6780276-1969_40_12.jpg
Digital In Arbeit

Apologie und Ironie

Werbung
Werbung
Werbung

DAS ESSAYISTISCHE WERK VON THOMAS MANN. Taschenbuchausgabe in 8 Bänden. Herausgegeben von Hans Bürgin. Fischer-Bücherei Frankfurt am Main und Hamburg, 1968, Subskriptionspreis DM 46.—.

Die V eröff entlichiung sämtlicher Werke Thomas Maitins in der Fischer-Bücherei ist eine dankenswerte verlegerische Leistung von kultureller Bedeutung. Das Schaffen dieses großen deutschen Autors von humaner Geistigkeit wird so einem breiten Leserkreis nahegebracht. Die Romane und Erzählungen sind bereits vor einiger Zeit in 12 Bänden erschienen. Nun liegt auch das essayistische Werk in 8 geschmackvoll ausgestatteten Bänden, ausgezeichnet ediert, vor — eine Freude für alle, die den Dichter schätzen.

Die Thematik von Thomas Manns essayistischen Schriften ist sehr weit gespannt: große Aufsätze und Vorträge über literarische, philosophische, kulturpolitische und politische Gegenstände, Biographisches und Autobiographisches, Polemiken, Festansprachen, oder kürzere Äußerungen in Zeitungen zu den verschiedensten Gelegenheiten. Die stilistischen Formen gehen da weit über den Essay im eigentlichen Sinne hinaus.

Wie der Editionsbericht des Herausgebers Hans Bürgin mitteilt, umfaßt diese Taschenbuchausgabe die ungefähr 400 Texte der Bände IX bis XII („Reden und Aufsätze”) der gesammelten Werke von 1960, vermehrt um zwei weitere Aufsätze. Eis wurde eine neue Einteilung in vier Hauptgruppen vorgenommen: „Schriften und Reden zur Literatur, Kunst und Philosophie”, „Politische Schriften und Reden”, „Autobiographisches” und „Miszellen”. In diesen Gruppen sind die Beiträge chronologisch gereiht — ausgenommen die „Betrachtungen eines Unpolitischen” —, was den Vorteil hat, daß die geistige Entwicklung des Dichters so besser verfolgt werden kann Besonders wertvoll ist ein im 8. Band enthaltenes, von Knut Bede bearbeitetes Gesamt- register für das essayistische Werk. Man findet hier außer dem Namensverzeichnis der vorkommenden Personen auch die Titel der Bücher, auf die Mann in seinen Aufsätzen eingeht, ferner des Autors eigene Werke, sofeme er in den Texten diese erwähnt, sowie ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis aller Bände. Jeder einzelne Band schließt mit bibliographischen Nachweisen. Eine Ausgabe also, die auch die wissenschaftliche Benützung sehr erleichtert Thomas Manns Essays, von denen Hans von Dettelbach schreibt man könnte „ein ganzes Geschichtsbild, eine umfassende Lebensphilosophie aus ihnen ableiten”, sie seien eine „Vereinigung von Apologie und Ironie”, sind keine „Nebenprodukte”, sondern ein wesentlicher Teil seines Gesamtwerkes.

Thomas Manns Essays haben weltliterarischen Rang, sie spiegeln die europäische Geistesgeschichte eines halben Jahrhunderts, und die Leser werden aus diesem Schatz — ob in Zustimmung oder Widerspruch — geistige Anregungen von reichster Vielfalt schöpfen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung