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Ein medizinisches Hausbuch

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Der älteren Generation 6ind die bekannten Haus-Doktorbücher noch in Erinnerung: von Bock „Da6 Buch vom gesunden und vom kranken Menschen“ und Dr. Anna Fischer-Dückelmann „Die Frau als Hausärztin“. Ihr Für und Wider ist oft erörtert worden. Wenn man ein echtes Bedürfnis nach solchen medizinischen Hausbüchern anerkennt, so muß auch anerkannt werden, daß nach den veralteten früheren Werken das Bedürfnis nach einem neuen Buche besteht, da6 modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung trägt. Der Herausgeber, dem ein großer Stab von Mitarbeitern au6 allen klinischen Fächern zur Seite 6tand, hat diese Aufgabe bestens gelöst und hat, wie Professor Breitnerin seinem Geleitwort treffend bemerkt, in diesem Buche „die derzeit beste Lösung für dieses schwierige Problem gefunden“. Die Gefahr medizinischer Volksaufklärung wird ja immer darin bestehen, daß der halbgebildete medizinische Laie 6ein Wissen überschätzt und die Schwierigkeiten diagnostischer Erwägungen und therapeutischer Entscheidungen unterschätzt; mit anderen Worten, daß ein unerwünschtes Kurpfuschertum an der Hand solcher Werke glaubt, es sich leicht machen zu können. Aber die Möglichkeit des Mißbrauches hebt nie den rechten Gebrauch auf.

Da6 Werk ist leicht verständlich geschrieben und der Stoff übersichtlich angeordnet, der Text durch eine große Zahl von Skizzen, Licht- und Farbbildern reich illustriert. In fast allen Kapiteln wird auf die unüberechreit-baren Grenzen hingewiesen, die der Laienaufklärung und der Laienhilfe gezogen sind. In dieser Hinsicht müssen als besonders gut gelungen bezeichnet werden die für den Laien wichtigen Kapitel über Krankenpflege (Dr. Schermer) und über erete Hilfe

(Motz). Zu den besten Kapiteln des Werkes gehört da6 über Hygiene (Vering); sehr bemerkenswert ist das über Frauenkrankheiten und Geburtshilfe (Dr. Stourzh); zur Frage der Geburtenverhütung bemerkt die Autorin, daß die periodische Enthaltung die einzige Methode ist, die die katholische Moral anerkennt. Sie hätte hinzufügen können: auch die absolute Enthaltung, wofern die periodische Enthaltung nicht ausreicht (zum Beispiel bei wirklicher Lebensgefahr). Sehr beachtenswert ißt auch das Kapitel über Verletzungen und Operationen (Mo ritsch), ferner über Nerven- und Geisteskrankheiten (Tyndel). Unbefriedigend bleibt der kurze Essay des letztgenannten Autors „Krankheit und Seele“ (S. 337); Verfasser vertritt (S. 828) die Auffassung, die Medizin habe sich um einen philosophisch fundierten Seelenbegriff nicht zu kümmern; die Seele sei naturwissenschaftlich nur al6 „die Gesamtheit aller nervösen Funktionen“ aufzufassen. Hierin liegt eine wesentliche Schwäche des sonst sehr wertvollen Beitrages.

Es ist unmöglich, alle Beiträge einzeln aufzuzählen und zu würdigen; ohne die nicht erwähnten Beiträge damit herabzusetzen, 6ei hier noch auf die Beiträge Hautkrankheiten und Schönheitspflege (L. A n t o i n e) sowie physikalische Heilmethoden (B e u 11) und die Diätvorechriften 6owie die wichtigen Tabellen hingewiesen. Die Kinderkrankheiten 6owie die Kinderpflege sind von Bienenstein, die Störungen der inneren Sekretion sowie die Infektionskrankheiten von Schneiderbauer dargestellt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß dem Herausgeber und den Mitarbeitern ein hervorragendes Werk gelungen ist.

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