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Eine interessante Initiative

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Interessant ist besonders eine Initiative des Bauernbundführers Wallnöfer, der nach dem Rücktritt von Dr. Oberhammer auch Landesparteiobmann wurde. Wallnöfer strebt nach eingehenden Beratungen mit Fachleuten die Errichtung einer sogenannten Bürgschaftsgenossenschaft an. Der zutiefst der Genossenschaftsidee verbundene Landesrat Wallnöfer betritt damit ein Neuland, das eigentlich sehr weit ab in die Programmatik des linken Flügels der Volkspartei, des ÖAAB, hineinragt. Es zeichnen sich daher hier sehr interessante Perspektiven für die Zukunft ab.

Seine Initiative begründet Wallnöfer in einer Sonderausgabe der „Tiroler Nachrichten” mit folgenden Worten: „In Tirol leben noch immer viele Menschen im Schatten der Konjunktur. Diesem Mangel müssen wir mit äüer Energie entgegbntrttbię Kop , kret stelle ich fest, daß treffe ‘Kreise der ‘ Bevölkerüffg, hauptW Änge Menschen, aber auch viele Arbeiter und Angestellte, aber oft auch Kleingewerbetreibende, keine Kredite für Investitionen und für Existenzgründung erhalten können, weil sie keine Realitäten besitzen und keine Bürgen mitbringen können. Diesen Mißstand werden wir durch die Gründung einer Bürgschaftsgenossenschaft beheben.”

Diese Einrichtung wird also, wie schon der Name sagt, für Kredite an Einzelpersonen, die sozial schwachen Schichten angehören, die Bürgschaft übernehmen. Die Mittel für diese. Genossenschaft sollen gemeinsam vom Land, Gemeinden und Interessenvertretungen aufgebracht werden, die zugleich auch der Genossenschaft als Mitglieder angehören werden. Die Vergebung der Kredite selbst könnte, wie man bereits in Vorbesprechungen feststellte, von Bankinstituten erfolgen.

Der neue Landesparteiobmann Wallnöfer und Tirols Landeshauptmann Dr. Tschiggfrev können für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, die Tiroler ÖVP, die nach dem Rücktritt Oberhammers von Unbehagen erfüllt war, sehr rasch wiederum zu einem schlagkräftigen und einigen Instrument geschmiedet zu haben. Obwohl es noch wenige Wochen vor Beginn des Wahlkampfes nicht sicher war, ob die Bünde eigene Listen für die Landtagswahl aufstellen, wirbt nun doch die Volkspartei mit einer Liste um die Stimmen der Wähler.

Die Berge Tirols kreißen nicht

Die Berge Tirols kreißen nicht, und es wird bei den Landtagswahlen am 22. Oktober keine allzu großen Überraschungen geben. Die ÖVP-Mehrheit im Tiroler Landtag ist und bleibt unbestritten. Von insgesamt 36 Mandaten hat die Volkspartei 23, die Sozialistische Partei Österreichs 11 und die FPÖ 2 Mandate inne. Die Sozialisten erreichten, wie die nachstehend angeführten Vergleiche zeigen, bei den Landtagswahlen 1957 mit elf Sitzen im Landtag ihre bisher höchste Mandatszahl in Tirol; allerdings auf Kosten der FPÖ Der alte Slogan der Nationalen: „Lieber rot als schwarz” feierte damals LIrständ. ln der Landesregierung ist die ÖVP mit sechs und die SPÖ mit zwei Regierungsmitgliedern vertreten. Nach dem Rücktritt von Landesrat Dr. Oberhammer, der die Referate Südtirol, Personal, Wohnbau und Sport führte, wurde dieses Regierungsmandat nicht neu besetzt.

Tirol hat die Stürme der industriellen Entwicklung und in ihrem Gefolge auch die soziologischen Umschichtungen mit ihren oft politischen Umgruppierungen ohne merkbare Erschütterung durchgestanden. Vergleicht man die Stimmen- und Mandatsverteilung vor und nach dem zweiten Weltkrieg, so zeigt sich, daß im Grund keine tiefgreifenden Kräfteverschiebungen eingetreten sind. Weder der Krieg noch der Nationalsozialismus haben nachhaltende Wirkungen gezeigt. Ja selbst die bedeutenden Ver- ‘ättdbtflfijjert der wirtschaftlichen und söziäfen” Struktur des Tiroler Volkes haben zu keinen politischen Veränderungen geführt.

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