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EWG: motorisiert

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Obwohl die Frankfurter Internationale Automobilausstellung schon „der Geschichte angehört" — augenblicklich wären Paris, London und Turin aktuell — wollen wir uns doch noch mit ihr befassen.

Das hat seine guten Gründe. Sie ist jeweils der Auftakt der Herbstsaison und leitet das neue Autojahr ein. Sie bietet einen Querschnitt durch| die Produktion jenes Landes, das in der Welt im Export an der ersten und in der Produktion hinter den USA an der zweiten Stelle liegt, und außerdem gibt es kein Land wie Westdeutschland, in dem so vielfältige Typen gebaut werden und so verschiedene Tendenzen beobachtet werden könnten; ferner ist Westdeutschland in der Automobilbranche ebenso wie im Fremdenverkehr unser größter und wichtigster Partner. Dazu kommt, daß man zu diesem Autosalon heute schon einen gewissen Abstand hat. Man kann daher besser allgemeine Rückschlüsse ziehen.

Wir wollen zwar keineswegs auf die zahlreichen Neuheiten vergessen und alle jene erwähnen, die entweder für die momentane Lage oder die kommende Entwicklung wichtig sind, aber dabei doch vor allem an die große Linie denken, die sich zwar bei jeder Automobilausstellung, besonders aber in Frankfurt, entdecken läßt, vorausgesetzt, daß man sich nicht zu sehr im Detaij neuer Modelle verliert. Wir haben in Interviews mit Industriekapitänen, mit Marktforschern, Konstrukteuren und den sogenannten „Leuten vom Bau“ gewisse Erkenntnisse gesammelt: Während es noch vor 10 Jahren krasse Unterschiede in den drei größten EWG-Ländern bezüglich der Fahrzeugdichte gab, gleichen sich die Verhältnisse in Frankreich, Deutschland und Italien immer mehr und mehr an, so daß in absehbarer Zeit in diesem Raum eine gleichmäßigere Fahrzeugverteilung zu erwarten ist. Es muß wohl nicht betont werden, wie ausgleichend und erleichternd sich das auf Planung und Gesetzgebung auswirken wird. Zwar sind wir von der Homogenität eines Marktes wie etwa in den LISA noch weit entfernt, einmal aber wird sich der große Wirtschaftsraum Westeuropas diesem Zustand gewiß nähern.

Die Preisentwicklung im Autowesen in West- allerdings weniger einheitlich, denn während in Deutschland die Preise der Atftomo» bile eine sinkende Tendenz aufweisen, gab ės in Frankreich Preissteigerungen.

Der Straßenbau ist in Westdeutschland zum Problem Nummer eins geworden. „Zu spät und zu wenig“, rufen die Fachleute. Kam schon die Zweckbindung der Mineralöl- und Fahrzeugsteuer zu spät, weil die Einnahmen erst fließen, wenn der Verkehr schon rollt, so wird unter dem Druck der Haushaltslage ein immer geringerer Teil dieser Steuern für den Straßenbau verwendet. Nur 45 Prozent des Aufkommens will die Regierung nächstes Jahr für die Straßen abzweigen. Die prekäre Lage wurde sehr offen bei der Eröffnung des Autosalons in den Reden der offiziellen Persönlichkeiten geschildert. Sogar die Autobahnen — von den Städten gar nicht zu reden — sind zu gewissen Zeiten verstopft, das Automobil führt sich, wenigstens in Westdeutschland, bereits jetzt ad absurdum. Dabei ist die Nachfrage nach neuen Automobilen stärker denn je. die Ansprüche steigen gewaltig, nur die

Auslandsnachfrage nach Nutzfahrzeugen macht der Bundesrepublik Westdeutschland Sorgen. Die vier großen Autowerke dieses Landes erzeugten im Vorjahr 1,9 Millionen Personenwagen, das sind 90 Prozent aller deutschen Erzeugnisse dieser Kategorie. Sie verbesserten ihren Marktanteil 1962 auf fast 80 Prozent gegenüber 73 Prozent im Jahre 1960, dabei machte den 'größten Sprung Ford-Köln mit 14,6 Prozent nach bloß 10 Prozent vor drei Jahren.

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