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„Frankfurter”—1957

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In letzter Zeit, wahrscheinlich beeinflußt durch die heuer wie alle zwei Jahre stattfindende Internationale Frankfurter Automobilausstellung, kam eine ganze Reihe von Fahrzeugen mit recht wesentlichen Veränderungen oder überhaupt neu heraus.

Wie bekannt, hat VW sich nunmehr endlich dazu entschlossen, zumindest einige kleine Aenderungen durchzuführen: vor allem die Vergrößerung der vorderen Windschutzscheibe sowie des Heckfensters. Außerdem wurden die Pedale verändert und gleichzeitig damit eine Verminderung des Bremskraftaufwandes durchgeführt. Ansonsten wurden bei dieser Type keine Konzessionen gemacht.

Opel hat, wie bereits bekannt, den Typ Olympia gründlich verändert und ist heute der erste deutsche Serienwagen mit Panorama - scheibe. Die Maschine blieb mit 45 FS die gleiche. Das Fahrzeug jedoch erfuhr, abgesehen von der

Panoramascheibe, optisch wie ausstattungsmäßig, eine wesentliche Umgestaltung. Der Schwerpunkt wanderte außerdem etwas nach unten, das Fahrzeug wurde im Radstand etwas breiter, und — was vielleicht das wichtigste ist — die Federung wurde, ebenso wie der Stabilisator, härter, wovon die Straßenlage und vor allen Dingen die Kurvenfestigkeit piofitieren dürften. Wir. hatten Gelegenheit, den neuen Opel ganz kurz zu fahren. Der erste Eindruck ist, daß er effektiv härter gewoiden ist und nun auch in Kurven weit weniger als früher die Tendenz zeigt, hinten wegzurutschen. Die Sichtverhältnisse sind hervorragend. Uebcrhaupt kann man sich des Eindruckes schwer entziehen, in einem „Amerikaner” zu fahren. Das ausgezeichnete Finish und die moderne, geschmackvolle Ausstattung des Armaturenbrettes sowie die Leichtgängigkeit von Lenkung und Schaltung fördern diesen Eindruck. Leider wird der neue Opel etwas teurer als bisher sein. Man rechnet mit etwa 51.000 Schilling. Der Opel-Kapitän hat wohl bisher noch keine wesentlichen Aenderungen erfahren, jedoch rechnet man damit, daß wahrscheinlich bereits im Frühjahr verschiedene Aenderungen vorgenommen werden.

Ford, Köln, brachte den bereits seit einiger Zeit erwarteten Taunus 17 M auf den Markt, eine Neukonstruktion, die sich dem 12 M und 15 M anschließt. Die Maschine ist ein wassergekühlter 1,7-Liter-Vierzylinder mit einer Leistung von 60 PS. Interessant ist. daß ebenso wie beim neuen Opel-Olympia-Rekord besonderer Wert darauf gelegt wird, der Oeffentlichkeit bekanntzumachen, daß durch eine Neuauslegung d »r Federung, Veränderung der Schwerpunktlage sowie der Spur usw. die Straßenlage wesentlich verbessert werden konnte. Eine Entwicklungsrichtung, die man nur begrüßen kann, denn die heutigen Fahrzeuge sind schnell und können daher gar nicht verkehrssicher genug sein. Obwohl wir bisher nur durch die Fresseinformation des Ford-Werkes in Köln über diese Neukou- struktion- informiert sind. haben -war heute schon- die Ueberzeugung, daß das Finish dieses Fahr zeuges hervorragend ist, denn diese Fiinia hat bisher bei all ihren Typen auf Ausstattung und Sauberkeit stets besonderen Wert gelegt. Diese Tendenz war mit verantwortlich für die Beliebtheit der Taunus-Typen überhaupt.

Der Entschluß großer deutscher Werke, ihre Neuheiten noch vor Beginn der Internationalen Frankfurter Automobilausstellung vorzustellen, datiert wohl daher, daß man nach der Ausstel-

lung in der Fülle des Neuen unterzugehen befürchtet. Ueberdies steigt durch eine frühzeitige Propagierung das Interesse des Publikums stark an, und man kann mit Recht erwarten, daß die dann ausgestellten Fahrzeuge auch wirklich entsprechende Beachtung finden.

Die Tendenz der deutschen Automobilfabriken, ihre Fahrzeuge entweder zu vergrößern und zu verteuern oder überhaupt größere und teurere Typen als bisher auf den Markt zu bringen, läßt darauf schließen, daß man in Deutschland in absehbarer Zeit noch mit keinem Rückgang der Konjunktur rechnet, denn die Firmen planen solche Fahrzeuge nicht willkürlich, sondern rein kaufmännisch, im Hinblick auf ihre Erfolgsaussichten unter Heran ziehung genauer Wirtschaftsanalysen. Ob kleiner oder größer, billiger oder teurer gebaut wird, stellt daher ein ziemlich verläßliches Wirtschaftsthermometer dar. Auch die Erzeugung des Kleinstwagens gehört von diesem Standpunkt aus beurteilt, denn selbst der billigste Kleinstwagen ist immer noch teurer als ein normales Motorrad, von dem man ja normalerweise aut den Kleinstwagen übergeht. Diese ganze Entwicklung läßt nicht nur darauf schließen, daß die Wirtschaftslage in Deutschland zumindest stabil bleiben wird, sondern auch jene aller westeuropäischen Länder, denn durch den regen Export der deutschen Autömobilindustrie sind für sie auch jene Länder und deren Wirtschaft bedeutungsvoll.

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