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Ein gelungenes Sanierungswerk

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Die Freude ist groß -im April wurde die Grazer Leechkiche wiedereröffnet und mit der Weihe des Altars wiederum mit Leben erfüllt. Das älteste Grazer Gotteshaus wird nun als Universitätskirche und zugleich als kostbares Kulturdenkmal zu einem neuem Zentrum christlichen Glaubens werden.

Ein Ort, ein Raum, bietet sich an, der den Menschen von heute zum Erlebnis werden kann, wie es ein Paul Claudel erfahren und beschrieben hat: „Wo meine Augen auf die geoffenbarte Wahrheit geöffnet wurden." Die Freude ist groß, weil ein verfallendes Kunstwerk gerettet und ein schwieriges Sanierungsgeschehen glücklich abgeschlossen werden konnte.

Dreieinviertel Jahre lang, seit Jänner 1991, war die „Ritterkirche" geschlossen. Aus unzähligen Äußerungen wissen wir, sie ging den Gra-zerinnen und Grazern ab. So erklärt sich auch das große Interesse, daß das Baugeschehen die ganze Zeit über in breitesten Kreisen gefunden hatte. Vor allem aber die berührende Opferbereitschaft, die erst das aufwendige Rettungswerk ermöglichte. Eine besondere Form von Denkmalschutz und Ortsbildpflege wurde in Graz wieder einmal Realität. Trotz allgemeiner wirtschaftlicher Krisenerscheinungen und vieler zusätzlicher Spendenaufrufe hat man begriffen, daß das Gesicht dieser Stadt mit seinen Kunst- und Baudenkmälern ein wertvolles, unverzichtbares öffentliches Besitztum darstellt. Eine Stadt ist kein Museum. Eine Stadt ist gemeinschaftlicher Lebensraum, der das leibliche und seelische Wohl ihrer Bewohner wesentlich bestimmt und Vertrautheit bewirkt. Die „Botschaft der Bauwerke" ist ein zutiefst menschlicher Bedarf.

Rund sieben Millionen Schilling wurden für die Leechkirche in Eigeninitiative durch unzählige Spenden und private Sponsoren aufgebracht; etwa vier Millionen Schilling hat die öffentliche Hand bisher beigetragen. Das ist fürwahr dankenswert! Und ein besonderer Dank gilt wieder einmal den vielen, vielen kleinen Spendern. Noch aber sind 5,5 Millionen Schilling abzudecken. Die Universitätskirche ist erklärterweise das, was man - gemäß den Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes ein „bundesweites Denkmal" nennt. So richtet sich mit Recht unsere Erwartung, auch wegen der wissenschaftlichen Erkenntnisse (Archäologie), auf den Bund. Die Freude ist groß - doch die Sorge der finanziellen Abdeckung bleibt. Die Hochschulstadt Graz verdient und braucht diese würdige, traditionsreiche Universitätskirche. Zu Recht darf man von ihr safen: locus iste - hic domus )ei - hier ist der Ort, ist Gottes Haus, wo der Lebensaustausch zwischen Denken und Glauben, zwischen Besinnung und Freude stattfindet.

Der Autor ist Versitzender des Kuratoriums „Grazer Dom".

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