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Theologie und Kirche
KRISE DER KIRCHE — CHANCE DES GLAUBENS. Die „Kleinste Herde“ heute und morgen. Herausgegeben von Karl Färber, Verlag Knecht, 1968. 311 Seiten. DM 19.80.
Wer seit Jahren die Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ (früher: „Der christliche Sonntag“) liest, freut sich, wenn ihr Herausgeber, Dr. Theol. Karl Färber, anläßlich seines 80. Geburtstages gebeten wurde, ein Sammelwerk herauszugeben, das zugleich als eine Art Festschrift gedacht war. Sein Denken und seine Spiritualität haben schon seit Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf anstehende Fragen und Probleme hingewiesen. So wird auch seine Zeitschrft dafür Sorge tragen, daß der Geist des II. Vatikanums nicht ausgelöscht wird. Um all die Themen (Kirchenreform, Christliche Spiritualität in einer neuen Welt, Kirche und Welt, christliche Mündigkeit), zu denen Karl Färber in seiner Zeitschrift selbst geschrieben hat oder für die er anerkannte Fachleute gewinnen konnte, kreisen auch die Beiträge „seiner Festschrift“. Man wird in einer stillen Stunde einmal diesen, einmal jenen Beitrag lesen und jedesmal innerlich bereichert werden.
GOTT UNTER TAG. Priester gehen zu den Arbeitern. Von H. Grieß. Europa-Verlag, 1969. 95 Seiten. S 32.—.
Der bekannte Kaplan Helmut Grieß hat einen Monat lang das harte Leben eines Bergarbeiters mit seinen Kollegen aus dem Kohlenbergwerk in Fohnsdorf geteilt. In diesen Tagebuchaufzeichnungen kommen alle Fragen und Probleme zwischen Kirche und Arbeiterschaft zur Sprache. Die geforderten und angedeuteten Lösungen dieser offenen Fragen überzeugen um so mehr, weil sie existentiell durchlebt wurden. Als Grunderkenntnis kann wohl gelten: Das Christentum kann nur überzeugen, wenn es im konkreten Alltag bis in die kleinsten und unscheinbarsten Situationen hinein, existentiell vollzogen und gelebt wird. Alle Formen und Ausprägungen eines Christentums, das zur „Religion“ geworden ist, weil es bei äußeren Praktiken und Riten stehen bleibt, sind unweigerlich dem Untergang geweiht.
FRAGEN DER PHYSIK AN DIE THEOLOGIE. Die Säkularisierung der Wissenschaft und das Heilsverlangen nach Freiheit. Von Norbert Schiffers. Patmos-Verlag. 272 Seiten. Paperback DM 19.80.
Es war ein weiter Weg, den die Physik seit den Tagen Keplers und Galileis über Descartes und Newton bis zu Einstein zurücklegen mußte. Es war die Entwicklung zur exakten Naturwissenschaft, zur Wissenschaft schlechthin, wie die Physik sich selbst mit Vorliebe versteht. Da diese Entwicklung zugleich ein Emanzi-pations- und Säkularisierungsprozeß war, ist man versucht, der Naturwissenschaft die exakte Beschreibung und der Theologie die Deutung der Welt zu überlassen. Aber ist dem wirklich so? — Daß wir vielmehr an einem Wendepunkt stehen, da die Fragen der Physik an die Theologie immer drängender werden, das aufzuzeigen, ist das Anliegen der vorliegenden gedankenreichen Habilitationsschrift, deren Lektüre freilich ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit zur Voraussetzung hat. Der erste, historische, Teil zeichnet an Hand der klassischen und modernen Quellenschriften den Ausgliederungsprozeß der Physik aus dem Verband der Naturphilosophie und Theologie nach; zugleich wird aber auch deutlich, wie beschränkt der „Ruf nach Freiheit“ und Wirklichkeit wird, und wie sehr die Physiker philosophischen und theologischen Heilsfragen verhaftet bleiben. Im zweiten Teil versucht Schiffers auf Grund des Forschungsberichtes einerseits die gute Verschiedenheit von Physik und Theologie aufzuzeigen, anderseits die ungute Kluft hinsichtlich der offenen Fragen der Physik an die Theologie zu schließen. Dabei geht es ihm nicht nur um eine Grenzbereinigung, sondern zugleich auch um die Bereitung eines „Gesprächsbodens“, der ein Verstehen der beiden Bereiche Physik und Theologie ermöglicht. Der Autor sieht in einem neuen Bedenken der Differenz zwischen Begriff und Sinn unter Zuhilfenahme der Seins-analogie die Voraussetzung und Möglichkeit zu einem redlichen Gespräch zwischen Physik und Theologie, das für den Menschen in einer physikalisch manipulierbaren Welt unumgänglich geworden ist. Oswald Gehlert
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