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Kein Listenslalom

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Seitdem der Chef der Tiroler FP, Gerulf Stix, erklärt hat, daß er einer Vorverlegung der Landtagswahlen in Tirol vom 5. Oktober auf den 8. Juni nichts in den Weg legen werde, dürfte ein vorsommerlicher Wahlgang in den Alpen so gut wie sicher sein.

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Seitdem der Chef der Tiroler FP, Gerulf Stix, erklärt hat, daß er einer Vorverlegung der Landtagswahlen in Tirol vom 5. Oktober auf den 8. Juni nichts in den Weg legen werde, dürfte ein vorsommerlicher Wahlgang in den Alpen so gut wie sicher sein.

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Es bestehen kaum Zweifel, daß die Sozialisten unter Führung ihres Landesobmannes Saldier gegen die Vorverlegung stimmen werden, denn insbesondere Saldier hätte von dem Zusammenfällen von Nationalrats- wahlen und Landtagswahlen profitiert, da er gemeinsam mit Kreisky zweifellos mehr Chancen hat.

Gerade dieses Junktim aber will Wallnöfer verhindern; die Tiroler VP will einen Wahlkampf gegen die Tiroler SP schlagen und keinen Zweifrontenkampf riskieren. Daneben will man auch in der ÖVP eine Überlagerung der Landtagswahlen durch Nationalratswahlen vermeiden, wobei insbesondere auch ein Listenslalom (im Land ist die ÖVP Liste 1, im Bund Liste 2) zu Unklarheiten, Mißverständnissen und Schwierigkeiten führen könnte.

Das Argument der möglichen Verwirrung bezüglich der Listen auf den Stimmzetteln gilt zweifellos nicht für die FPÖ: sie ist im Bund wie auch im Land Liste 3. Dennoch hat

Tirols FP-Chef Stix zugesagt, einer etwaigen Vorverlegung zustimmen zu wollen. Der Grund für diese Schützenhilfe liegt wohl in erster Linie in der Tatsache, daß die Tiroler VP — über Ersuchen der FP — einer Novellierung des Landtagswahlgesetzes zugestimmt hatte, welche vor allem Begünstigungen für stimmenschwächere Parteien enthält Was die Wahlziele der einzelnen Parteien betrifft, so liegen bereits Aussagen der einzelnen Parteichefs vor. Die ÖVP will wieder die Zweidrittelmehrheit zu- rückerobem, die sie vor fünf Jahren eingebüßt hat. Damals verlor die ÖVP zwei von ihren 25 Mandaten, so daß auch ein Sitz in der Landesregierung abgegeben werden mußte. Dieser Erfolg der SPÖ war in erster Linie auf das Auftreten des neuen Landesobmannes Salcher zurückzuführen. Ein Uberraschungs- effekt, von dem die VP meint, daß er inzwischen an Wirkung verloren habe. Kein Wunder also, daß sich die SP als Wahlziel ein Halten ihres Mandatsstandes steckt

Wenn auch durch die Vorverlegung der Wahlen eine direkte Kollision mit den Nationairatswahlen verhindert werden kann, so wird zweifellos die Wahlkampfstimmung auf Bundesebene große Wirkung auf Tirol haben. Bundesprobleme werden sich nicht ausklammem lassen; insofern kann der Tiroler Wahlgang bereits heute als kleine Testwahl bezeichnet werden (was bei den Kärntner Land- taswahlen am 2. März infolge des spezifischen Problems der Minderheitenfrage nicht so leicht behauptet werden kann).

Wirtschaftliche Probleme werden im fremdenverkehrsintensiven Tirol keine kleine Rolle spielen, und auch die von der SP beschlossene Fristenlösung hat die Gemüter im katholischen Tirol stärker erregt als in anderen Bundesländern.

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