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Weg von der Masse

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Das Musterländle will wieder eine Vorreiterrolle spielen und sucht nach einem besseren Ausbau des Standortes Vorarlberg.

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Das Musterländle will wieder eine Vorreiterrolle spielen und sucht nach einem besseren Ausbau des Standortes Vorarlberg.

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Auch in der Wirtschaft gibt es Biotope und je reichhaltiger ein solches ist, umso dynamischer wird es sein, umso mehr eigenes Leben wird es hervorbringen.

Entwickeln wir die Vision vom Qualitätsstandort Vorarlberg weiter: Gute Voraussetzungen sind da, wir haben in vielen Bereichen Unternehmen, die europa- oder sogar weltweit führend sind. Wir brauchen mehr davon. Der Wunsch, ja die Sehnsucht, zu den besten zu gehören, muß alle bewegen", meint der Präsident der Landesgruppe Vorarlberg der Vereinigung Österreichischer Industrieller, Alfons Giesinger in der aktuellen Diskussion um die Sicherung und den Ausbau des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg.

Denn in der Tat war der hohe Textilanteil .jahrzehntelang das bestimmende Merkmal der Vorarlberger Wirtschaftsstruktur.

Mittlerweile wurde die Notwendigkeit der wirtschaftspolitischen Initiative erkannt, nicht zuletzt aufgrund der Arbeitslosenziffern und die durch die Ostöffnung verstärkt diskutierten und teilweise auch schon durchge-

führten Produktionsverlagerungen. Diese Ostöffnung hat auch den Wirtschaftsraum Vorarlberg aus dem Zentrum gerückt. Der ostösterreichische Raum hat heute bedeutend mehr Chancen als früher und wird diese Möglichkeiten sicherlich nützen können.

Der Ausbau der Telekommunikation in Vorarlberg, verbunden mit einer möglichst raschen Anbindung an Österreich-, europa- und weltweite Daten-Highways ist nicht nur aus Gründen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit immens wichtig, sondern auch, weil die Telekommunikation ein „indirekt umweltfreundliches Transportmittel" darstellt, das mit-lilft, Verkehr im herkömmlichen Sinne einzusparen, und das daher in besonderem Maße dem stark ausgeprägten Umweltbewußtsein der Vorarlberger entgegenkommt.

Eine forcierte Bildungspolitik und eine flexible und qualifizierte berufliche Erwachsenenbildung runden die Bestrebungen des Landes und der Sozialpartner ab.

So wird im Herbst 1994 in Dornbirn der dort bislang durchgeführte Universitätslehrgang „Fertigungsautomatisierung" modifiziert und zu einer echten Fachhochschule (FII) aufgewertet. Für einen weiteren FH-Studiengang im Bereich „Wirtschaft laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

NEUE IDEEN

Verschiedene , wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen den Vorarlberger Arbeitnehmern eine besonders hohe Bildungs- und Leistungsbereitschaft. Diese Fähigkeit, rasch und flexibel auf die Veränderungen technologischer, wirtschaftlicher und bildungspolitischer Herausforderungen zu reagieren, lassen auch jenen wirtschaftspolitischen Optimismus zu, der momentan in Vorarlberg herrscht und der davon ausgeht, daß auch hierzulande die Struktur-und Konjunkturkrise zwar nicht ganz ohne Schrammen, aber letztlich doch gemeinsam, bewältigt werden kann. An Ideen mangelt es nicht und der Umsetzungsgrad wird allgemein als hoch eingestuft. Dazu einige Schlaglichter aus der aktuellen Diskussion:

■ Vorarlberg muß als Musterländle glaubwürdig wiederbelebt werden. Seine neuen Stärken sind herauszuheben.

■ Vorarlberg wird in einem Europa ohne Grenzen eingebettet sein, in einer attraktiven, zentraleuropäischen Region, in der bis dato Menschen gleicher Sprache, Weltanschauung, ähnlicher Volkskultur auf verschiedene Nationalstaaten verstreut, aber doch schon eng kooperierend, nun noch enger zusammenleben können.

■ Mit seinen vielfältigen Beziehungen in die Schweiz und nach Süddeutschland könnte Vorarlberg als „Tor zum Westen" ein Gegenpol zu Wien als „Tor zum OSTEN" werden.

■ Vorarlberg soll ein Technologietransferland von kontinentaler Bedeutung werden. Dieser Transfer ist umweltfreundlich.

■ Kleine Einheiten wie Vorarlberg bieten hohe Chancen zur Transparenz, die auch dem Prozeß d^r Desintegration entgegenwirken würde.

■ Vorarlberg war bisher ein Grenzland mit allen damit verbundenen Nachteilen. Das wird sich mit der Entwicklung eines neuen Europa der Regionen ändern, und zwar zum Vorteil für Vorarlberg, denn bei offenen Grenzen wird die Randlage zum Vorteil.

■ Vorarlberg muß alles daransetzen, damit der Föderalismus und damit seine Entscheidungskompetenzen gestärkt werden.

■ In Vorarlberg werden sich nur solche Industrien halten können, die einer weltweiten Konkurrenz in bezug auf bessere Produktionsverfahren oder effizientere Vermarktung überlegen sind.

■ Das industrielle Credo muß lauten: „Weg von der Masse und hin zur Marke."

■ Vorarlberg muß zum „industriellen Spezialitätenladen" werden.

■ Flexibihsierung wird das Stichwort der kommenden Jahre.

■ Die Kleinheit des Landes erleichtert Vorreiterrollen. Das hat sich etwa im sozialen und medizinischen Bereich (Vorsorgeuntersuchung, Sozialsprengel und ähnliches) und im Umweltsektor gezeigt.

Unter dem Motto „Bodensee - Seele Europas" versteht sich die internationale Bodenseeregion als reizvolles Urlaubsgebiet. Vier Länder - Deutschland, die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und Österreich mit seinem westlichsten Bundesland Vorarlberg - grenzen aneinander.

Die vier Länder und ilire touristisclien Regionen sind seitjelier eine am Bodensee vereinte Großregion mit gemeinsamer Geschichte und Kultur, mit engen wirtschaftlichen Verflechtungen und einem vielfältigen touristischen Angebot. Vor allem die historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, der See selbst, aber auch das abwechslungsreiche Hinterland, das in hochalpine Regionen reicht, prädestiniert den Bodensee zum ganzjährigen Urlaubsgebiet.

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