Weder jenseitig noch diesseitig

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Das Zentrum des Wirkens Jesu, das, was ihn ausmacht, ist seine Botschaft vom Reich Gottes. An Jesus glauben, heißt an seine Botschaft glauben. Das Spezifische dieser Reich-Gottes-Botschaft ist eine doppelte Polarität, eine zeitliche und eine soziale.

Das Reich Gottes ist da, aber auch nicht, es steht an, aber es steht auch aus, es ist ein gegenwärtiges Geschehen, dessen Vollendung aber in der Zukunft Gottes liegt. Niemand darf daher diese Botschaft allein in ein (zukünftiges) Jenseits schieben, noch auf ein rein diesseitiges Projekt verkürzen.

Diese Botschaft besitzt aber, und das ist die andere Spannung, einen personalen und einen politischen Pol. Jesus spricht von Gott als "Vater", aber auch von Gottes "Reich". Niemand darf also Jesu Botschaft auf einen individualistischen Personalismus verkürzen, aber auch nicht auf ein rein strukturell-politisches Programm eingrenzen.

In allem aber geht es bei Jesu Reich-Gottes-Botschaft um die umfassende Heilung unserer beschädigten menschlichen Lebensverhältnisse. Alle Wunder Jesus sind zuallererst das: reale Ereignisse, reale Erfahrungen dieses Reiches Gottes hier und heute, wirksame Zeichen und wirksame Realität dessen, was allen versprochen ist: sinnlich und konkret, persönlich und zeichenhaft, und immer ohne jede Vorbedingung.

Wer Diesseits und Jenseits, wer Persönlichstes und Politisches auseinanderreißt, wer gar Jesu Botschaft zu einer Religion der Unbarmherzigkeit und Gnadenlosigkeit macht, sündigt wider Jesus und seinen Gott.

Gottes Wunder sind nicht vorbei. "Wenn die Suche nach dem Stillstand, nach der Geschlossenheit und nach Sicherheit die Macht und die Unterwerfungsdispositive charakterisieren, destabilisiert und löst die fröhliche Revolution der Zärtlichkeit den kompakten Monolith der Macht auf"(Isabella Guanzini).

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