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Museumsplanung Wie und für wen ?

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Museen sind Stätten, in denen aufbewahrungswürdige Objekte gesammelt, konserviert, wissenschaftlich erforscht und präsentiert werden. Schon in dieser allgemein akzeptierten Zielvorgabe kommt unter dem Schlagwort „präsentieren" der öffentliche Bildungsauftrag zum Ausdruck. Und welchem Ziele sonst sollte denn der doch recht beträchtliche finanzielle Aufwand für die Museen dienen, wenn nicht der Information breitester Bevölkerungskreise über

längst vergangene oder einfach unbekannte Kultur- und Lebensformen?

Nun sprechen aber die Objekte im Museum doch nicht in dem Maße für sich selbst, wie man lange Zeit geglaubt hatte, sondern der größte Teil des Publikums bedarf zum Verständnis des Museumsgutes einer eingehenden Erklärung.

Weiters, die Objekte, seien sie kunst- oder technikgeschichtlicher oder volkskundlicher Art, wurden grundsätzlich aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, als sie, zumeist aus konservatorischen Gründen, ins Mu-

seum kamen. Daher müssen die Museen versuchen, den Blick des Betrachters nicht nur auf die ästhetischen Qualitäten eines Objektes zu lenken, sondern auch den Weg für weitere Interpretationsmöglichkeiten freimachen.

Es sollen aber nicht nur die Bildungsinhalte der Museen möglichst breiten Bevölkerungskreisen vermittelt werden. Das Museumsgut läßt sich auch zur Förderung der Kreativität, ja der Persönlichkeit der Besucher nutzen, indem diese zu Entdeckungsfreude und Eigenaktivität motiviert werden. Doch hier zeichnen sich bereits Grenzen ab: Der notwendige Raum, den Objekte vor allem zur Entfaltung ihrer ästhetischen Wirkung benötigen, darf ebensowenig beschnitten werden, wie die Sicherheit des Museumsgutes gewährleistet bleiben muß.

Zur Erreichung dieser Ziele, also gewissermaßen als Sprecher des Publikums, beginnt sich seit einiger Zeit im Museumswesen

eine neue Richtung zu etablieren, die Museumspädagogik.

In ihr Aufgabengebiet gehören die mittlerweile weithin bekannten Spezialführungen für Volksschüler, aber ebenso:

• die Formulierung und Vermittlung von kognitiven (inhaltlichen), affektiven (das Gefühlsleben berührenden) und aktiona-len (Verhaltensweisen beeinflussenden) Lernzielen, die sich im Museum verwirklichen lasssen;

• die Umgruppierung der Museumsobjekte zu einer thematischen Anordnung (sie geht vom Prinzip der „persönlichen Betroffenheit" des Besuchers aus, um so dessen Motivation zu einer intensiven Betrachtung der Objekte zu fördern):

• dieOrganisierungvonWerk-kursen und Spezialvorträgen im Äluseum sowie von Lehrerfortbildung für die optimale Nutzung des Lernangebotes im Museum;

• die Ausarbeitung von Rollenspielen, die allein ein vertieftes

Verständnis mancher musealer Darbietungen ermöglichen;

• schließlich etwa auch die Untersuchung, auf welchem Untergrund sich eine Objektbeschreibung am leichtesten lesen läßt.

Ziel ist es, bei der Präsentation eines Objektes nicht nur auf dessen Wirkung und ästhetische Entfaltung zu achten, sondern auch den Vermittlungs- bzw. Erkenntnisprozeß des Besuchers in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen. Dies geschieht kurz gesagt dadurch, daß Bildungsstand, soziale Herkunft, physische Fähigkeiten und psychische Verfassung des Besuchers berücksichtigt werden, um eine möglichst ausgewogene Beziehung zwischen Objekt und Betrachter herzustellen.

Nach vereinzelten Ansätzen hat die Kulturabteilung des Amtes der NO Landesregierung im vergangenen Jahre ein Projekt gestartet, um für das NO Landesmuseum und dessen Außenstellen ein möglichst flexibles Modell zu entwickeln, das auch auf die anderen Museen übertragbar sein soll.

Neben ersten Versuchen in der Dauerdokumentation über die Schlacht bei Dürnkrut und Je-denspeigen im Schloß Jedenspei-gen, in der Urgeschichtssammlung in Asparn an der Zaya und im Hanak-Museum in Langen-

zersdorf wurde eine repräsentative Umfrage unter der niederösterreichischen Lehrerschaft durchgeführt, die richtungweisende Ergebnisse erbrachte.

Den Wünschen entsprechend wird in Niederösterreich derzeit an schriftlichen Materialien gearbeitet, die die Schüler zur eigenen Aktivität im Museum (als Einzelperson oder in der Gruppe), zum selbständigen Erkunden der Objekte, kurz: zum spielerisch-ler-nenden Erleben des Museums anleiten sollen. Um eine möglichst kontinuierliche Begegnung mit dem Kulturgut in den Museen zu erreichen, wird anhand dieser Hefte der schon erwähnte Dreischritt (Vor- und Nachbereitung in der Schule sowie Arbeit im Museum selbst) möglich sein.

Doch diese Bemühungen für die Schüler sind nur ein Aspekt museumspädagogischer Arbeit: das Museum darf nicht „verschult" werden. Freilich sollen gemäß unserer pluralistischen Gesellschaft auch alle anderen Besucher an diesem Bildungsort zu ihrem Recht kommen. Dieses Ziel wird sich jedoch nur durch langfristige Entwicklungen, etwa durch Einbeziehung der oben beschriebenen Gestaltungsformen, verwirklichen lassen.

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