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Die alte Bitterkeit ist weg

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VP-Klubobmann Khol war einst Kritiker eines bestimmten gesellschaftspolitischen Kurses der Kirche. ' Heute sieht er das Verhältnis VP-Kirche problemlos.

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VP-Klubobmann Khol war einst Kritiker eines bestimmten gesellschaftspolitischen Kurses der Kirche. ' Heute sieht er das Verhältnis VP-Kirche problemlos.

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Er bezeichnet sich als geprägt von den siebziger Jahren, als die Kirche mit einer gewissen Nonchalance „die Preudenfeuer für den verlorenen Sohn, der heimgekehrt ist, abgebrannt hat”. Andreas Khol, Klubobmann der ÖVP, beinahe Parteiobmann („Ich habe das Amt aber nicht angestrebt, hätte es aber gemacht”, siehe dazu und zur schwierigen Lage der ÖVP Seite 4), meint damit die SPÖ, den Sohn, „der aber gar nicht heimgekehrt ist”. Karl Blechas seinerzeitige Aussage, auch er sei ein christlicher Abgeordneter, habe sich bald als „leere Phrase” herausgestellt.

Diese Haltung der Kirche habe damals in der ÖVP Verunsicherung ausgelöst. „Heute, glaube ich, wissen wir in der Volkspartei sehr genau, daß es an sich eine christliche Politik nicht gibt, sondern nur Politik aus christlicher Verantwortung. Bei uns gibt es viele, die Politik aus christlicher Verantwortung machen und die dafür keinen Lohn erwarten, sondern ihre Aufgabe aufgrund ihres Gewissens und ihrer Überzeugung, was richtig ist, erfüllen. Ich glaube, die Bitterkeit ist weg.' Es sei ein Mißverständnis gewesen, daß er für eine konservative Wende auch innerhalb der Kirche plädiert habe. „Ich bin in den siebziger und achtziger Jahren dafür eingetreten, daß die Bischöfe in grundsätzlichen gesellschafts-Eolitischen Fragen eine klare otschaft an die Politik richten und nicht eine pluralistische. Ich habe also damals den innerkirchlichen Pluralismus nicht verstanden. Eine konservative Wende habe ich nicht vertreten, habe auch nie auf eine Personenauswahl, und das wird mir ja unterstellt, Einfluß genommen.”

Die gegenwärtigen Bich-tungskämpfe in der Kirche bedauert Khol sehr, weist aber darauf hin, daß es dabei nicht um Fragen des Glaubens, der Heilsbotschaft, der Auslegung des Evangeliums gehe, sondern um Personalentscheidungen, um Liturgie, die kirchliche Disziplin oder um Kirchengebote wie den Zölibat.

„In den Grundfragen ist die Botschaft der Kirche klar geworden. Hier sehe ich keinen Konflikt. Und in den Fragen, bei denen es Konflikts gibt, da ist eine innerkirchliche Gesprächskultur dringend vonnöten. Und da kann man auch nicht mit Drohungen operieren, mit Geboten und Disziplinierungen, sondern da geht es um die Gesprächskultur”, betont Khol.

Auf die furche-Frage, ob man innerkirchlich nicht sehr hart miteinander umgehe, antwortete Khol: „Es gibt manche, an denen sich Härte herausbildet. Und es gibt auch innerkirchliche Entwicklunfen, wo die Frohbotschaft des iVangeliums ein wenig zur Drohbotschaft werden soll. Für mich ist der erste Ko-rintherbrief eine zentrale Botschaft ,Und hättet die Liebe nicht'.”

Khol hält das Verhältnis Kirche-Volkspartei heute für problemlos. „Weil beide so-cietates gelernt haben, ihre jeweiligen Bereiche zu gestalten, ohne dem anderen hineinzureden. Wir haben gelernt: ,Freie Kirche in einem freien Staat'. Die Parteien respektieren die Kirche und die Kirche respektiert die Parteien. Und es hat sich heute ein entspanntes Verhältnis ergeben.^'

Der frühere Eindruck aus den siebziger Jahren, daß die Kirche mit ihrem aggiorna-mento in Bichtung Sozialisten zu weit gegangen und da gewissermaßen sogar eine Bevorzugung entstanden ist, sei weg.

„Wir reden der Kirche nicht drein, es sei denn dort, wo wir uns als Christen persönlich engagieren, aber nicht als Politiker. Und die Kirche hat eine Instrumentalisierung der politischen Parteien für ihre Zwecke auch schon lange nicht mehr im Sinn.”

Auch bei den Sozialdemokraten, so Khol, habe sich bei manchen Leuten ein zum Teil sehr kirchenfreundlicher Kurs etabliert. Die ÖVP unterhält regelmäßige Gesprächstreffen mit dem Sekretär der Bischofskonferenz und einzelnen Bischöfen, „um in grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Anliegen unsere Meinungen auszutauschen”.

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