6892154-1979_49_18.jpg
Digital In Arbeit

Kirche und Kunst

Werbung
Werbung
Werbung

Wo immer in der weiten Welt der Name „Salzburg“ fällt, verbindet man damit die Vorstellung einer Metropole der Künste, eines Mekka für .Schönheitssucher. Bis 1803 Haupt- und Residenzstadt eines geistlichen Fürstentums, bestimmt diese Dominante heute noch wesentlich den Charakter der Salzburger Altstadt. Ganz zum Unterschied zu anderen österreichischen Landeshauptstädten gibt hier die „Fürstenstadt“ den Ton an.

Auch im Kunstbestand des Landes ist diese Vergangenheit deutlich zu spüren. Da ein Landadel fast vollkommen fehlte - seine Funktion versah weitgehend das Domkapitel -, ermangelt der ländliche Kunstbesitz der repräsentativen Ansitze und Schlösser.

So stellt sich heute nicht nur die Frage der Verwaltung und pfleglichen Behandlung dieses enormen Bestandes von etwa 400 historischen Sakralbauten der Erzdiözese Salzburg; viel entscheidender dabei ist es, den Verkündigungsauftrag, der jedem christlichen Kunstwerk innewohnt, zum Leuchten zu bringen.

Im ordentlichen Haushalt gibt die Erzdiözese jährlich etwa 45 Millionen Schilling für die Restaurierung denkmalgeschützter Objekte aus. Dazu kommen noch Großprojekte wie etwa die Ursulinenkirche (35 Millionen) oder die Gesaftitsanierung von Kirche und Stift Mattsee (14 Millionen) Beträge, die nur mit kräftiger Hilfe der öffentlichen Hand verkraftet werden können. Es steht wohl außer Zweifel, daß mit der Erhaltung dieses Kunstbestandes die katholische Kirche der Gesellschaft unseres Staates einen Dienst leistet, der hoffentlich in Hinkunft von dieser mehr honoriert wird.

Ist nun eine Kirchenrestaurierung abgeschlossen, so gilt es, Form und (W'jrJsdInhalt des Raumes den Menschen aufzuschließen. Von über 100 Gotteshäusern liegen hierzulande schon Kirchenführer vor; in nicht wenigen Gemeinden ist es schon gang und gäbe, während der Hauptsaison in der Kirche Erklärungen anzubieten, die sich regen Zuspruchs erfreuen.

Gerade in Salzburg aber sieht die Kirche auch außerhalb des Kultraumes einen bedeutenden Auftrag zur Verkündigung in den kirchlichen Museen. Neben den 32 Heimatmuseen in den verschiedenen Gauen des Landes, gibt es drei kirchliche Museen. Das Benediktinerkloster Micha- elbeuem hat die Sammlungen des Hauses im Kreuzgang aufgestellt. Das Stift Mattsee verfügt seit 1977 in den Räumen der alten Propstei über ein mustergültig präsentiertes Museum mit bedeutenden Objekten des Kunstgewerbes, der Plastik und der Malerei aus stiftseigenem Besitz.

Schließlich gibt es seit 1974 das Dommuseum zu Salzburg. In den südlichen Oratorien des Domes, mit der anschließenden alten erzbischöflichen Kunst- und Wunderkammer verbunden, zeigt es die im Kult nicht ständig benötigten Objekte des Domschatzes, ferner Spitzenwerke sakraler Kunst aus dem Raum der alten Erzdiözese, die aber, so traurig das ist, aus Sicherheitsgründen dort nicht mehr belassen werden können.

Zu Führungen, speziell für Schulklassen, steht jederzeit pädagogisch geschultes Fachpersonal zur Verfügung, das die Hinführung zu den Werken erleichtert. Was im Sakralraum des Gotteshauses kaum möglich ist, hier kann es jederzeit geschehen: Jeder Besucher kann so nahe er will und so lange er will vor einem Objekt verweilen und in dieser selektiven Meditation seinen Eindruck wesentlich vertiefen. Zu diesen Angeboten kommen noch die musikali-

jTjrfoaijxsTrmis fdain .nebnelsehen Freitag-Abende in der Hauptsaison: Die Konzerte auf dem „Cla- viorganum“ aus dem Jahre 1591 gehören schon seit langem zum festen Bestandteil unseres Programms.

Einen wesentlichen Faktor bei der Verlebendigung des Dommuseums bilden die Sonderausstellungen. Unser Bestreben hiebei ist es, nur Themen zu zeigen, die durch ihren Bezug zu Salzburg oder mit ihrer ikonogra- phischen Thematik in dieses Haus passen. Schon 1976 konnten wir einen bescheidenen Anfang setzen und den 750. Todestag des hl. Franz von Assisi würdigen.

1977 folgte ein reizendes Thema aus dem gerade mit dem kirchlichen Alltag unlöslich verknüpften Zweig des Kunsthandwerks: „Köstlich altes Wachsgebild“. Dies blieb bisher unsere erfolgreichste Sonderschau. Im folgenden Jahr war es die imposante Wanderausstellung „Friaul lebt“, die das Augenmerk der Festspielstadt auf die Not und Sorge mit den erdbebenzerstörten Kunstwerken in der Region des alten Nachbarbistums Aquileja lenkte.

Schließlich folgte in diesem Sommer eine 530 Exponate umfassende Darstellung anläßlich des 250. Jubiläums der Heiligsprechung des böhmischen Märtyrers, Johannes von Nepomuk. Stellvertretend für Prag war diese in Salzburg gezeigt worden, da außerhalb der.Länder der böhmischen Krone das Erzbistum stets ein Zentrum seiner Verehrung war.

In Zusammenarbeit mit der österreichischen Benediktinerkongregation bereiten wir für 1980 zur 1500. Wiederkehr der Geburt des großen Mönchsvaters eine Ausstellung über das Leben des hl. Benedikt in der Kunst vor.

(Prälat Johannes Neuhardt ist Diözesankonservator der Erzdiözese Salzburg)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung