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Digital In Arbeit

Vor allem: Ästhetik

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Es besteht zweifellos zu Recht, daß die in den Museen gesammelten Objekte zum allergrößten Teil aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang, ihrer Aufgabe und soziologischen Stellung herausgerissen sind und in einen neuen, ihnen oft gar nicht adäquaten Zusammenhang gestellt wurden. Das gilt vor allem für die größten und bedeutendsten Museen der Welt, die fast alle aus einer oder

mehreren Privatinitiativen entstanden sind.

Heute, nachdem alle diese privaten Sammlungen öffentliche geworden sind, ist das erste und wichtigste Prinzip das der Konservierung und wissenschaftlichen Erfassung der einzelnen Objekte geworden.

Es ist sicher, im Hinblick, auf neue, unseren Bedürfnissen entsprechenden Aufstellungen, ein großer Vorteil, wenn die didaktische Präsentation in den Vordergrund rückt, ohne allerdings die Prinzipien der Konservierung und wissenschaftlichen Erfassung zu vernachlässigen.

Zwei große Schwierigkeiten tauchen dabei allerdings auf: erstens ist der Kreis jener, die didaktisch erfaßt werden sollen, ein äußerst vielfältiger und diffe-renter; zweitens lassen sich aber Kunstwerkskombinationen aus rein praktisch-technischen Schwierigkeiten nur in den seltensten Fällen im gewünschten Maße durchführen. Man muß für derartige Überlegungen unbedingt in erster Linie die größten Museen bedenken und nicht mit kleinen, viel leichter zu ordnenden SpezialSammlungen beginnen, um zu versuchen, an denen ein „Modell" zu erstellen.

Das soll heißen, daß es aus didaktischen Gründen vielleicht sehr wünschenswert wäre, eine Gemäldegalerie mit einer Plastiksammlung und kunstgewerblichen Objekten zu mischen, was aber nicht nur der historischen Entstehung derartiger Sammlungen, sondern auch aus rein praktischen konservatorischen und räumlichen Fragen völlig undurchführbar wäre. Man denke dabei, um nur ein Beispiel herauszugreifen, an die für alle diese Objekte völlig verschiedenen Lichtbedingungen. Es ist notwendig den didaktischen Bedürfnissen der so sehr verschiedenartigen Besuchergruppen gerecht zu werden. Man darf dabei keinesfalls die Schüler in den Vordergrund stellen, das wäre — so sehr sie auch zu berücksichtigen sind -durchaus ungerecht und den Tatsachen nicht entsprechend. Diesen gerecht zu werden, gibt es nur ein entscheidendes Auf Stellungsprinzip und das ist, das möglichst streng durchgeführte kulturhistorische.

Je mehr Gegenstände einer Zeit und eines in sich geschlossenen Kulturkreises zusammenwirken, desto deutlicher entsteht das Bild dieser Zeit, das dann in mehr oder weniger ausführlichen Saalblättern und Wandtafeln erläutert werden soll. Bei letzterem ist jedoch größte Vorsicht geboten, denn zu lange oder zu primitiv gehaltene Tafeln langweilen, werden nicht gelesen und stören sehr oft die noch zu berücksichtigende ästhetische Wirkung.

Uber alle Didaktik hinaus darf nicht vergessen werden, daß die künstlerische Qualität und Bedeutung einzelner Werke erkenn-^ bar sein muß und sein soll. Das Museum ist nicht dazu gedacht, allein Ort didaktischer Bildung zu werden.

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