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Die SWAPO ist verunsichert Nimmt sie nun an Wahlen teil?

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Die Ergebnisse der südafrikanischen Kommandoaktion Anfang Mai können jetzt erst in ihrer vollen Bedeutung erkannt und beurteilt werden. Der überraschende Schlag richtete sich gegen zwei Stützpunkte der SWAPO auf angolanischem Gebiet; er führte zu deren vollständiger Ausschaltung, zur Sicherstellung wertvoller Dokumente und zur Aufhellung der bis dahin weitgehend undurchsichtigen militärischen Situation.

Südafrikanische Truppen in Stärke von rund 700 Mann, darunter Spezial-einheiten, drangen mit gepanzerten Fahrzeugen und mit Luftunterstützung bis in das Gebiet der Bergwerksstadt Techamutete vor. Dort attackierten sie das SWAPO-Hauptquartier Cassinga, eine umfangreiche Verteidigungsanlage mit Gräben, Bunkern und Unterständen. Die Besatzung setzte sich zur Wehr, wurde aber nach hartem Kampf überwältigt, die Überlebenden gefangengenommen. In Uniform und kriegsmäßiger Ausrüstung hatten auch Frauen sich an dem Kampf beteiligt. Die blutigen Verluste der Verteidiger waren hoch; genaue Zahlen wurden nicht bekanntgegeben. - In ähnlicher Weise wurde ein zweiter Stützpunkt mit dem Codenamen „Vietnam“ eingenommen.

Im Hauptquartier der SWAPO fielen

wertvolle Operationspläne in die Hände der Südafrikaner, in beiden Lagern verschiedenartige Waffen, auch technisch hochentwickelte, wie 147-mm-Fliegerabwehrkanonen und rückstößfreie Kanonen vom KalTbef 75 mm sowjetischer Bauart. Im Stützpunkt „Vietnam“ wurde ein Koffer mit russischen Uniformstücken, einem russisch-englischen Wörterbuch, einem waffentechnischen Buch in russischer .Sprache und zwei Flugkarten, am 4. Dezember 1977 in Moskau abgestempelt, gefunden.

Die Folgen der Aktion bestanden in der Verurteilung Südafrikas durch den Sicherheitsrat wegen einer gegen Angola begangenen Aggression und einer scharfen Entgegnung des südafrikanischen Außenministers Roelof Botha, der hervorhob, gegen Angola habe sich der Angriff nicht gerichtet, sondern gegen Terroristen.

Aus der Situation und den verschiedenen Reaktionen läßt sich folgern:

• Das militärische Eingreifen der Südafrikaner war erfolgreich, die SWAPO wurde hart getroffen, ist verunsichert und geschwächt; sie wird sich nur langsam von dem Schlag erholen und mehr als bisher auf ausländische Hilfe angewiesen sein.

• Es verdient hervorgehoben zu werden, daß sich nur ein oder zwei sowjetische Instruktoren in einem der beiden Lager aufgehalten haben. Diese Information ist von großer Bedeutung. Bisher gab es diesbezüglich lediglich vage Vermutungen“. Jetzt weiß man, daß keine kubanischen Einheiten an der Grenze zu Südwestafrika stehen, daß Namibia zur Zeit von keiner großangelegten Intervention bedroht ist. Der Grundsatz der Sowjets dürfte sein, daß die Befreiungsbewegungen aus eigenen Kräften soviel wie möglich leisten müssen. Erst im entscheidenden Stadium wird ihnen Hilfe angeboten. • Die Chance für eine Realisierung der von den westlichen Staaten entworfenen und von Südafrika akzeptierten Namibia-Lösung ist gegeben. Ob die SWAPO sich im letzten Moment noch entschließt, sich nach den erhaltenen Schlägen an den Wahlen zu beteiligen, oder ob sie dabei bleibt, dagegen anzukämpfen, in jedem Fall scheinen die Ordnungskräfte stark genug zu sein, Herr der Lage zu bleiben. Wenn die Repräsentanten des Westens die Nerven behalten und den Plan zügig durchführen, kann zu Beginn des nächsten Jahres ein freier, unabhängiger Staat ohne Linkslastigkeit als Zeichen der Hoffnung konstituiert werden.

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