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Was tun mit dem Reichtum?

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So viel Geld wie nie zuvor wird in Österreich angehäuft. Fachleute geben Tips, wie Sie Ihr Vermögen vernünftig anlegen.

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So viel Geld wie nie zuvor wird in Österreich angehäuft. Fachleute geben Tips, wie Sie Ihr Vermögen vernünftig anlegen.

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Für wohlhabende Privatpersonen, Familien und Dynastien stellte die Sicherung und Verwaltung ihrer Gelder schon immer ein vordringliches Anliegen dar. Diese Sorge um die richtige Vermögensanlage hatte jedoch nur ein verschwindend kleiner Teil der Gesellschaft. Das Gros der Bevölkerung mußte auch in unseren Breitengraden bis in die Mitte dieses Jahrhunderts gegen andere Probleme ankämpfen. Vermögensbesitz blieb diesen Schichten verwehrt, denen es vielfach um die tägliche Überlebensfrage ging.

Im Gegensatz dazu verfügen heute breite Bevölkerungskreise über vergleichsweise ansehnliche Vermögen. Die Chancen, zu finanzieller Ünabhängigkeit zu gelangen, sind auf alle gesellschaftlichen Schichten verteilt. Die kleinen und mittleren Anleger bilden nämlich jene breite Basis, welche unsere Wirtschaft mit dem nötigen Kapital versorgt. Jährlich wächst das Vermögen der Wohnbevölkerung Österreichs durch steigende Einkommen und erhöhte Sparquoten um unvorstellbare Beträge. Der Wohlstand der Nachkriegsgeneration hat die Frage der Vermögensanlage auf breiter Basis in den Mittelpunkt der Interessen gerückt. Dieser Trend wird durch den Generationenwechsel zusätzlich verstärkt. In den kommenden zehn Jahren werden mehr Vermögen durch Erbschaft den Besitzer wechseln als jemals zuvor.

Obige Ausführungen erscheinen kaum greifbar; dennoch eine ketzerische Frage: Bezeichnen Sie sich als reich? Vielleicht betrachten Sie sich als nicht unvermögend, sicherlich kennen Sie jedoch in Ihrem sozialen Umfeld wesentlich wohlhabendere Personen. Reichtum ist nämlich ein relativer Begriff, der in einer Gesellschaft wohlhabender Bürger schwer zu definieren ist.

VERWIRRENDES ANGEBOT

Es spielt keine Rolle, ob Ihr Vermögen groß oder klein ist, ob Sie es ererbt haben oder erarbeitet. Als Besitzer (korrekt Eigentümer) eines Vermögens - und sei es noch so klein - müssen Sie sich Gedanken machen, wie Sie Ihr Kapital erhalten und vermehren können. Vielleicht haben Sie festgestellt, daß nicht jede Anlage, die Sie kennen, Ihre Bedürfnisse zu befriedigen vermag. Haben Sie froße Teile Ihres Vermögens in parguthaben investiert oder besitzen Sie vielleicht Immobilien? Haben Sie gemerkt, daß die Erträge des Sparbuchs nicht einmal die Inflation ausgleichen? Können Sie sich über die Immobilienerträge nicht freuen, weil die Unterhaltskosten die Mieteinnahmen übersteigen?

Wie dem auch sei, einen Mangel an Möglichkeiten, Ihr Geld anzulegen, werden Sie vermutlich nicht festgestellt haben. Ist nicht im Gegenteil die Vielfalt der Angebote so verwirrend, daß der Überblick kaum noch behalten werden kann? In der Tat ist die Zahl der Finanzmarktin- novationen in den letzten zwei Jahrzehnten so stark gestiegen wie nie zuvor. Dank ihnen ist es heute grundsätzlich möglich, den Wert von Vermögensteilen so schnell zu steigern wie noch nie.

Die Erkenntnisse der Finanzwissenschaft haben dem Investor neue Möglichkeiten der Vermögensanlage eröffnet. Fast symbolisch dafür stehen die Chancen, welche sich einem Anleger an der Aktienbörse boten. Wer die in weiten Bevölkerungskreisen verbreitete Abneigung gegenüber Aktienanlagen überwunden hatte und diesen Papieren auch in schlechten Zeiten (wir haben in den letzten Jahren immerhin zwei gravierende Crashsituationen miterlebt) treu blieb, der wurde im vergangenen Jahrzehnt mit einer überdurchschnittlichen Verzinsung seines Kapitals belohnt. Doch nicht nur der rentabilitätsorientierte Investor profitiert von den neuen Möglichkeiten. Auch Anleger, die in erster Linie auf Sicherheit oder Verfügbarkeit ihrer Investments achten, finden heute Anlageinstrumente, die ihrem Bedürfnis gerecht werden.

Wie die meisten Dinge im Leben so hat auch obige Entwicklung ihre Kehrseite. Die neuen Erkenntnisse über das Anlegerverhalten und die zahlreichen, daraus abgeleiteten Instrumente haben die Vermögensanlage komplizierter und undurchsichtiger gemacht. Mit den neuen Chancen isf auch das Risiko gestiegen, das Vermögen durch Fehlentscheidungen im sich immer schneller drehenden Anlagekarussell zu verlieren. Eine „rundum optimale“ Vermögensanlage läßt sich kaum mehr im Schnellverfahren „designen“. Die heutigen Instrumente sind derartig komplex, daß ein Investor ohne ausreichendes fachliches Wissen sowie Studium von Unterlagen und Literatur die bibliothekenfüllende Materie kaum mehr durchdringen kann.

Fehlt das erforderliche Know-how oder werden Entscheidungen erzwungen, steigt die Gefahr von Fehldispositionen exponentiell (siehe dazu Seite 18).

Der Autor ist Fermögensberater der GiroCredit NBUE

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