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Gewohnheiten ändern
Um unsere 'Tische genügend mit Lebensmittel decken zu können, sind inzwischen 20 Prozent des gesamten Energie- und Materialverbrauchs notwendig. Zu diesem enormen Aufwand kommt noch, daß in den letzten 30 Jahren die Nahrungsenergiezufuhr um 15 Prozent zugenommen hat, obwohl gleichzeitig die Notwendigkeit, sich bewegen zu müssen beziehungsweise körperliche Arbeit zu verrichten, gesunken ist, der Körper also physiologisch mit weniger zugeführter Energie auskommen müßte.
Einerseits kauft beziehungsweise ißt man qualitätsbewußter, andererseits wird der Wunsch nach erlebnisreicher Kost immer größer (Spezialitätenrestaurants, exotische Zubereitungsform). Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Schnell- und Halbfertiggerichten. Hand in Hand geht die Beschleunigung der Alltagsverhältnisse, die Auflösung der Essenszeiten und der gemeinsamen Mahlzeiten.
Wie verträgt sich dieser 'Teil des Ie-bensstils mit dem Anspruch auf Gesundheit, giftfreien Pflanzenanbau und artgerechter Tierhaltung? Etwa ein Fünftel der Bevölkerung stuft sich als „bewußte Ernährer" ein, die ge-sundheits-, preis- und kalorienbewußt leben. Ein weiteres Fünftel behauptet, „ökologisch orientiert" zu sein, weniger Fleisch zu essen und Lebensmittel aus dem ökologischen Landbau zu bevorzugen.
Wer also für sich beziehungsweise die Region, in der er lebt, etwas Gutes tun möchte, sieht sich nach Produkten um, die frisch, der Saison entsprechend und preisgünstig sind, mit einem Wort, er läßt die Kirche im Dorf und verzichtet auf Erdbeeren zu Weihnachten, Glashaussalat und amerikanische „Anti-Quatsch-Tomaten" und entscheidet sich somit gegen Massentierhaltung, Wasserverschmutzung, Lastwagenverkehr und Energieverschwendung.
Haben Sie schon einmal nachgedacht, wieviele Güter bei Ihnen eher Steh- als Laufzeiten haben? Der Rasenmäher, die Gartenleiter, der Auto-anhänger werden nur wenige Stunden benutzt und stehen für den Großteil ihrer Lebensdauer herum.
Obwohl es bei jedem Produkt nur um die Dienstleistung geht, werden viele Güter nur für den individuellen Besitz angeschafft. Mit-Nutzen, Verleihen oder Mieten könnte eine besse re Auslastung des Einzelgerätes gewährleisten, die Lebensdauer durch stabilere Fertigung verlängern und Stellflächen im Einzelhaushalt zurückgeben.
Die Renaissance der Waschsalons ist bereits angebrochen und das „Car-Sharing" zeigt mancherorts gute Resultate. Die Palette ließe sich auf AVerkzeug und andere Ausrüstungsgegenstände erweitern - gerade im Zeitalter des „Do-It-Yourself"
Der Autor ist
Mitarbeiter des Wuppertalinstitus für Klima, Umwelt, Energie, sein Beitrag ein Auszug aus „Umwelterziehung" 4/96.
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