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Auf Kosten anderer Völker“

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Der Krieg in Indien ist aber alles andere als eine Friedensgarantie für den arabisch-iisraelischen Konflikt. Nahostkriege haben sich bisher immer genau dann abgespielt, wenn die Aufmerksamkeit der Großmächte und der Weltfeuerwehr UNO auf andere Krisen konzentriert war: Der erste Palästinakrieg von 1948 entbrannte während des chinesischen Bürgerkrieges, die anglo-französisch-•israelische Invasion des Sinai und

„Die Tatsache ist nicht abzustreiten: Die sogenannte .Neutralität' der USA nimmt immer mehr einen propakistanischen und antiindischen Charakter an. Die amerikanische Diplomatie verstieg sich zu der Behauptung, Indien sei — entgegen den Tatsachen'— die aggressive Seite im Konflikt.

Die Regierung der USA weiß natürlich sehr gut, daß die Ursache des jetzigen bewaffneten Konflikts nicht der Standpunkt Indiens, sondern die blutigen Repressalien der Behörden Islamabads in Ostpakistan sind, die den eindeutig zum Ausdruck gebrachten Willen der Bevölkerung Ostpakistans mißachten.

Was bezweckt die Haltung der USA?

Die Vereinigten Staaten führen selbstverständlich ein großes politisches Spiel in Asien und betrachten Pakistan letzten Endes als eine Marionette in diesem Spiel. Auch die wichti.ge strategische Lage Pakistans und die Höhe der amerikanischen Hilfe, die ihm zur Verfügung gestellt wurde, dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Es finden sich wohl auch andere Überlegungen.

Bekanntlich steht Peking in unmittelbarer Beziehung zu den jetzigen tragischen Ereignissen :n Vorderindien. Die Pekinger Führer versuchten -einerseits, auf jede Weise in Ostpakistan Fuß zu fassen, setzten, dort ihre Agenten an und propagierten ihre Ideen des „Volkskrieges“ für die Unabhängigkeit. Zugleich unterstützten sie Islamabad und betrachteten es als ihren „natürlichen Verbünvon Port Said konnte sich 1956 im Windschatten des Ungarnaufstandes entfalten, und der Sechstagekrieg von 1967 bahnte sich am, als die Welt das sie schockierende Phänomen der griechischen Offiziersrevolte fixierte.

Dennoch rechnen Kairoer Beobachter allen drohenden ägyptischen Stimmen zum Trotz vorläufig noch mit keiner militärischen Aktion der arabischen Seite. Die Mehrzahl der deten“ bei der Verwirklichung des chauvinistischen Großmachtkurses in Asien.

Wie die Vereinigten Staaten hat China ständig die militärische Hilfe für die Regierung Pakistans gesteigert und sie eigentlich zum Krieg gegen Indien angestachelt. Als die politische Krise in Os1 -Pakistan ausbrach, verwarf die Pekinger Führung ihre eigenen ,Revolutionslosungen' und verriet das Volk Ostpakistans im Namen der .höheren' Ziele ihrer G roßmachtpolitik.

Es geht darum, daß für die chinesische Führung die Geschicke der asiatischen Völker, darunter auch der Bevölkerung Ostpakistans, völlig gleichgült'g sind. In Peking wie in Washington wird Pakistan als eine

Diplomaten im Nahen Osten vertraut dabei auch auf Israels Friedens-bereitschaft, während an und für sich gute Kenner der Lage die Gefahr nicht ausschließen wollen, die israelischen „Falken“ könnten sich von einem neuen Blitzkrieg einen Diktatfrieden über die Araber erwarten. Dazu sei die gegenwärtige Situation mit der Bindung Amerikas und der Sowjetunion in Indien besonders verlockend.

Marionette in einem großen politischen Spiel betrachtet.

Die USA und China spielen ihr eigenes Spiel, die Interessen der Amerikaner decken sich jedoch in diesem Fall maximal mit den strategischen Interessen des chinesischen Großmacht-Chauvinismus. Sie verflechten sich heute derart, daß es schwer zu sagen ist, wer wem auf der internationalen Arena hilft: die amerikani-sehen Imperialisten der Pekinger Führung oder die Pekinger Führung dem amerikanischen Imperialismus.

Die chinesisch-amerikanische Annäherung richtet sich gegen den Frieden in Asien und in aller Welt und erfolgt hinter dem Rük-ken und auf Kosten anderer Völker.“

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