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Dichter, Dichtungen und Fehldrucke

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Nach Kafka, Kleist, Schiller, Kel- poetischen Monatsschrift Iduna“ ler, Benn, Brentano, Grillparzer, runden den schmalen Band ab, den Heine, Tieck, Ibsen (und Hölderlin) dann noch der übliche „Anhang“ erist als Band 12 der Reihe „Dichter gänzt. über ihre Dichtungen“ in zwei umfangreichen Teilen die Selbstdoku-mentation „Theodor Fontane“ herausgekommen. Es handelt sich zum größten Teil um Korrespondenzen, weil die Tagebücher Fontanes noch nicht ediert sind und auch nicht zugänglich waren. Die ansonsten vollständig gesammelten Äußerungen beziehen sich, abschnittweise zusammengefaßt, auf Gedichte, Journalismus, die „Wanderungen“, Kriegsbücher, autobiographische Schriften, Romane und Novellen, Pläne und Entwürfe, sowie vereinzelte Beiträge. Ein Anhang mit Nachwort, Zur Edition, Zeittafel, Quellen, Personen-, Werk- und Zeitschriftenregister ergänzt das breite Kompendium. Diese „Sammlung von Äußerungen Fontanes über seine Schriften — nicht nur seine Dichtungen — ist so vollständig, wie es bei der gegenwärtigen Quellenlage möglich ist“, heißt es im Anhang, und das bedeutet bei diesem überaus fleißigen Schreiber Fontane auch: „viel Zufälliges, Unreflektiertes findet sich da.“ Aber natürlich auch menschlich Aufschlußreiches und Selbstkritisches. Immerhin erweisen sich die zwei Bände, je länger man darin liest (das Nachwort verwendet auch den konzedierenden Ausdruck „blättert“), als richtige Fontane-Lektüre. Wer also diesen stilistisch immer sicheren Autor gern hat, der wird auch die ausgiebige Zusammenstellung über das eigene Schaffen mit Vergnügen studieren, wiewohl sie in ihrer Akribie vor allem als wissenschaftliche Unterlage für den Literatur- und Theaterfachmann gedacht sein mag.

Daß der unmittelbar vorangegangene Band 11 dieser Reihe, „Friedrich. Hölderlin“, an dieser Stelle hinterher behandelt wird, hat seinen Grund. Zunächst das Sachliche: Er ist natürlich mit seinen (samt Apparat) nur 199 Seiten leichter zu überschauen. Infolgedessen wird er eindrucksvoller als der Fontane-Band, wiewohl dieser ausführliche und schreilbfreudige Epiker lehrreichere Aussagen über sich gemacht haben mag. Das erste Kapitel, „Dichtung und Dichterberuf als Thema des Gedichts“, kennt jeder Hölderlin-Kenner: Es bringt, mit dem berühmten Gedicht „An die Parzen“ beginnend, in gebundener Sprache jene Bekenntnisse, die nach der späten Wiederentdeckung Helderings lange Zeit als mustergültig galten für die Haltung eines gottnahen Poeten. Es folgen „Dichterische Begegnungen und Erkenntnisse“ in Briefform und „Das kalku-lable Gesetz der Poesie“: Grundsätzliche Äußerungen allgemeiner Natur in Prosa. Die Abschnitte „Über einzelne Gedichte“, „Über den Roman“, „Über das Trauerspiel“, „Zu den Übersetzungen“ und „Zu der

Ergänzend muß jedoch noch rezensiert werden, was der Verlag wahrscheinlich nicht besprochen wünscht. Das vorgelegte Exemplar war — wieder einmal — unvollständig. Der Schreiber dieser Zeilen kennt seit Jahrzehnten die Gepflogenheit mancher Verlage, Fehldrucke an Redak-

tionen zu versenden (Kampf dem Verderb!), in der Annahme, derart genau werde das Buch vom Kritiker sowieso nicht gelesen* Im vorliegenden Fall sind die Seiten 72 bis 73 und 76 bis 77 weiß geblieben: Der Text fehlt Kein allzu 'großer Schaden, aber eine beträchtliche Taktlosigkeit, eben wegen der pejorativen Ansicht, daß Kritiker grundsätzlich „diagonal“ läsen. Die Ausgabe wird daher in der Bibliothek des Referenten nicht unter Hölderlin eingereiht werden, sondern in die — bereits stattliche — Reihe: Fehldrucke.

DICHTER ÜBER IHRE DICHTUNGEN: THEODOR FONTANE. Zwei Bände. 846 und 873 Seiten. — HÖLDERLIN. 199 Seiten. Beides: Verlag Hevmeran, München 1973.

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