6834645-1975_07_07.jpg
Digital In Arbeit

Statt Fischen: Öl

Werbung
Werbung
Werbung

Wer über keine eigenen Ölquellen verfügt, tot heute übel daran. Aber auch die von einer gütigen Natur begünstigten Länder haben ihre Sorgen. Die neue Erdölgroßmaeht Norwegen muß eben diese Erfahrung machen, die dazu beiträgt, allzu hoch geschraubte Erwartungen wieder auf ein bescheideneres Maß zurückzuführen.

Schon im abgelaufenen Jahr ist die Produktion beträchtlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Unvorhergesehene Hindernisse gab es vor allem im Ekofisk-Feld, also in jenem Raum des norwegischen Kontinentalsockels, der am besten erforscht und am weitgehendsten erschlossen ist. Bis zum Sommer 1974 sind die Voraussagen über die dort zu gewinnenden ölmengen einmal ums anderemal erweitert worden, im Herbst aber wurde es recht still mit euphorischen Lagebeschreibungen, und gegen Jahresende sickerte durch, daß statt der zu diesem Zeitpunkt erwarteten 180.000 Barrels pro Tag nur 50.000 Barrels gefördert werden konnten. Phillips Petroleum beruhigt nun die ötinteressenten mit der Versicherung, daß man dort nach Änderungen in der maschinellen Ausrüstung schon kl den nächsten Monaten auf 180.000 bis 200.000 Barrels pro Tag kommen werde.

Der Wirtschaftsmdnister der norwegischen Regierung scheint da aber etwas skeptisch zu sein. In der ersten Jännerwoche teilte er mit, daß man auch die Erwartungen auf die För- dermemgen im ganzen Jahr 1975 kräftig zurückschrauben müsse. Wenn man noch jm Vorjahr mit einer Jahresproduktion von 15 bis

20 Millionen Tonnen für 1975 gerechnet habe, so zeige es sich jetzt, daß man auf kaum mehr als 7 Millionen Tonnen in diesem Jahr kommen werde. Das ist eine Verminderung der Prognose auf fast ein Drittel. Eine Folge dieses geringeren Ertrages ist aber auch, daß das Defizit der norwegischen Zahlungsbilanz weit höher sein wird als die von der Regierung früher angenommenen 7,3 Milliarden nKr. Der Industrie- minister dachte dabei offenbar nicht nur an die im Ekofisk-FeiU aufgetre- terien technischen Schwierigkeiten,

gab jedoch der Hoffnung Ausdruck, daß die Fernleitung für Naturgas, die vom Frigg-Feld nach Karmöy kr Westnorwegen führt, planmäßig fertiggestellt werde. I960 sollen mit Hilfe dieser Leitung 2,5 Milliarden Kubikmeter Naturgas nach Norwegen transportiert werden. Das Gas wird die Energie für ein Kraftwerk liefern und den Rohstoff für ein chemisches Werk.

Während des Sommers 1974 erreichten die zuständigen Behörden in Oslo Berichte vom Erscheinen geheimnisvoller Schiffe in nordatian- tischen Gewässern, die ganz offenbar mit Untersuchungen des Meeresbodens beschäftigt waren. Es handelte sich dabei um das Eindringen in Gebiete, die einwandfrei zur In teressenzone Norwegens gehören, so um den Nord-Norwegen vorgelagerten Kontinentalsockel, um die Meeresteile um die Insel Jan Mayen und um das sogenannte Vöring- Flateau. Schließlich mußte auch der norwegische Industrieminister Ing- vald Ulveseth in einer Sitzung des Stortingets zugeben, daß von amerikanischer Seite Forschungen nach erdölhaltigen Schichten des Meeresbodens im norwegischen Kontinen- talsockel durchgeführt worden seien, und zwar ohne daß die norwegischen Behörden davon verständigt oder gar um eine Erlaubnis dazu gebeten worden wären.

Mit Sicherheit konnte man fest- etellen, daß das amerikanische Forschungsschiff „Glomar Challenger“ neben anderen Untersuchungen sogar Probebobuungen im Meeresboden vongencxmroen hatte, wobei man bei mindestens einem Versuch auf ein Naturgaslager gestoßen war. Dieses Bohrloch, im Vörtog-Plateau gelegen, war nachher wieder sorgfältig verschlossen worden, um die

Spüren der Untersuchungen zu verwischen. Der Minister betonte, daß die norwegische Regierung diese Angelegenheit sehr ernst nehme, nicht nur wegen der Verletzung norwegischer Rechte, sondern auch deshalb, weil dieses Forschungsschiff beim etwaigen Anfoohren eines großen Gas- oder Erdöllagers keineswegs imstande gewesen wäre, ein unkontrolliertes Ausströmen zu verhindern, mit seinen unabsehbaren Folgen für die Fischerei in diesen nord- attanfischen Gebieten,

Die norwegischen Untersuchungen im nordatlalantischen Raum haben jedenfalls das Vorhandensein ölhaltiger sedimentärer Schichten bewiesen. Die meisten „ölverdächtigen“ Stellen liegen jedoch 200 bis 500 Meter unter der Meeresoberfläche und sind daher beim jetzigen Stand der Technik schwer erreichbar. Der norwegische Industrieminister rechnet damit, daß man nach 1977 to leichter erreichbaren Schichten zwei bis drei Quellen pro Jahr werde erschließen können.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung