Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Zuerst das Fundament, dann das Heer!
Die Aussprache über das kommende Heer sollte auf der Tatsache aufbauen, daß unserem Volke durch einen Vertrag die Neutralität zugewiesen wurde. Diese ist es, die nicht nur die Struktur des Heeres bestimmt, sondern auch den Geist festlegt, der darin herrschen soll. Diese Neutralität fordert eine bestimmte Art von Heer, eine Art, wie sie selten aufgebaut wurde. Welche ungeheure Aufgabe uns die Neutralität stellt, ergibt sich aus der Betrach* tung der wehrgeographischen Lage unseres Staatsraumes. Diese Lage bestimmt den Aufbau und verhindert den Vergleich mit anderen neutralen Staaten und ihren Heeren. Die Schweiz hat uns den Beweis erbracht, daß europäische Kriege geführt werden konnten, ohne ihre Pässe und Durchzugstäler zu benützen. Unsere Lage läßt die Vermutung zu, daß wir im nächsten Kriege wieder „mit dabei“ sein müssen. Dies soll unsere Wehrmacht verhindern. Sie kann es nur, wenn ihr Aufbau auf diese mit großer Bestimmtheit vorauszusagende Situation Rücksicht nimmt. Die beste Erziehungsarbeit am Heer nützt nichts, wenn sein Rücken, sein Fundament, unser ganzes Volk, nicht im gleichen Sinne erzogen wird.
Um dieses Fundament zu festigen, müssen neben der Gesundung der Familie, Ernährung und Wirtschaft auf eigenen Füßen stehen.
Weiter müssen wir uns aufrichtiger mit der Jugend befassen. Sie muß „erzogen“ werden. Heimatgedanke und der Wille, die Heimat zu verteidigen, muß an sie herangebracht werden. Dies ist keine leichte Aufgabe und soll nicht unterschätzt werden. Alle Oesterreicher müssen sich damit auseinandersetzen, müssen daran mitarbeiten. Weit und dornig wird dieser Weg und viele müssen ihre Meinung von Rede- und Pressefreiheit, ihr wirtschaftliches Denken umstellen. Doch damit muß begonnen werden, ehe das Heer aus dem Boden gestampft wird und als Unruheherd, als Krankheit unser Oesterreich verseucht.
Die Aufstellung unseres Heeres muß neue Wege gehen. Als Gründe dafür werden die neuen Waffen, unsere geringe Einwohnerzahl im wehrgeographisch wichtigen Durchzugsland und unsere Neutralität angeführt. Diese neuen Wege müssen erst gefunden werden. Durch sie soll auch ein anderer Soldatentypus erzogen werden. Die kleine Gruppe, in der jeder Mann Verantwortungsbewußtsein, Anpassungsfähigkeit hohes soldatisches Können, Einsatzbereitschaft, geistige und körperliche Tüchtigkeit zeigt, wird das Ziel der Ausbildung sein. In diesem Zusammenhang erhebt sich die Forderung an die Ausbilder, daß sie neben ihren Fachkenntnissen Erziehungskenntnisse aufweisen. Treffen diese Voraussetzungen auf die Ausbilder zusammen, so können wir ihrer Arbeit vertrauen. Es gibt eine Reihe von Offizieren, die im zweiten Weltkrieg an der Front dienten und heute als Lehrer aller Schultypen Dienst leisten. Sie brächten Fachkenntnisse in zweierlei Richtung mit und sie böten die Gewähr, daß unsere Jugend von Männern geschult wird, die dazu im höchsten Grade befähigt sind und für sie größtes Interesse entgegenbringen.
Groß ist die Aufgabe, die es für unser Volk zu lösen gibt. Sie kann geschafft werden, wenn wir einig sind, wenn wir uns alle daran beteiligen, gleich welcher Parteirichtung wir angehören und vor allem, wenn wir daran denken, wofür wie sie leisten: für unsere Zukunft, für Oesterreich.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!