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Kunst in Tirol

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Die Kunstdenkmäler Südtirols. Von Doktor Josef Weingartner. Band I und II. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien.

Es war gewiß ein entsagungsvoller Entschluß, das vierbändige Werk: Die Kunstdenkmäler Südtirols auf zwei Textbände und einen Bildband zusammenzuziehen. Mühsamst erworbenes Forschungsmaterial mußte außer acht gelassen werden, dafür aber wurden die Hauptlinien der Entwicklung, vieler Details entlastet, straffer gefaßt und das Gegebene lesbarer und vor allem handlicher gemacht. Wer Einblick in den großen Plan, der dieser Denkmälerübersicht ursprünglich zugrunde lag, gewinnen will, dem gibt die wieder abgedruckte Vorrede zur ersten Auflage genügend Auskunft. Die in den letzten dreißig Jahren gewonnenen Forschungsergebnisse sind in der neuen Ausgabe nach Gebühr berücksichtigt, vor allem wurde in der umfangreichen kunstgeschichtlichen Einleitung der Abschnitt über das Kunstgewerbe von Josef Ringler völlig n%u bearbeitet Für die Verläßlichkeit der einzelnen Angaben in der Beschreibung der Objekte bürgt der Name des Verfassers, des unbestritten besten Kenners auf dem angegebenen Gebiete. Das notwendig gewordene Opfer des Verfassers wird reichlich belohnt werden durch die Erweiterung des Interessentenkreises, der diese Ausführungen in Studierstuben und auf Wanderungen mit Freude und Dank sich zunutze machen wird.

Große Kunst Tirols. Von Otto von Lutte r o 11 i. Inn-Verlag, Innsbruck. Mit 91 Abbildungen.

Eine auserlesene Sammlung von siebzehn kurzen Abhandlungen, die dem reichen Bestand der Tiroler Kunst entnommen sind. Die besprochenen Objekte gehören der Architektur, Plastik und Malerei an und führen in lo6er chronologischer Reihung von der Zeit der Romanik (Schloß Tirol, Hocheppan) bis in jene der Romantik (Tiroler Landsturm, Bild von Anton Koch). Die Auswahl ist wohl überlegt, so daß in knappster Form eine Art Kunstgeschichte des Landes geboten wird.

Der Verfasser meistert den neuesten Stand der gesamten einschlägigen Literatur, die am Ende jede6 Absatzes angegeben ist, weiß aber auch viel Eigenes beizustellen, zum Beispiel die Entzifferung der Vexier6chrift Niclas Vint-lers im Sommerhaus von Runketetein und die Zuschreibung de6 Votivbildes in der Oswaldkirche von Seefeld an Jörg Kölderer. Obwohl eine Fülle von urkundlichem und literarischem Material gewissenhaft verarbeitet ist und schwierige Zuschreibungsformprobleme erörtert und geklärt werden, ist doch die Schreibweise anregend und sichtlich von warmer Liebe zur Kun6t und Heimat beseelt, 60 daß nicht nur die Fachwelt, sondern auch weitere Kreise von Kunstfreunden in unbeschwerter Weise viel Nutzen und Freude an der Lektüre des Büchleins haben können. Die ausgezeichnet reproduzierten Bildbeigaben begleiten völlig sinngemäß die textlichen Ausführungen. Besonders aufschlußreich ist die Gegenüberstellung einer photographi6ehen Aufnahme: Blick von Mosern ins Oberinntal mit dem Fen-sterblick aus dem Selbstbildnis A. Dürers von 1498. Dr. Anselm Weißenhofer

Der Anfstand der Massen. Von Jose Ortega y Gastet. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 209 Seiten.

In der Equipe bedeutender Spanier, die wie Unamuno. Ca6als, Madaraga und Picasso das europäische Geistes- und Kulturleben bereichert und befruchtet haben, 6teht Ortega y Gasset mit an erster Stelle. Der heute

68jährige Historiker und Soziologe, in seinem geistigen Werden von Max Weber und Dilthey mitbestimmt, kehrte vor einem Jahr nach Madrid zurück, wo er heute das „Istitudo de Humanidad“ leitet.

Der „Auf6tand der Massen“ ist dasjenige seiner Werke, das den stärksten Widerhall gefunden hat, als es vor 20 Jahren ate Warnungsruf, als Auseinandersetzung mit einem Grundproblem der Zeit erschienen ist. Es stellt eine Diagnose, die sich bekanntlich nicht auf den soziologischen Begriff der Masse, das heißt auf da6 Absinken des „Volkes“ zur „Masse“ beschränkt. Ortega y Gasset sieht den . Schwund der Eliten, die Entpersönlichung, kurz eben die „Vermassung“ als eine Erscheinung, die alle Stände und Gei6les6ch:chten erfaßt, und er zeichnet sie mit der ganzen

Brillanz der Sprache, mit der Beobachtungsgabe und Weltsicherheit, die ihm eigen sind. Die massivsten Beispiele von Vermaesung, ihr erschreckender Einbruch und Durchbruch im europäischen Raum, haben sich nicht als «o dauerhaft erwiesen, als zu befürchten stand. Diese Gefährdung der europäischen Kultur ist heute, zum mindesten zum Teil, ihres aktuellsten Charakters entkleidet, wenn auch Rückfälle im Bereiche des Möglichen sind. Das Schreckgespenst der Vermassung hat manches von seiner bedrückenden Aktualität verloren, worum es 6ich vor .allem handelt, ist nun die Bewahrung der gewonnenen Erkenntnisse. Denn wie Hans Zbinden festgestellt hat: „Die Völker beginnen nach der inneren Verödung der letzten Jahrzehnte einzusehen, daß es keine Gesellschaft und keine Menschlichkeit geben kann ohne echte Verantwortung des einzelnen und ohne Eliten.“ Das nimmt dem vorliegenden Werke Ortega y Gassets nichts von seiner geistigen Bedeutung.

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