7094584-1994_41_18.jpg
Digital In Arbeit

Wenn die Geldgier zu groß wird

19451960198020002020

Im Halbdunkel der Vermögensanlage warten viele Gefahren. Unvorsichtige Anleger verlieren Milliarden an unseriöse Geschäftemacher.

19451960198020002020

Im Halbdunkel der Vermögensanlage warten viele Gefahren. Unvorsichtige Anleger verlieren Milliarden an unseriöse Geschäftemacher.

Werbung
Werbung
Werbung

Der Anleger der neunziger Jahre ist drei grundsätzlichen Gefahrenquellen ausgesetzt: Den ersten und für viele wichtigsten Gefahrenherd stellen Fehlinformationen und schlechte Berater dar. Die Vielfalt der Anlagemöglichkeiten und das vergleichsweise geringe Wissen vieler Investoren haben ein Eldorado für weniger seriöse Anbieter geschaffen.

Milliarden werden jährlich „ver- zockt“ (um in der Sprache der Warenterminhändler zu bleiben) oder auf unsaubere Art und Weise Anlagewilligen abgenommen. Gegen die boomende Gilde der unseriösen Warentermin-, Optionen- und Futureshändler ist grundsätzlich wenig auszurichten - ihre Geschäfte sind (in der Regel) völlig legal; allerdings bringt die geschäftliche Praxis vieler Gesellschaften für den Anleger kaum zu verantwortende Risiken — bekanntlich ist der Glücksritter, der einmal vom Spieltrieb der Terminmärkte gepackt ist, selbst warnenden Hinweisen seriöser Händler kaum mehr zugänglich. Termingeschäfte boomen, weil sie vielfach risikolosen Reichtum suggerieren, an die Geldgier appellieren und die Spiellust breiter Anlegergruppen befriedigen. Das Ergebnis nach einiger Zeit ist bei all diesen Fällen von erschreckender Homogenität: Angesichts von Vermögenseinbußen enttäuschte, desillusionierte und erbitterte Gesichter.

Gefahren lauern nicht nur im Halbdunkek der Vermögensanlage.

Auch am funktionierenden Finanzmarkt steht der Anleger Fallen gegenüber. Die neuen Instrumente haben viele Finanzmärkte in ihrem Verhalten komplexer gemacht. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit unvorhersehbarer Marktreaktionen. Stabile Verhältnisse wie in den fünfziger und sechziger Jahren kann der Anleger nicht mehr erwarten. Wechselkursschwankungen und Zinsänderungen finden öfter und weniger zyklisch statt. Die zahlreichen Kurseinbrüche an den Aktienmärkten sind nicht mehr lokal begrenzt, sondern betreffen die Börsen weltweit. Dabei stehen die Ursachen dieser Kurseinbrüche nicht mehr im adäquaten Verhältnis zur Marktreaktion.

STRUDEL DER UNSICHERHEIT

Von den neuen Entwicklungen im Anlagebereich sind nicht nur Aktien und Fremdwährungsanleihen betroffen. Auch scheinbar sichere Anlagen wie Staatsanleihen und Immobilien sind in den Strudel der Unvorhersehbarkeit geraten. Der dritte Gefahrenherd für den Investor keimt im makroökonomischen Bereich. Zum einen wird unsere Gesellschaft immer älter — der Anteil junger Menschen an der Gesamtbe-. völkerung sinkt zunehmend; gleichzeitig werden immer größere Teile der Staatsausgaben mit Krediten finanziert.

Allein diese beiden Punkte werden die Regierung unseres Landes in der Zukunft vor große Probleme stellen und beeinflussen direkt oder indirekt das individuelle Anlegerverhalten und geben der privaten Altersvorsorge einen neuen Stellenwert.

Der einzige sinnvolle Ausweg aus der Kollision von Chancen und Risiken besteht darin, Chancen systematisch zu nutzen und Risiken konzeptionell in den Griff zu bekommen. Diese Erfolgsformel erscheint bloß dem Anfänger trivial - hinter ihr stehen „endloses“ Know-how und langjährige Erfahrung. Damit erfordert ihre Verifizierung viel Wissen und Zeit, über die der private Anleger nur begrenzt verfügt. Wie Sie gesehen haben, ist es gar nicht so einfach, ein Vermögen im „do-it- yourself“-Verfahren zu verwalten. So muß zunächst viel Zeit investiert werden, um die Flut von Informationen erfassen und auswerten zu können; und auch dann ist Ihnen der Erfolg nicht sicher. Die anzuwendenden Techniken des modernen Portfolio-Managements erfordern fundiertes mathematisches Verständnis — mehr als dies bei Zins- und Zinseszins-Rechnungen der Fall ist, ferner ist hier auch ausrüstüngs- mäßig mehr als bloß ein Taschenrechner und ein Kursblatt gefragt (siehe Beitrag unten).

FW

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung