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Sport muß Spiel bleiben

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FURCHE: Herr Minister, stimmt es, daß eine Umbenennung Ihres Ressorts im Gespräch ist?

ZILK: Ja, ich habe den Herrn Bundeskanzler gebeten, meine Bestrebungen zu unterstützen, dieses Haus in Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport umzubenennen.

FURCHE: Welchen Anteil hat der Sport an Ihrem Ressort?

ZILK: Vor allem ist der ideelle Anteil groß. Erstens hat Sport eine sehr große Bedeutung in der Schule — Leibesübungen nehmen ja einen gewaltigen Teil ein, den wir noch erweitern wollen. Zum Beispiel wird es in der neuen Hauptschule ab September 1985 vier statt bisher drei Turnstunden geben, seit heuer gibt es in den Vorschulklassen vier Turnstunden, und sicher bekenne ich mich zu dem alten Wunschziel: die tägliche Turnstunde. Wir sehen ja bei den Gesundenuntersuchungen, wie notwendig so eine tägliche Turnstunde wäre.

Dazu kommt der Sport im großen. Daß wir eine Gesellschaft vermehrter Freizeit bekommen, das haben schon die Wissenschafter in den Laboratorien entschieden. Und ein noch größerer Teil dieser Freizeit wird sicher der Sport.

Und das dritte ist der Spitzensport, er ist heute ein Teil unseres gesellschaftlichen Lebens, nicht nur als Leitbild und Anreiz für Hunderttausende Menschen, auch Sport zu betreiben, sondern als bedeutender Faktor der österreichischen Wirtschaft.

Der Sport hat also ideell einen durchaus gleichwertigen Stellenwert mit den anderen Bereichen dieses Ministeriums, und das sollen die Sportfunktionäre auch se-hen. Denn der Sport in diesem Land, das keinen Staatssport kennt, lebt ja von Zehntausenden Funktionären, die gratis und aus Liebe arbeiten.

FURCHE: Wo würden Sie eher sparen, beim Breiten- oder beim Spitzensport?

ZILK: Ich sehe beides gleichgewichtig, denn wir müssen das auch gesamtwirtschaftlich sehen. Aber das Ministerium fördert den Spitzensport so minimal, daß eine Verschiebung gar nicht stattzufinden braucht. Der Spitzensport wird richtigerweise in erster Linie von der Wirtschaft gefördert.

FURCHE: Es wurden jüngst Mißstände aus dem Leistungsmodell Südstadt berichtet. Wird diesen Dingen nachgegangen?

ZILK: Es wird bei mir grundsätzlich jedem Mißstand nachgegangen. Wir haben eine Untersuchungskömmission eingesetzt, es gab eine Reihe von Mißständen im Sinne der Nichtbefolgung von Vorschriften, aber bis heute nicht einen einzigen Hinweis, daß Mißstände in Form persönlicher Bereicherung Vorgelegen sind.

Es sind dabei freilich auch Mißstände herausgekommen, die mich wenig freuen, zum Beispiel, daß in trautem Einvernehmen nicht nur die Herren des Leistungsmodells Südstadt, sondern auch leitende Herren des Ministeriums zur Vermeidung einer an sich vorgeschriebenen Anzeige an die Staatsanwaltschaft einen Akt unterschrieben haben, in dem sie schwerwiegende Verdachtsmomente betreffend der Verführung einer jugendlichen Sportlerin durch einen Angestellten dieses Leistungsmodells unter den Tisch fallen ließen.

Also solche Dinge kommen dann heraus, aber man kann von Mißständen im Sinne von Mißbrauch von Steuermitteln nur sehr bedingt sprechen. Wo Mißstände sind, werden wir sie aber mit Feuer und Schwert ausrotten, dafür garantiere ich!

FURCHE: Es gibt immer mehr Spitzensportler im Kindesalter. Wirft die Schulbehörde, etwa über die Schulärzte, ein wachsames Auge auf diese Kinder?

ZILK: Wir wollen uns im kommenden Jahr im Gefolge einer Enquete mit dem Schulsport beschäftigen. Es gibt Menschen, zu denen auch ich gehöre, die meinen, daß da und dort aus der Liebe zum Sport Leistungen angestrebt werden, die vielleicht über das, was wir eigentlich wollen, schon weit hinausgehen.

Ich glaube, daß wir aufpassen müssen, denn eines darf der Sport nie verlieren: den Charakter des Spiels.

FURCHE: Die Idee Olympischer Spiele in Wien ist ja tot, wäre aber Österreich eventuell interessiert, falls, wie man munkelt, die Winterspiele 1988 aus Kanada verlegt werden müssen, wieder Innsbruck ins Rennen zu schik- ken?

ZILK: Das ist eine Frage, die in einem anderen Gremium behandelt werden muß. Das ist eine Frage, die vom Olympischen Comitė angeschnitten werden muß, mit der sich die Bundesregierung beschäftigen muß, aber erst kann, wenn auch das in Aussicht genommene Bundesland - Tirol - sich dazu artikuliert hat. Eines ist sicher: die Sommerspiele sind passe, hier hat man nach reiflicher Überlegung in Stadt und Bund und quer durch alle Parteien, wie ich glaube, eine vernünftige Entscheidung gefällt.

Winterspiele würde ich nicht so kategorisch für fragwürdig erklären, wenn man sich zusammentut und wenn es gelingt, den Weg fortzusetzen, den man beim letzten Mal gegangen ist — nämlich wirklich Olympische, nämlich sparsame Spiele.

Das Gespräch führte Heiner Boberski.

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