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Fünf Jahre Grüner Plan

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Noch immer gibt es Menschen in Österreich — und vermutlich gar nicht wenige —, die bei Erwähnung des Grünen Planes einfach an staatliche Zuwendungen für die Land- und Forstwirtschaft denken, über deren Zweckmäßigkeit sie sich keine rechten Vorstellungen machen können. Und doch sind die Maßnahmen des Grünen Planes für alle Österreicher von Bedeutung, für den Einzelhaushalt und seine Emährungssicherhelt ebenso wie für die gesamte Volkswirtschaft und deren Gleichgewicht. Darüber hinaus ist die „Erhaltung eines wirtschaftlich gesunden Bauernstandes”, wie sie im Landwirtschaftsgesetz gefordert und mit Hilfe der Grünen Pläne angestrebt wird, ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung unserer Gesellschaftsordnung, die ohne ein freies Bauerntum unvorstellbar wäre.

Erfolgreiche Wirksamkeit

Nach fünf Jahren der Wirksamkeit des Grünen Planes steht dessen Zweckmäßigkeit nicht mehr zur Diskussion, sondern ist beweisbare Tatsache. Aber wie soll diese Tatsache einer breiten Öffentlichkeit möglichst anschaulich vor Augen geführt werden?

Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft hat die Wiener Frühjahrsmesse 1966 zum Anlaß genommen, um durch die Sonderausstellung „Fünf Jahre Grüner Plan” die Messebesucher aus Stadt und Land mit den Aufgaben und Zielen des Grünen Planes vertraut zu machen. Das Verständnis für die .großen Umstellungs- und Anpassungsschwierigkeiten der Land- und Forstwirtschaft in der Industriegesellschaft soll vertieft werden. Es muß sich die Erkenntnis durchsetzen, daß der auf Grund des Landwirtschaftsgesetzes alljährlich zu erstellende Grüne Plan keine Almosen für die Bauern bringt, sondern nur dort einzugreifen hat, wo die Kraft des einzelnen Landwirtes und des gesamten bäuerlichen Berufsstandes nicht ausreicht, um den im Gange befindlichen soziologischen, sozialen und wirtschaftlich-materiellen Strukturwandel der Landwirtschaft zu bewältigen.

Der Grüne Plan leistet Hilfe zur Intensivierung der bäuerlichen Selbsthilfe. Er ersetzt nicht die private Initiative, aber er muß sie häufig erst ermöglichen helfen und durch eine verstärkte Beratungstätigkeit fördern. So bliebe beispielsweise das Bemühen landwirtschaftlicher Betriebe um eine markt konforme Produktion zwecklos, solange diese Betriebe über keine Zufahrtswege zum Verkehrsnetz und damit zum Markt verfügen. Die Verkehrserschließung zählt daher zu den wesentlichen Schwerpunktmaßnahmen des Grünen Planes.

Ein Leistungsbericht

Es ist ein echter Leistungsbericht, der mit der Ausstellung „Fünf Jahre Grüner Plan” der Öffentlichkeit vorgelegt werden kann. Seit 1961 hat die österreichische Land- und Forstwirtschaft, nicht zuletzt mit Hilfe des Grünen Planes, erhebliche Leistungssteigerungen erzielt, die in hohem Ausmaß der Gesamtwirtschaft und damit allen Österreichern zugute kommen. Wie die unter Mit wirkung der Sozialpartner alljährlich zu erstellenden Grünen Berichte übereinstimmend ergeben, hat es die Land- und Forstwirtschaft verstanden, eine Investitionspolitik mit größtmöglicher Wirkung durchzuführen.

Die Mittel des Grünen Planes konnten von 180 Millionen Schilling im Jahre 1961 auf 344.6 Millionen Schilling im Jahre 1962, 445.6 Millionen Schilling im Jahre 1963, 516 Millionen Schilling im Jahre 1964 und schließlich auf 675 Millionen Schilling im Jahre 1965 erhöht werden. Da es sich hierbei um Förderungsmaßnahmen für insgesamt rund 400.000 Betriebe handelt, ist diese Summe keineswegs als zu hoch zu betrachten. Es wird vielmehr notwendig sein, die Mittel für den Grünen Plan mit Rücksicht auf die Integrationsbestrebungen weiter aufzustok- ken.

Wie werden die Mittel verwendet?

Bedeutungsvoll Ist die Art der Verwendung der Mittel des Grünen Planes für die einzelnen Schwerpunktmaßnahmen. An erster Stelle ist hier mit dem größten Anteil die Verkehrserschließung und Elektrifizierung zu nennen. Dafür wurden im Grünen Plan in den Jahren von 1961 bis 1965 insgesamt 552 Millionen Schilling aufgewendet. Das sind nicht weniger als 26 Prozent aller Mittel des Grünen Planes. 411,5 Millionen Schilling davon entfielen auf den Güterwegebau und 83,5 Millionen Schilling auf die Elektrifizierung. Gemeinsam mit den sonstigen Förderungsbeiträgen des Bundes konnten dadurch 14.000 bäuerliche Betriebe dem Verkehr erschlossen und 28.300 Betriebe ausreichend mit Strom versorgt werden.

Ein besonderes Schwergewicht wird im Grünen Plan auch den Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur beigemessen. Dafür wurden in den ersten fünf Jahren des Grünen Planes 528,5 Millionen Schilling verwendet. Das sind 24 Prozent der Gesamtmittel des Grünen Planes. 163 Millionen Schilling wurden davon allein für die Grundstückzusammenlegung investiert. Gerade auf diesem Gebiet sind in Zukunft noch gewaltige Aufgaben zu bewältigen, um eine rationelle Mechanisierung zu gewährleisten. Fast eine Million Hektar Grund und Boden sind in Österreich noch zusammenlegungsbedürftig, davon 485.000 Hektar vordringlich. Zu den agrarstrukturellen Maßnahmen zählen auch die sogenannten Besitzfestigungsmaßnahmen und Umstellungsaktionen, für die in den Grünen Plänen bisher 283,6 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt wurden.

Im Rahmen der Absatz- und Verwertungsmaßnahmen der Grünen Pläne steht die Bekämpfung der Rindertuberkulose und der Rinderbrucellose im Vordergrund. Ende 1965 waren von der Tbc-Bekämpfung 95 Prozent, von der Brucellosebekämpfung 97 Prozent der rinderhaltenden Betriebe erfaßt. In den Jahren 1961 bis 1965 wurden aus dem Grünen Plan dafür 228 Millionen Schilling aufgewendet.

Für die Verbesserung der Produktionsgrundlagen wurden durch die Grünen Pläne bisher 334,6 Millionen Schilling flüssiggemacht. Sie fanden für landwirtschaftliche Kultivierungsmaßnahmen und für die Aufforstung von ertragsarmen Böden Verwendung. Noch immer aber sind rund 270.000 Hektar allein in Hochlagen aufzuforsten.

Bei den kreditpolitischen Maßnahmen des Grünen Planes handelt es sich um die Erleichterung der Zinsenlast für Kredite des privaten Kapitalmarktes. Dadurch soll den bäuerlichen Betrieben der Übergang zur kapitalintensiveren Wirtschaftsweise erleichtert werden. Die gesamten Zinsenzuschüsse in der ersten Fünfjahresperiode des Grünen Planes betrugen rund 307 Millionen Schilling. An 81.500 Darlehensnehmer sind damit zinsenverbilligte Kredite mit einem Gesamtvolumen von fast vier Milliarden Schilling vermittelt worden.

Für sozialpolitische Maßnahmen wurden durch den Grünen Plan bisher 100,7 Millionen Schilling aufgebracht, die den Bau von 3288 Eigenheimen und 5342 Dienstwohnungen für T “nd- und Forstarbeiter ermöglichten.

Die Sonderschau „Fünf Jahre Grüner Plan” soll und wird in lebendiger Weise veranschaulichen, was hinter all diesen trockenen Zahlen steht. Es ist ein langfristiges Programm, das alle Österreicher angeht und für das sich daher auch alle interessieren sollten.

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