauten. Vieles, was bei uns in der Nachkriegszeit entstanden ist, wurde noch unter den ungünstigen Verhältnissen der Besatzungszeit begönnen und gibt damit ein um so lebendigeres Zeugnis von der zähen Arbeit und dem großen Zukunftsglauben des burgenländischen Volkes sowie von dem Leistungspotential unserer Landesverwaltung.

Diese Ausstellung, der ich einen vollen Erfolg wünsche, wird vorzüglich geeignet sein, Burgenlands Wirtschaft nicht nur den interessierten Besuchern aus den Bundesländern anschaulich vorzustellen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. Sie wird überdies zeigen, daß die burgenländische Wirtschaft nicht nur die Schäden, die ihr der Krieg verursachte, nahezu überwunden, sondern daß sie auch den Vorsprung jener Bundesländer, die im Krieg nicht so gelitten haben, in vielem fast auf geholt hat. Der kraftvolle Pulsschlag von Rührigkeit und Fleiß im Burgenland beginnt sich auszuwirken. Damit hat das Bur- eenland einen nicht unbedeutenden Anteil am Wiederaufblühen des österreichischen Staates und seiner Wirtschaft.

Dieser Wirtschaftsaufschwung im Burgenland und in Oesterreich macht eindringlicher, als es Worte vermögen, klar, was Arbeitsfleiß und persönliche Initiative sowie Unternehmergeist, kurz, was eine freie Wirtschaft zu leisten vermag. Anderseits wird gerade dadurch verständlich, daß jedes Eingreifen des Staates in den Ablauf der Wirtschaft, mag sie sich nun Planwirtschaft oder Befehlswirtschaft nennen, Gefahren nicht nur für die Freizügigkeit der Wirtschaft, sondern auch für die persönliche Freiheit birgt. Von der Planwirtschaft, also von der Unfreiheit der Wirtschaft, bis zur totalen Lebensplanung und damit zur Unfreiheit des Einzelmenschen ist nur ein Schritt.

Die wirtschaftlichen Erfolge Oesterreichs, die reichliche Versorgung des Marktes mit hochwertigen Industriegütern und mit Konsumgütern mannigfacher Art beweisen, wie volkswirtschaftlich richtig es ist, wenn gesagt wird, daß ein Mangel nur beseitigt werden kann, wenn man die Grundsätze der Marktwirtschaft auf die Mangelware anwendet, ferner, daß es für die Volkswirtschaft günstiger ist, die Produktionsmittel unter möglichst viele private Besitzer vernünftig zu verteilen, als sie in der Hand des Staates oder großer Monopole zusammenzufassen.

So darf die ungeheure Lebenskraft, die dem kleinen Oesterreich innewohnt und von der auch die Burgenländische Landesausstellung einen Beweis gibt, mit Vertrauen und Zuversicht erfüllen, trotz der Belastungen, denen unsere Wirtschaft noch ausgesetzt ist. Unsere künftigen Leistungen werden sehr davon abhängen, wie wir an die noch offenen Aufgaben herantreten und wieweit wir veraltete politische Ressentiments und egoistische, wirtschaftsfremde Interessen auszuschalten vermögen.

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