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Benediktinisches Mönchtum in Österreich

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Eine Festschrift der österreichischen Benediktinerklöster aus Anlaß des 1400jährigen Todestages des hl. Benedikt. Herausgegeben von Dr. P. Hlldebert Tausch O. S. B. Verlag

Herder, Wien. 352 Seiten.

An dieser Jubiläumsausgabe wirkten die österreichischen Benedikfcinerklöster in ihren auserlesensten Vertretern. Sie bieten in vier Abschnitten: „Geschichte“, „Arbeitsfeld“, „Mitarbeiter“, „Wesen und Ziel“, ein ansprechendes Gesamtbild des „schwarzen Mönchtums“ unserer Heimat. Sie rekapitulierten aber auch die benediktinischen Grundlagen dieser. Hier ist gleichsam der mineralische Charakter des Buches ausgeprägt. Es ist auch ein Heimatbuch, ein Geschichtsbuch der österreichischen Kultur. Dabei wird manches Neue dem Historiker in die Mappe eingetragen. Auch der Soziologe erhält Einblicke in die noch zu wenig erforschten Zusammenhänge von Religion und Gesellschaft. Die gegenseitigen Bedingungen werden hier im benediktinischen Österreich, das an dae tausend Jahre zählt, besonders plastisch. Auch Eigenkritik läßt das vorliegende Sammelwerk nicht missen. Sie erhebt sich in der Frage nach der grundsätzlichen Möglichkeit einer benediktinischen Pfarrseelsorge und vor allem aber, und in einem notwendigen Zusammenhang damit, nach dem alarmierenden mönchspriester- wie laienbrüderlichen Nachwuchsmangel. Eine Reihe zutreffender Anregungen und Mittel zur Abhilfe werden von verschiedenen Autoren geboten. Und gewiß ist vorwiegend der Zeitgeist schuld an der Unlust zur Arbeit im Weinberg des Herrn, schon seit der Aufklärung, dem „Josephinismus“ und „Liberalismus“, worauf das Buch des öfteren reflektiert. Doch eines wird übersehen, was nicht zuletzt auch die Schwierigkeit benediktiniseher Lebensentfaltung von heute mitmacht und sie auch soziologisch aufschlüsselt. Das ist, wie ich glaube, die 900 Jahre zurückliegende Umwandlung des beneddktinischen Laien-in einen Priesterorden und dae gewichtige Folge davon: das .Mönchspriester-tum“, eine ordensgeschichtMch gewachsene Einrichtung mit zwei grundverschiedenen Zielen und Zwecken, ein Doppelbegriff, wobei der eine den anderen aufzuheben droht, da der „Mönch“, der „monachus“, prinzipiell etwas ganz anderes ist als der „Priester“, der „sacerdos“. Der verborgenen Tragik dieser traditionellen Sozialfigur, die uns im liebenswürdigen „P. Küchenmeister“, „P. Kellermeister“ usw. entgegentritt, gab vor kurzem ein Benediktinerabt Österreichs klassischen Ausdruck. Er nannte den Mönchspriester — „Priester per Akzidenz“. Umgekehrt werden aber, wie das Buch ordensrechtlich darlegt, die Laienbrüder nicht als Mönche anerkannt, obgleich sie in geistlicher Gemeinschaft weltlichen Berufen als Nichtpriester nachgehen und daher, soziologisch-historisch gesehen, die eigentlichen und wahren Mönche im benediktinischen Urverstand sind. Das ergibt am Ende dann eine Situation, welcher vielleicht — ausgewichen wird von jungen Menschen, die als Intellektuelle oder Manuelle weder Priester noch geistliche Hausdiener, sondern eben „Mönche“, aber dies ausschließlich, sein wollen und die in und mit dem alten lyehediktinischen Mönchsbegriff den feudalen Standesunterschied in Rang und Bildung und die bürgerliche Klassenunterscheidung in Slam- und Faustarbeit — zeitgemäß — überwinden möchten.

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