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Umweltgipfel: Mehr Wachstum gegen mehr Ökologie

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Beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro pokern mehr als 100 Regierungschefs und 15.000 Delegationsmitglieder um die Zukunft der Erde. Festgefahren sind die Positionen, unversöhnlich die Gegensätze zwischen Nord und Süd.

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Beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro pokern mehr als 100 Regierungschefs und 15.000 Delegationsmitglieder um die Zukunft der Erde. Festgefahren sind die Positionen, unversöhnlich die Gegensätze zwischen Nord und Süd.

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Angestrebt hatte die UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED), wie die Veranstaltung offiziell heißt, Schritte, die es den Staaten der Welt ermöglichen sollten, der globalen Umweltkrise mit weitblickenden Abkommen zu begegnen und die Internationale Zusammenarbeit zu fördern. Die Ergebnisse jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit sollten in Rio durch die Unterzeichnung entsprechender Verträge gekrönt und eine neue Ära des weltweiten Handelns zum Schutze der Umwelt sollte eingeleitet werden. Eine Charta der Erde als Grundsatzerklärung und eine Agenda 21, ein Aktionsplan für das 21. Jahrhundert, sollten verabschiedet werden.

In den vorbereitenden Konferenzen gelang es aber kaum, brauchbare Formulierungen zur Unterschriftsreife zu bringen. Unzählige Tonnen wertvollen Papiers wurden sinnigerweise bereits für Arbeitspapier bedruckt und verbraucht. Doch vielleicht wäre alles andere auch zu viel verlangt. Bei einem Spektakel mit über 100 Regierungschefs und 15.000 Delegationsmitgliedern wird vor allem auch die Selbstdarstellung im Vordergrund stehen. Wichtig ist aber der schon seit Wochen stattfindende Meinungsbildungsprozeß, denn nun sind die Positionen klar:

Nicht mehr weggeleugnet werden kann, daß die Länder der Nordhalbkugel in völlig überproportionalem Ausmaß Rohstoffe und Energie verbrauchen: Ein Viertel der Weltbevölkerung verbraucht 80 Prozent der Ressourcen und verursacht einen zumindest ebenso großen Anteil an den gesamten Schadstoffemissionen. Der zunehmende Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen beschleunigt den Temperaturanstieg und wird sehr ernste klimatische Folgen haben.

Klare Positionen

Im Mittelpunkt der Diskussionen wird der Begriff des „sustainable development" stehen, der nachhaltigen oder aufrechterhaltbaren Weiterentwicklung der Weltwirtschaft. Damit ist gemeint, daß die natürlichen Ressourcen so behandelt werden sollen, daß die ökologische Stabilität des Systems erhalten werden kann.

In diesem Zusammenhang ist auch eines völlig klar geworden: Würden die anderen drei Viertel der Weltbevölkerung einen Lebensstandard wie in den nördlichen Industrieländern erreichen und pro Kopf gleich viel ökologische Belastung verursachen, wäre dies der Todesstoß für eine für Menschen noch erträgliche Umwelt.

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