Wissenschaft - © Illustration: iStock/ RLT_Images (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

Vertrauen in die Wissenschaft: Auf Herz und Nieren abgeklopft?

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In Österreich fehlt vielfach das Vertrauen in die Wissenschaft. Zwei Beispiele verdeutlichen die Selbstreinigungskräfte in der Forschung.

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In Österreich fehlt vielfach das Vertrauen in die Wissenschaft. Zwei Beispiele verdeutlichen die Selbstreinigungskräfte in der Forschung.

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Die moderne Wissenschaft, die seit dem 19. Jahrhundert eine Blüte erlebt, ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Menschheit. Die Begeisterung über die Erklärungen so vieler Aspekte der Realität wird aber, so scheint es, von immer weniger Mitmenschen geteilt. Von der Impfskepsis bis zur Leugnung des menschengemachten Klimawandels gibt es immer mehr (oder lautere?) Stimmen, die an der Wissenschaft zweifeln. Aber sind Wissenschafter teils korrupt und ihre Forschungsergebnisse oft zu oft tendenziös? Um das beurteilen zu können, lohnt es sich, zwei Fälle anzusehen, wo der wissenschaftliche Prozess zumindest vorerst einmal nicht funktioniert hat.

Spektakuläre Effekte

In der Meeresbiologie ist die Übersäuerung der Meere ein wichtiges Thema. Durch die enormen Mengen an Kohlendioxid, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt werden, wird das Meerwasser saurer. Diese Übersäuerung ist subtil (Bruchteile einer pH-Einheit), hat aber gravierende Konsequenzen für skelettbildende Organismen wie Korallen. Eine Reihe von Publikationen einer australischen Forschergruppe behauptete nun, dass diese Übersäuerung des Meerwassers auch das Verhalten von Fischen stark verändere. So soll deren Fähigkeit, vor dem Geruch von Raubfischen zu flüchten oder ein passendes Heimatriff zu finden, durch zu saures Meerwasser gestört sein.

Diese Ergebnisse waren so spektakulär, dass eine internationale Gruppe von Wissenschaftern in einer großangelegten Studienreihe mit sechs verschiedenen Fischarten versuchte, die ursprünglichen Studien zu replizieren. Aber trotz mehrjähriger Anstrengungen gelang es ihnen nicht, die Verhaltensänderung zu beobachten, etwa wie Fische im übersäuerten Wasser auf ihre Raubfeinde zuschwimmen, anstatt zu flüchten. Es ist nicht ganz klar, was in diesem Fall genau schiefging – es war vermutlich kein absichtlicher Betrug am Werk. Stattdessen fand wohl schlampige Forschung statt, bei der ein spektakulärer Effekt, der mit zu wenigen Experimenten belegt wurde, zu schnell publiziert wurde. Erfreulich ist auf jeden Fall, dass diese fehlerhaften Resultate korrigiert wurden.

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